Das Stuttgarter Label Eco-Carrots setzt auf knallige Farben Foto: Lichtgut/Martin Stollberg

Die Öko-Mode emanzipiert sich von ihrem angestaubten Image und bringt Coolness und nachhaltige Grundsätze zusammen. Auch Stuttgarter Labels setzen auf den ökofairen Trend.

Stuttgart - Wir essen bio, wir fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln und schminken uns mit Naturkosmetik. Aber das, was wir auf der Haut tragen, ist meist nicht in Einklang mit der Natur zu bringen.

Dabei sind Biotextilien in Mode. Sie haben nichts mehr mit dem zu tun, woran man früher Öko-Mode erkannte: Sackkleider in knitteriger Leinenoptik und ausgewaschenen Farben, Pullover aus kratziger Wolle oder lilafarbene Haremshosen. Die heutigen Bio-Anbieter kommen mit schrillen Farben, variablen Stoffen und stylischen Schnitten daher.

Das bestätigt auch der Blick auf den Laufsteg beim Aktionstag fashion loves fair im Treffpunkt Rotebühlplatz, veranstaltet von der Volkshochschule gemeinsam mit den Grünen Stuttgart. Studentinnen der Modeschule Kehrer präsentieren neben eigenen Kreationen auch ökofaire Mode. Das Stuttgarter Label Eco-Carrots zeigt kreative T-Shirts und die österreichische Marke Göttin des Glück feminine Kleider und Röcke in kräftigen Farben zwischen orangerot und türkis.

Mit dem Verkauf werden Schulen in Tansania unterstützt

„Wir sind auch dabei, ein Stuttgart-Shirt zu kreieren und beziehen die Kunden dabei mit ein“, sagt Nora Papajewsi von Eco-Carrots. Und auch die Aussteller auf dem Markt der Möglichkeiten im Foyer zeigen, dass man Mode sehr gut mit Ökogrundsätzen zusammenzubringen kann.

Das gilt insbesondere für die Marke Greenality von Markus Beck, der sein Angebot auf Jacken, Kleider, Strickwesten, Hosen, Unterwäsche, Tank Tops und Accessoires erweitert hat. Bei Kipepeo von Markus Kluck stecken die Shirts für Kinder und Erwachsene voller Geschichten. Durch den Verkauf werden Schulen in Tansania unterstützt, deren Kinder wiederum die Motive für die Kleidung zeichnen.

„Wir führen für jedes Shirt eine Spende ab“, sagt Markus Kluck. Noch befindet er sich mit den anderen Machern in einer kleinen Marktnische.

„Es muss nicht immer 100 Prozent ökofair sein"

In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Umsatz mit „Eco Fashion“ hierzulande mehr als verzehnfacht, auf zuletzt 654 Millionen Euro. Insgesamt macht Öko-Mode laut der Gesellschaft für Konsumforschung knapp vier Prozent des Bekleidungsmarkts aus.

„Es muss nicht immer 100 Prozent ökofair sein, aber man kann Kleidung ja auch tauschen, aufpeppen oder sich kritisch hinterfragen, ob man schon wieder etwas Neues braucht“, sagt die Fraktionssprecherin der Grünen Anna Deparnay-Grunenberg.

Auf nachhaltige Mode setzen auch die Stuttgarterinnen Katrin Gonser und Silke Hampe, die für ihr Label Rote Zora vor Ort produzieren und somit ein wichtiges Kriterium fairer Mode erfüllen: faire Arbeitsbedingungen. Ein echtes Stück Ökotextil sollte garantieren, dass bei der Herstellung keine umweltschädlichen Pestizide, Herbizide oder schädliche Chemikalien zum Einsatz kommen.

Faire Löhne und menschenwürdige Arbeitsverhältnisse

Außerdem zahlen die Hersteller den Produzenten faire Löhne und garantieren menschenwürdige Arbeitsverhältnisse. Anders als bei den Lebensmitteln sind die Begriffe wie „bio“, „öko“ und „organic“ bei der Kleidung nicht geschützt. Im Grunde schneiden nur vier Siegel gut ab: Das internationale GOTS-Siegel und das IVN West garantieren höchste Bioqualität; „fair wear foundation“ und „fairtrade“ decken am besten die soziale Seite ab.

Als hartnäckiges Vorurteil hält sich, dass Öko-Mode sehr teuer ist. „Natürlich bekommt man für fünf Euro kein ökofaires T-Shirt, aber man muss eben kommunizieren, worin der Mehrwert liegt“, sagt Anna Deparnay-Grunenberg.

Beim Label Young Fashion Fair (YYF), das vier Schülerinnen vom König- Charlotte-Gymnasium gegründet haben, kosten die Shirts zwischen 16 und 20 Euro. Das Quartett ist in eine Marktlücke gestoßen - faire Kleidung, die junge Leute anspricht. Das Ergebnis: Shopping mit gutem Gewissen.