Vanessa Müller mit einem Steinadler und Wolfgang Weller mit einem Gerfalken vor der Burg Hohenneuffen. Foto: StN

Falkner Wolfgang Weller will mit 50 Greifvögeln auf der Burg Hohenneuffen sesshaft werden.

Neuffen - Wolfgang Weller ist seit 40 Jahren begeisterter Falkner. Seit fünf Jahren lässt er Greifvögel und Eulen über der Burg Hohenneuffen im Kreis Esslingen kreisen - an Wochenenden und in den Ferien. Jetzt will Weller mit rund 50 Tieren auf der Burg sesshaft werden.

Bei den Besuchern der Burg, Wanderern und Touristen, ist Wellers Falknerei immer eine Attraktion. Thomas Lachenmayer, der dort das Restaurant leitet, spricht von einer echten Bereicherung. "Das ist ein lohnendes Ziel für Kurzausflüge, immer häufiger buchen auch Firmen die kleine Falkenschau."

Keine einheimischen Arten erlaubt

Wolfgang Weller kann das Interesse bestätigen. "Es gibt auch viele Anfragen von Schulen und Lehreinrichtungen", sagt der 55-Jährige. Das hat ihn auf die Idee gebracht, im Burghof eine Permanent-Falknerei einzurichten. "Das wären etwa 50 Vögel, je nach Größe des Areals", sagt er. Und er ist überzeugt davon, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. So sei für ihn der Umzug von jeweils 15 Vögeln vor und nach der Show heim in den Schwäbischen Wald doch recht aufwendig, vor allem der Aufbau des Ritterzeltes, der Blöcke und Stangen. Bei einer ständigen Falknerei würde dies wegfallen. Außerdem könnte er viel mehr Anfragen von Schulen oder Gruppen Rechnung tragen, wenn die Vögel ständig auf der Burg präsent seien.

"Vanessa ist eine Berufsfalknerin, die die Tiere richtig gut präsentieren kann", versichert Weller. Der 26-Jährigen Biologin und Falknerin traue er zu, den Betrieb auf der Burg Hohenneuffen zu führen. Weller weiß aber auch, dass die dauerhafte Präsenz eines ausgebildeten Falkners nur eine Anforderung ist. Vielmehr muss die Falknerei auch naturschutzrechtlich genehmigt werden, ganz besonders im dortigen Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

Weller hat deshalb in die Genehmigung schon kräftig investiert und für rund 10.000 Euro zwei Gutachten erstellen lassen - für eine mobile sowie für eine stationäre Falknerei. Fazit: Beides wäre dort möglich, sofern sich Weller an bestimmte Regeln hält. Das bedeutet vor allem, auf der 743 Meter hoch gelegenen Burg keine einheimischen Arten einzusetzen.

Ab Herbst kreist ein Adler

Ein wilder einheimischer Wanderfalke könnte einen Artgenossen aus der Show weglocken, oder sie könnten sich gegenseitig bekämpfen. Beides muss ausgeschlossen werden. "Ich würde deshalb Falken einsetzen, die hier ganz fremd sind und in den natürlichen Kreislauf nicht eingreifen." Das wäre etwa ein Luggerfalke, der in Pakistan vorkommt, ein Lannerfalke, der in Nordafrika und Süditalien beheimatet ist, oder ein Sakerfalke (Würgfalke) aus Asien. Gut eignen würde sich, wie Weller meint, auch ein Wüstenbussard. Sämtliche Tiere stammten aber aus Zuchten. Sie aus anderen Ländern einzuführen, ist nicht erlaubt.

Den Adler will Wolfgang Weller grundsätzlich erst ab Herbst einsetzen. "Tiere, die brüten, sehen ihn als potenziellen Feind und glauben dann womöglich, dass er sie angreift." Obwohl Wolfgang Weller selbst verschiedene Greifvögel züchtet, rechnet er mit einer Investition von rund 50.000 Euro für die Permanent-Falknerei auf der Burg. "Adler und Geier sind teuer", sagt er. Er müsse für die Anlage aber auch einen Architekten beauftragen und die Gatter finanzieren.

Genehmigung für Burg in Wertheim

Demnächst will er nun den Antrag für die stationäre Falknerei bei der Abteilung Staatliche Schlösser und Gärten (SSG) des Finanzministeriums stellen. Denn Eigentümer der 1140 erbauten Höhenburg ist das Land. Dass er das nicht bereits getan hat, liegt an den Renovierungsarbeiten, die zur Zeit in dem historischen Gemäuer laufen. Bauherr ist das Landesamt Vermögen und Bau mit Sitz in Ludwigsburg. Die Behörde untersucht, ob durch lose Gesteinsbrocken womöglich eine Gefahr für die jährlich rund 250.000 Besucher auf der Burg besteht. Noch ist unklar, wie lange die Sanierung dauern wird. Allein die Renovierung der Burgbrücke und des Wegs schlug mit 620.000 Euro zu Buche.

Weller wartet nun das Ergebnis der Prüfung ab. Dort, wo er die stationäre Falknerei aufbauen will, stünden im Moment die Baumaschinen. Der Neuffen aber sei für ihn erste Wahl. Daran hat sich auch nichts geändert, obwohl er für die Burg in Wertheim inzwischen die Genehmigung für eine dauerhafte Falknerei erhalten hat.

Bis das Land seinem Antrag stattgibt, bleibt Weller bei seinen Gastspielen auf dem Hohenneuffen. Seine rund 45 Minuten dauernde mittelalterliche Show zeigt er samstags, sonn- und feiertags. In den Ferien tritt er bis einschließlich 11. September täglich auf.

www.hohenneuffen.de