Am Fundort von Peggys Leiche wurden nun DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden. (Archivbild) Foto: dpa

Es könnte eine sensationelle Wende im Fall Peggy sein: Womöglich steht der Tod des Mädchens in Verbindung zum „Nationalsozialistischen Untergrund“. Darauf deuten zumindest neue Spuren hin. Der Fund könnte auch Auswirkungen auf den NSU-Prozess haben.

Bayreuth - Nach dem Fund einer DNA-Spur des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt prüfen die Ermittler eine Verbindung zum Kriminalfall Peggy. Der genetische Fingerabdruck Böhnhardts war am Fundort des Skeletts von Peggy sichergestellt worden, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstagabend mitteilten. Noch ist offen, ob es sich dabei um einen Zufallsfund handelt oder ob es einen direkten Zusammenhang zu dem 2001 verschollenen Mädchen gibt. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.

Die damals neunjährige Peggy war am 7. Mai 2001 im nordbayerischen Lichtenberg auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Am 2. Juli dieses Jahres fand ein Pilzsammler Teile ihres Skeletts in einem Waldstück im Saale-Orla-Kreis - nur rund 15 Kilometer vom Heimatort des Mädchens entfernt.

Wie die Behörden nun mitteilten, konnten am Fundort der Knochen zahlreiche Spurenträger sichergestellt werden. Bei der Untersuchung sei DNA identifiziert worden, „die Uwe Böhnhardt zuzuordnen ist“. Allerdings: „In welchem Zusammenhang diese DNA-Spur gesetzt wurde, wo sie entstanden ist und ob sie in Verbindung mit dem Tod von Peggy K. steht, bedarf weiterer umfassender Ermittlungen in alle Richtungen, die derzeit geführt werden und ganz am Anfang stehen.“

Böhnhardts DNA-Spuren wurden an einem Gegenstand gefunden, wie Oberstaatsanwalt Harald Potzel am Abend in Bayreuth mitteilte. Details nannte er nicht. Nach „Spiegel“-Informationen handelt es sich dabei um ein Stück Stoffdecke. Der Bayerische Rundfunk berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, dass es sich um ein Stück Stoff von der Größe eines Fingernagels handele. Demnach war am Nachmittag nach einem Datenbanken-Abgleich durch die Rechtsmedizin ein entsprechender Treffer gemeldet worden.

Böhnhardt war 2011 im Alter von 34 Jahren gestorben

Böhnhardt war 2011 im Alter von 34 Jahren gestorben - mutmaßlich durch Schüsse seines Mittäters Uwe Mundlos, bevor dieser sich selbst tötete. Die beiden Rechtsextremisten und Beate Zschäpe sollen laut Bundesanwaltschaft jahrelang unerkannt gemordet haben. In München läuft seit mehr als drei Jahren der Prozess gegen Zschäpe - als einzige Überlebende des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU).

Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler, Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess, forderte Zschäpe auf, sich zu den neuen Erkenntnissen im Fall Peggy zu äußern. „Ich würde mir wünschen, dass Frau Zschäpe auch in diesem Fall an der Aufklärung mitwirkt und auspackt, was sie dazu weiß“, sagte er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitag). Irene Mihalic, Obfrau der Grünen-Bundestagsfraktion im NSU-Untersuchungsausschuss, sagte der Zeitung: „Das ist eine neue Dimension. Wir müssen dem nachgehen.“

Daimagüler kündigte auch einen neuen Beweisantrag im NSU-Prozess an. Dabei sollten Einzelheiten über Kinderporno-Dateien auf einem Computer des NSU untersucht werden, sagte Daimagüler der Deutschen Presse-Agentur. Im Schutt der abgebrannten Fluchtwohnung des NSU-Trios in Zwickau war ein Datenträger mit Kinderpornomaterial gefunden worden. Man müsse herausfinden, sagte Daimagüler, „wer Kenntnis hatte und wer es draufgeladen hat - Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos, Beate Zschäpe oder alle drei“.