Die Haut von älteren Menschen ist besonders anspruchsvoll: Sie verliert an Festigkeit und Elastizität. Die einzelnen Hautschichten werden dünner, sind schlechter durchblutet, die Drüsen produzieren kaum noch Schweiß und Talg. Sie muss daher regelmäßig eingecremt werden Foto: Fotolia/© maticsandra

Alte Menschen erhalten häufig die falsche Pflege: Eine Studie zeigt, dass richtiges Eincremen und Waschen in der häuslichen Versorgung eine große Herausforderung darstellt. Häufig fehlt es an fachlichem Wissen.

Berlin - Die Haut ist der Deutschen Hauptsache: Fast 13 Milliarden Euro werden pro Jahr allein für die Körperpflege ausgegeben, so besagen es zumindest die Daten vom Industrieverband Körperpflege und Waschmittel. Und so erscheint es doch überraschend, dass die Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) nun mahnt: Die Haut vieler älterer Menschen wird falsch und oft nur unzureichend gepflegt. Besonders in der häuslichen Versorgung stellt das richtige Cremen und Waschen eine große Herausforderung da: Pflegende – sowohl aus dem professionellen Bereich als auch aus dem Kreis der Angehörigen – setzen dermatologische Empfehlungen oft nicht um.

Die Erkenntnisse stammen aus einer Studie der Stiftung. Zusammen mit der Charité-Universitätsmedizin hatte das ZQP professionelle Pflegekräfte aus dem Bereich der häuslichen Versorgung befragt, wie oft sie cremen, welche Waschmittel oder Seifen sie verwenden und nach welchen Kriterien sie die Pflegeprodukte auswählen. „Dabei hat sich gezeigt, dass viele von der Produktvielfalt an Seifen, Gels, Lotions und Cremes überfordert waren und am Ende zu irgendetwas gegriffen haben, ohne genau zu prüfen, ob dieses Produkt für die alternde Haut überhaupt geeignet ist“, sagt Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP und Mitautor der Studie, die im amerikanischen Fachblatt „Journal of Advanced Nursing“ (Jan) veröffentlicht wurde.

Auf Reizstoffe und Krankheitskeime reagiert die Haut empfindlich

Dabei ist gerade die Haut von älteren Menschen besonders anspruchsvoll. „Mit dem Älterwerden verliert sie an Festigkeit und Elastizität“, sagt Suhr. Die einzelnen Hautschichten werden dünner, sind schlechter durchblutet, die Drüsen produzieren kaum noch Schweiß und Talg. Es kommt zu Falten und trockenen Stellen, die unangenehmen Juckreiz verursachen. Auf Reizstoffe und Krankheitskeime reagiert die Haut empfindlich – ebenso auf Verletzungen. „Wunden heilen schlechter und können sich leichter infizieren“, sagt Suhr.

Eine falsche Pflege kann diese Probleme verstärken. Für die schon gereizte Haut bedeutet die Grundreinigung vor allem Stress: Heißes Wasser, Shampoo und Duschgel weichen den natürlichen Schutzfilm auf. Auch falsch gewählte Produkte: Wenn beispielsweise die Beine und Arme mit Franzbranntwein eingerieben oder – wie Ralf Suhr ein Beispiel schildert – mit Kernseife gewaschen werden. „Solche Mittel, die Alkohol enthalten oder sehr seifig sind, wirken viel zu aggressiv.“ Besser sind milde Reinigungsprodukte, die auf den pH-Wert der Haut – etwa 5,5 – abgestimmt sind.

Oft werden die zu Pflegenden zu selten eingecremt

Doch diese sind nur selten in den Badezimmern zu finden. „Oft übernehmen den Einkauf der Produkte die Angehörigen, die die hautmedizinischen Empfehlungen oft nicht kennen“, sagt Suhr. „Und selbst wenn die Pflegekräfte auf besonders altersgerechte Produkte achten wollen, so fehlt ihnen bei der Vielfalt der einzelnen Seifen, Gels und Lotions der Überblick“, sagt Suhr. Uneinheitliche Angaben, verschiedene Siegel und auch die Unterschiede im Preis erschweren die Auswahl. „Da scheitern selbst Profis“, so Suhr.

