Nach Einschätzung eines Fallanalytikers hatte es der sogenannte Parkplatzmörder auf Homosexuelle abgesehen. Foto: dapd

Nach Einschätzung eines Fallanalytikers hatte es der "Parkplatzmörder" auf Homosexuelle abgesehen.

Stuttgart - Nach Einschätzung eines Fallanalytikers hatte es der sogenannte Parkplatzmörder auf Homosexuelle abgesehen. „Hier scheinen Homosexuelle ein bestimmt Funktion zu haben“, sagte der Gutachter am Montag vor dem Stuttgarter Landgericht. Angeklagt ist dort ein 56-Jähriger aus Esslingen. Der Frührentner soll im vergangenen Jahr einen 30 Jahre alten Mann bei Magstadt (Landkreis Böblingen) und einen 70-Jährigen bei Mörfelden-Walldorf in Südhessen hinterrücks erschossen haben.

Obendrein wird ihm vorgeworfen, einen Touristen in Freudenstadt mit einem Messer angegriffen zu haben. Die Anklage lautet auf zweifachen Mord sowie versuchten Mord. Wer immer die Taten begangen habe, sei bis zur Abgabe der Schüsse sehr strukturiert vorgegangen, gab der 50-Jährige Mitarbeiter des Landeskriminalamts Wiesbaden am Montag aus einem Bericht vom August 2010 wieder. „Die Parkplatzszene ist für einen Täter, der Homosexuelle töten aber nicht entdeckt werden will, ideal.“

Über die Motive könnte man nur spekulieren

Auch die Tatzeiten seien günstig gewesen. Beide Opfer waren nach Einschätzung des mehrköpfigen „Profiler“-Teams arglos. Nach den Schüssen habe sich das Verhalten des Täters allerdings verändert. In Magstadt etwa habe er das Opfer umgelagert. Das hohe Risiko, das er dabei eingegangen sei, stünde in einem erheblichen Widerspruch zur Tatausführung. Über die Motive könne man nur spekulieren.

So habe sich das Team gefragt, ob Ansteckung mit HIV Grund für einen Hass sein könne. Grundsätzlich komme es aber häufiger vor, dass sich Serienmörder bestimmte Gruppen suchten, etwa Prostituierte oder Senioren. „Wir hatten den Eindruck, dass wir einen Täter hatten, der unzufrieden ist mit seinem Leben und sich in einer Art Sündenbock-Mentalität in ein Hass-Szenario hineingesteigert hat.“

Ohne die Identität des Verdächtigen zu kennen, hatten die Profiler den Täter im Sommer 2010 auf 45 bis 60 Jahre taxiert. Sie hätten damit gerechnet, dass der Täter sich möglicherweise noch weitere Opfer suche.