In Vaihingen/Enz ist es zu einer Familientragödie gekommen. Foto: dpa

Wollte der Mann zuerst seine Söhne und dann sich töten? Das Motiv des mutmaßlichen Täters und Familienvaters ist weiter unklar. Doch die Polizei schließt einen Mitnahmesuizid nicht aus.

Vaihingen/Enz - Drei Tage nach der Familientragödie im Stadtteil Aurich bei Vaihingen/Enz im Kreis Ludwigsburg stellt sich die Frage, ob der 38-jährige Vater der beiden getöteten Jungen zuerst seine Kinder und dann sich selbst umbringen wollte. Fachleuchte sprechen in diesem Fall von einem Mitnahmesuizid. „Diese Möglichkeit wird bei den Ermittlungen sicherlich eine Rolle spielen“, sagte der Polizeisprecher Peter Widenhorn vom Polizeipräsidium Ludwigsburg. Genauer möchte er sich in Anbetracht der laufenden Ermittlungen jedoch nicht äußern. „Wir werden uns nicht an Spekulationen beteiligen“, sagte er. Näheres könne man erst mit dem Ergebnis der Obduktion berichten. Derzeit laufe auch die Befragung der Nachbarn sowie die üblichen Ermittlungen im Umfeld des mutmaßlichen Täters.

Die Fakten sprechen für einen Mitnahmesuizid

Die bislang berichteten Fakten sprechen für einen solchen Mitnahmeselbstmord: Die 34 Jahre alte Mutter hatte ihre beiden Kinder, einen vier und einen fünf Jahre alten Jungen, am Samstagabend tot in der Wohnung des getrennt lebenden Vaters im Vaihinger Ortsteil entdeckt. Die Kinder hatten schwere Kopfverletzungen, die ihnen laut Polizei wohl durch stumpfe Gewalt zugefügt worden war. Auch der Vater war verletzt, als er sich am Samstagabend widerstandslos von der Polizei hat festnehmen lassen. Die Verwundungen sind nach Angaben der Polizei nicht lebensgefährlich, er sei aber auch nicht transportfähig. Sprechen könne der Mann auch bereits wieder – nur verweigere er jegliche Aussage zu dem Vorfall. Auch die Mutter konnte bislang von der Polizei nicht befragt werden – sie sei jetzt noch zu geschockt.

Die Polizei geht davon aus, dass der Mann sich die Verletzungen selbst zugefügt hat. Derzeit wird er in einem Krankenhaus überwacht – zum einen, weil er in Untersuchungshaft ist, zum anderen, weil laut Polizei Selbstmordgefahr besteht.

In Vaihingen/Enz ist man ratlos

In Vaihingen/Enz ist man ratlos. „Es macht uns alle betroffen“, sagt der Oberbürgermeister Gerd Maisch. Die Familie sei in der Kommune „eher unauffällig" gewesen. Im Januar 2016 sei sie nach Vaihingen/Enz gezogen, die Frau sei aber mit den Kindern bereits im September wieder ausgezogen. Die Kinder sind nach Angaben von Maisch nicht in städtischen Kindertageseinrichtungen in Vaihingen betreut worden. Daher werde es dort auch keine besonderen Maßnahmen wie ein Gedenken oder eine besondere Betreuung der Mitarbeiter oder Kinder geben. Die Familie sei dem Jugendamt bekannt gewesen, heißt es dort auf Nachfrage. Es habe regelmäßige Beratungsgespräche gegeben. Es habe keine Anhaltspunkte für eine Gefährdung der Kinder gegeben.

Die Polizei hat immer wieder mit Familiendramen zu tun, bei denen verzweifelte Angehörige mehrere Verwandte mit in den Tod reißen. So vermuteten die Ermittler im Jahr 2014, dass ein Stuttgarter seine Eltern in Münster umbrachte, weil er selbst todkrank war und sich nicht um die pflegebedürftige Mutter kümmern konnte. Der Sohn wurde später tot in Thailand entdeckt. Im Februar 2014 brachte ein Vater in Ostfildern erst seinen nach einem Unfall schwer behinderten Sohn um und sprang danach selbst von einer Brücke in den Tod. Im Oktober 2016 hat im Stuttgarter Stadtteil Riedenberg ein 52-Jähriger seinen 16 Jahre alten Sohn sowie die 43-jährige Mutter des Jungen umgebracht, bevor er versuchte, sich selbst das Leben zu nehmen. Er wurde vom Landgericht zu 15 Jahren Haft verurteilt.