Ein weiteres Problem ist, dass die Absprachen zwischen Angehörigen und Pflegekraft nicht gut funktionieren: Suhr hat dies am Beispiel Eincremen festgestellt. Oft werden die zu Pflegenden zu selten mit einer Creme eingerieben. „Zum einen, weil richtiges Eincremen sehr viel Zeit kostet, was Pflegekräfte oft nicht haben“, sagt Suhr. Zum anderen ist den Hilfen oft nicht klar, ob der Angehörige schon vor dem Eintreffen der Pflegekraft eingecremt hat oder nicht. „Das wird nicht kommuniziert, und am Ende lässt man es eben weg.“

Wer Veränderungen am Hautbild erkennt, sollte dies beim Arzt abklären lassen

In solchen Fällen empfiehlt der Pflege-Experte, lieber zur Sicherheit nochmals eincremen. „Ein Zuviel schadet nicht, ein Zuwenig schon.“ Denn trockene Haut führt zu einem Juckreiz, man kratzt, die Wunden entzünden sich – gerade bei Diabetikern kann dies zu einer langwierigen Heilung führen.

Wichtig ist in jedem Fall, die Haut stets im Auge zu behalten: Zwar sei es schwierig zu unterscheiden, ob Reizungen, Rötungen, Entzündungen der Haut aufgrund von falscher Pflege entstanden sind oder aufgrund einer Krankheit. „Wer aber Veränderungen am Hautbild erkennt, sollte dies beim Arzt abklären.“ Und sich obendrein erkundigen, wie die Haut am besten gepflegt werden sollte – und dies dann auch an die Pflegekraft weitergeben.

Es gibt einen ZQP-Ratgeber „Hautreinigung und -pflege“. Man kann diesen im Internet herunterladen oder per E-Mail unter info@zqp.de kostenlos bestellen.

Problemzonen im Alter und wie man sie pflegt

Problemzonen im Alter

Trockene Haut: Fast jeder ältere Mensch hat trockene Haut an Füßen, Beinen und Armen. Milde Formen erkennt man an weißen kleinen Schuppen. Hauteinrisse, die bluten und entzündet sein können, sind Zeichen starker Trockenheit. Die Haut beginnt unangenehm zu jucken. Kratzen verschlimmert das Hautbild und kann zu Infektionen führen.

Wundsein in Hautfalten: Zwischen Hautfalten kann es zu einem Stau von Feuchtigkeit und Wärme kommen – etwa unter den Achseln, den Brüsten oder an der Leiste. Das birgt Infektionsgefahr.

Entzündungen durch Einnässen: Längerer Kontakt zu Urin und Stuhl schädigt die obersten Hautschichten. Es entstehen Entzündungen oder gar nässende Stellen.

Druckgeschwür (Dekubitus): Diese Haut- und Gewebeschädigung entsteht durch Druck, Scherkräfte und Reibung. Oft entsteht ein Dekubitus an Stellen, wo spitze, kantigen Knochen direkt unter der Gewebeschicht liegen, die wiederum für längere Zeit direkt auf einem Stuhl oder einer Matratze aufliegt.

So pflegt man richtig:

1. Waschprodukte mit einem pH-Wert unter 6 sind zu bevorzugen

2. Nicht geeignet sind klassische Seifen – sie trocknen die Haut aus und stören die natürliche Schutzfunktion der Haut.

3. Ölhaltige Waschprodukte wie beispielsweise Duschöle und synthetische Seifen sind rückfettend und eher hautschonend.

4. Produkte mit Urea, Glycerin oder Milchsäure können gegen trockene Haut helfen.

5. Cremes, Salben oder Lotionen auf Öl-/Fettbasis regulieren die Hautfeuchtigkeit und verbessern durch eine Rückfettung die Schutzfunktion der Haut.

6. Um die Haut nicht zu reizen, ist die Anwendung von parfümarmen oder -freien Produkten ratsam.

7. Produkte mitätherischen Ölen und Präparate auf Alkoholbasis sind nicht geeignet für empfindliche Haut.

8. Vor Einreibungen mit Franzbranntwein ist abzuraten, da hierdurch die Haut geschädigt wird.