Sommerliche Schreibarbeit: Albert Raff, Gerhard Raff und Thomas Held (von links) zeigen das Herzstück ihrer Sammlung zu Magister Raphius. Es ist ein Brief von Theodor Heuss, der ebenfalls zu den Nachkommen des Degerlocher Pfarrers gehört. Foto: Sabine Schwieder

Drei Genealogen forschen zu ihrem Vorfahren nach: Christophorus Raphius Nagoltensis war ein Pfarrer, der vor rund 450 Jahren Dienst in der Degerlocher Michaelskirche tat.

Degerloch - „Fruchtbar auf der Kanzel und im Ehebett“, so bezeichnen drei Familienforscher den im 16. Jahrhundert lebenden Magister Christophorus Raphius Nagoltensis. Vor 450 Jahren hat der junge Pfarrer seinen Dienst in der Michaelskirche begonnen. Zahlreiche Nachkommen – in Degerloch und auf der ganzen Welt – führen ihre Familiengeschichte auf diesen Herrn Raff zurück. Grund genug, ihm eine Festschrift zu widmen. Am 6. November soll sie im Rahmen einer Feierstunde in der Michaelskirche vorgestellt werden.

„Es ist mehr ein Buch geworden“, sagt Albert Raff, der seit dem Frühjahr gemeinsam mit Thomas Held und Gerhard Raff in Archiven nach Dokumenten stöbert. Die meisten Fundstücke hat dabei Thomas Held zusammengetragen. „Ich forsche schon seit vielen Jahren nach dem Namen Raff“, sagt er, dessen Vorfahren aus der Degerlocher Löwenwirtsfamilie stammen und so mit dem Magister verknüpft sind. Die beiden anderen, die den Namen Raff selbst tragen, sind nur über viele Zeitstränge hinweg miteinander verwandt, teilen aber das Interesse an der Historie.

Auch in Nagold ist der Name Raff verbreitet

Genealogen wie ihnen geht es weniger um ein Bild der Persönlichkeit ihres Forschungsobjekts. Das wäre auch nicht einfach, denn viel ist über den Degerlocher Magister nicht bekannt. Sein Geburtsjahr schätzen die drei Forscher auf 1534 oder 1535. Zur Welt kam er in Nagold, wo der Name Raff noch heute eine große Rolle spielt.

Gesichert ist, dass Magister Christophorus Raphius Nagoltensis 1566 von einer besonders schlecht besoldeten Stelle in Musberg nach Degerloch wechselte. Dort hatte er eine Vielzahl von Orten geistlich zu betreuen. „Und das alles ohne Pferd und Wagen“, sagt Gerhard Raff bewundernd.

Ein Nachfahre des Degerlocher Pfarrers: Theodor Heuss

In Degerloch, wo der Magister die dritte evangelische Pfarrstelle übernahm, war das Leben einfacher, und so blieb er bis zu seinem Tod 1591. Hier ist er auch begraben. Mit seiner Ehefrau Eva Haas hatte Raff zwölf Kinder. Sieben davon haben das Erwachsenenalter erreicht, ein Bub und zwei Mädchen sind in Degerloch geblieben. „Es gab also einen Namensträger, und von dem stammen die Raffs alle ab“, sagt Namensvetter Gerhard Raff.

Besonders stolz sind die drei Forscher auf den berühmtesten unter ihnen: Theodor Heuss, der erste Bundespräsident, lebte 1945 bis 1949 an der Löwenstraße. Dessen Großmutter stammt von den Fildern. Eine andere Prominenz ist Prinz Henrik von Dänemark, der Ehemann von Königin Margarethe. Henrik, der Sohn eines französischen Adeligen, ist der Nachfahre eines Stammheimer Pfarrers, der eine Kindsmagd aus der Familie Raff geschwängert hat. Neben Industriellen wie dem Textilfabrikanten Wilhelm Benger gehören aber auch Bauern und einfache Leute dazu. „Um 1800 stammten zwei Drittel der Degerlocher Familien von dem Ehepaar ab“, bestätigt Thomas Held. So trugen viele Raff-Nachfahren zu dem umfangreichen Konvolut der Genealogen bei. Sogar aus den USA und aus Australien kamen Beiträge.