In der Villa der Familie Leicht fand das Mädchengymnasium einst Platz Foto: Fanny-Leicht-Gymnasium

Als in den 1930er Jahren immer mehr Mädchen auf die höhere Schule drängten, fehlte Vaihingen ein Gymnasium. Robert Leicht überließ der Gemeinde dazu die Familienvilla. Am Samstag, 25. Juli 2015, feiert das Fanny-Leicht-Gymnasium in der Fanny-Leicht-Straße 13/25 sein 75-Jahr-Jubiläum. Es beginnt um 10.30 Uhr in der Sporthalle mit einem Festakt.

Stuttgart - Vor 75 Jahren ist in Vaihingen das Fanny-Leicht-Gymnasium eröffnet worden, ermöglicht durch das Erbe der Familie Leicht und die Spenden aus der Vaihinger Bevölkerung. In diesem Jahr feiern Lehrer, Schüler und Eltern das Jubiläum der Schule, die bis heute die Leicht’sche Villa und den umliegenden Park nutzt.

Koedukation, der gemeinsame Unterricht von Jungen und Mädchen, war 1939 nicht weit verbreitet. Weil aber immer mehr Mädchen auf die Oberschule drängten, brauchte die Gemeinde auf den Fildern eine Lösung. Das Hegel-Gymnasium war für Jungen, also suchte man nach einem Platz für ein Mädchengymnasium. Eine Erbschaft kam in dem Moment äußerst gelegen.

Die Jugendstilvilla der Familie Leicht liegt inmitten einer großzügigen Parkanlage. Fanny Leicht, die Dame des Hauses, entstammte ursprünglich der Brauerei Widmaier in Möhringen, wo Robert Leicht, ein Bauernsohn aus Schwäbisch Hall, 1871 um Unterweisung im Bierbrauen bat. Drei Jahre später war er mit der 19-jährigen Fanny verheiratet. Als die beiden eine eigene Brauerei einrichten wollten, half ihnen Carl Widmaier. Er traute dem 24-jährigen Robert Leicht wohl allerhand zu, und wurde nicht enttäuscht.

Robert und Fanny kauften die Vaihinger Gaststätte Zum Ochsen und errichteten die Bier-Brauerei Robert Leicht, später Schwabenbräu. Sie war, so heißt es in der Schulchronik, nicht nur durch ihr Bier, sondern auch durch ihren hohen technischen Standard überall bekannt gewesen und ausgezeichnet worden. Robert Leicht starb im Jahr 1921, seine Frau Fanny führte gemeinsam mit dem Sohn Robert jun. die Geschäfte.

Schon im Jahr 1917 hatten die Leichts ein Bar-Vermächtnis für die Gemeinde Vaihingen vorgesehen. Nach Fannys Tod im Jahr 1939 wandelte Robert jun. das Vermächtnis in einen nicht unbedeutenden Sachwert um – und schenkte Vaihingen das elterliche Anwesen: Eine Jugendstilvilla samt Kutscherhaus und Park. Daraus wurde das Mädchengymnasium , benannt nach Fanny Leicht.

Die Schülerinnen konnten allerdings nur bis zum 16. Oktober 1943 bleiben; während der letzten Kriegsjahre verschickte man sie aufs Land, auf die Schwäbische Alb nach Metzingen. Erst 1945, nachdem auch die amerikanischen Offiziere aus der requirierten Villa auszogen, war an eine Rückkehr zu denken. Die Gründungs- und Kriegsjahre und die Zeit während des Nationalsozialismus hat sich die Geschichtswerkstatt des Gymnasiums zum Thema gemacht. Die Schüler werden ihre Ergebnisse anlässlich des Jubiläums präsentieren.

In den 60er Jahren begann man, Mädchen und Jungen gemeinsam zu unterrichten. Seither haben Lokalgrößen wie der Unternehmer Rainer Scharr, der Stuttgarter Oratoriensänger Andreas Weller, die Schriftstellerin Felicia Zeller das Abi dort abgelegt. Jetzt steht die Schule vor neuen Herausforderungen: „Die Aufhebung der verpflichtenden Grundschulempfehlung, das Verschwinden der Hauptschulen, die größer werdende Diversität unserer Schüler, das beschäftigt uns neben dem härter werdenden Wettbewerb“, sagt Rektorin Gerda Mendler. Das beste Rüstzeug für die jungen Menschen sei nach wie vor die Studierfähigkeit.

Nur die Ausstattung der Schulen halte mit den Anforderungen nicht Schritt. „Unsere digitale Ausstattung ist dem Stand der Technik nicht gewachsen, uns fehlt das Material, an dem wir die Kinder im kreativen Umgang schulen sollen“, so Mendler. Internetzugang, zumindest W-Lan in allen Klassenzimmern, Whiteboards oder Laptops und Beamer überall, davon kann Gerda Mendler im Moment nur träumen. Selbst wenn sich ein Spender für das eine oder andere Gerät findet, ist nicht geholfen, denn Reparatur oder Erneuerung sind zu teuer.

Die Schulleiterin sieht außerdem die gesellschaftlichen Probleme nicht vollständig gelöst – die Kinder der Alleinerziehenden, der Geschiedenen, der Eltern mit hohen Erwartungen so aufzunehmen, dass ihnen ein schwieriges häusliches Umfeld keinen Nachteil bereitet. Die Frage „Was kann, was muss Schule heute leisten?“ wird Gerda Mendler bei einer Podiumsdiskussion während des Festakts an die Teilnehmer weitergeben.

Am Samstag, 25. Juli 2015, feiert das Fanny-Leicht-Gymnasium in der Fanny-Leicht-Straße 13/25 sein 75-Jahr-Jubiläum. Es beginnt um 10.30 Uhr in der Sporthalle mit einem Festakt, um 15.30 Uhr beginnt das Fest auf dem Schulgelände.