Collagen wie diese sind Teil der Ausstellung zum Thema Fairtrade Foto: Georg Linsenmann

Mit einer Ausstellung im Pflegezentrum erneuert der Stadtbezirk den Fairtrade-Titel. Der Fairtrade-Verein, der den Titel vergibt, wollte wissen, ob noch alle Kriterien zur Führung des Labels erfüllt sind.

Münster - Einmal Fairtrade, immer Fairtrade? Keineswegs. Denn als es Münster im Jahr 2012 als einem der ersten Bezirke in der Stadt gelang, mit einschlägigen Anstrengungen den Fairtrade-Titel zu ergattern, gab es den erst mal für zwei Jahre. Nun war die Überprüfung fällig, ob Münster das begehrte Prädikat auch weiterhin verdient. Der Fairtrade-Verein Köln, der den Titel vergibt, wollte wissen, ob noch alle Kriterien zur Führung des Labels erfüllt sind. Beispielsweise, ob noch genügend Läden Fairtrade im Angebot haben, ob sich weiterhin eine „Steuerungsgruppe“ um Nachhaltigkeit kümmert oder ob Schule, Kirchen, Vereine, Cafés und Restaurants weiter mit im Boot sind.

Ausstellung im Pflegezentrum

Nachdem dies alles positiv beschieden war, galt es noch, eine relevante Aktion nachzuweisen, mit der der Fairtrade-Gedanke weiter Raum fassen kann. Und hier gelang tatsächlich eine „Aktion Zukunft“. Denn neben der Kita Freibergstraße und dem Kinder- und Jugendtreff konnte auch die Elise-von-König-Gemeinschaftsschule zum Mitmachen gewonnen werden. So hat sich eine große Zahl von Kindern und Jugendlichen über einen längeren Zeitraum mit dem Thema befasst, zudem die erst jüngst gegründete Gruppe der Kunsttherapie im Pflegezentrum.

Die überaus große Zahl von Bildern, Text- und Foto-Collagen sowie sonstigen Kunstwerken, die auf diesem Wege entstanden ist, wird nun in einer großen Ausstellung im Pflegezentrum an der Schussengasse präsentiert, die im schrägen Aufgangsbereich vom Unter- bis zum Obergeschoss reicht.

„Gerechtigkeit in einer endlichen Welt“

Bei der Vernissage freute sich die Hausleiterin Brigitte Martin über die bis zum 26. September zu sehende, „ganz besondere Ausstellung“. Martin bekannte: „Fairtrade heißt für mich Gerechtigkeit in einer endlichen Welt.“ Ein Gedanke, den sie mit einem Merksatz von Albert Einstein flankierte: „Noch bevor du diesen Morgen dein Frühstück beendet hast, bist du auf die halbe Welt angewiesen.“ Überaus zufrieden zeigte sich auch Münsters Bezirksvorsteherin Renate Polinski. Sie bedankte sich bei allen Beteiligten: „Besonders bei allen Kindern und Jugendlichen, die sich so engagiert auf das Thema eingelassen und so tolle Werke geschaffen haben.“ Polinski betonte: „Fairtrade ist uns wichtig. Auch, weil Sie damit beim Einkauf einen kleinen Beitrag zur Entwicklungshilfe leisten können. Mit Produkten, die nicht durch Kinder- und Zwangsarbeit belastet sind.“ Bei der Gelegenheit konnte sie gleich die 31. Urkunde für Fairtrade-Engagement überreichen: an die Initiatoren der katholischen Seniorennachmittage. Schon bei der Eröffnung stieß die Ausstellung auf starkes Interesse. Die Vielfalt und die unterschiedlichen Herangehensweisen beeindrucken und regen zum Nachdenken an. Das reicht von mit fairem Kaffeesatz getupften Bildern über Fußball-Muffins mit fairen Zutaten bis zur Darstellung der Fairtrade-Geschichte. Überaus sorgfältig, symbolkräftig und fantasievoll sind die vielen gemalten Bilder. Wie ernsthaft und sensibel die jungen Leute sich mit dem Thema befasst haben, das belegen auch die beigefügten „Gedanken zum Bild“. Fair kann da auch ganz einfach und ganz weit gefasst sein, wie etwa bei Celan: „Wenn wir uns helfen und vertragen, dann liegt die Welt in unseren Händen geborgen.“

Ein großer Hingucker ist die Collage bunter Turnschuhe, in deren Mitte eine Näherin zu versinken scheint: 250 an der Zahl. Just soviel, wie die Frau nähen muss, um sich selbst ein Paar leisten zu können. Fairer Lohn geht anders, auch bei der Produktion von Bällen. Deshalb hat die TSVgg Münster ganz auf in fairer Produktion hergestellte Bälle umgestellt. So steht diese einst durch Ballspenden stimulierte, nachhaltige Veränderung im Einkaufsverhalten ganz oben auf einem mit „Erfolgsgeschichten“ titulierten Plakat. Dass viele solcher Geschichten gedeihen, in den fernen, globalen Bezirken der Produktion, dafür steht Fairtrade. Diesmal wurde Münster das Prädikat gleich auf vier Jahre verliehen.