In diesem Haus in Aurich wurden die Leichen zweier Kinder gefunden. Foto: Banholzer

Zwei vier- und fünfjährige Buben verbringen das Wochenende bei ihrem Vater. Am Samstag findet die Mutter die Kinder tot im Haus des von ihr getrennt lebenden Vaters auf. Der 38-Jährige verletzt sich selbst und steht unter Tatverdacht.

Stuttgart - Es könnte ein perfekter Sonntagnachmittag sein: Sonnenschein und milde Temperaturen, fast vorfrühlingshaft ist dieser Sonntag. Auf dem Bolzplatz am Kreuzbach in Aurich, einem Ortsteil von Vaihingen/Enz (Kreis Ludwigsburg) spielen unbeschwert ein paar Kinder. Einige Spaziergänger sind unterwegs. Nichts deutet auf das hin, was sich am Tag zuvor im Ortskern abgespielt haben muss: Am Samstagabend findet die vom Vater getrennt lebende Mutter die beiden vier und fünf Jahre alten Söhne leblos im Haus des Vaters. Der 38-Jährige, der sich vermutlich selbst verletzt hat, wird festgenommen.

Diese schreckliche Nachricht hat sich schnell im Ort herumgesprochen. Ein Mann und zwei Frauen kommen des Wegs. Auf das Geschehen angesprochen, sagt der Mann nur: „Ich gebe keine Auskunft.“ Ein anderer junger Mann steht am Rand der Hirsauer Straße, nahe des Auricher Rathauses. Ob er etwas mitbekommen habe? „Nur, dass die Straße hier voll mit Polizeiautos gestanden hat“, sagt er. Auf der Facebook-Seite der Lokalzeitung hat eine Leserin am Samstagabend ein Foto hochgeladen, das mehrere Polizeifahrzeuge in der dunklen Gasse zeigt. Mit Schutzwesten und Helmen seien die Polizisten im Einsatz gewesen. Danach seien ein Rettungswagen und Beamte in Zivil gekommen – offenkundig von der Kripo. Nachfragen am Morgen bei der Polizeidirektion in Ludwigsburg bleiben zunächst unbeantwortet. Später wird der Einsatz bestätigt, aber es werden keine Einzelheiten genannt.

Kinder erlitten schwere Kopfverletzungen

Die gemeinsame Erklärung von Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft Heilbronn trifft kurz nach 14 Uhr am Sonntag ein: Die getrennt lebende Mutter habe gegen 21.40 Uhr die beiden vier und fünf Jahre alten Jungen leblos im Haus des Vaters aufgefunden, wo sie absprachegemäß den Freitag und den Samstag verbringen sollten. „Sie wiesen schwere Kopfverletzungen auf, die ihnen vermutlich durch stumpfe Gewalt beigebracht worden waren“, heißt es in der Mitteilung. Die Polizei habe den 38-jährigen Vater als dringend tatverdächtig noch an Ort und Stelle festgenommen. Der Mann habe sich mutmaßlich selbst verletzt, er schwebe aber nicht in Lebensgefahr. Er wurde in ein Krankenhaus gebracht. Auch die 34 Jahre alte Mutter musste in ärztliche Obhut übergeben werden. „Die kriminaltechnischen Maßnahmen dauern derzeit an. Eine Obduktion wird zeitnah anberaumt“, heißt es weiter. Ein Haftrichter erließ am Sonntagabend Haftbefehl gegen den 38-Jährigen, der nicht transportfähig ist und in der Klinik von Polizisten bewacht wird.

An dem Haus in der Ochsengasse, an dem der Putz bröckelt, sind am Sonntag die Fensterläden geschlossen. Nur das Siegel an der Haustür verrät den Tatort. 50 Meter entfernt steht die malerische Dorfkirche. Die Turmuhr schlägt – es ist fast ein Idyll. Um die Ecke arbeitet ein junges Paar im Garten. In der vergangenen Nacht waren sie nicht in Aurich. Sie hätten aber gerade die Nachricht über die Tragödie in der Nachbarschaft gehört. „Es ist erschreckend, dass so etwas nur ein paar Häuser weiter passiert“, sagen sie erschüttert.