Baumwollpflückerinnen in Westafrika Foto: Paul Hahn/AbTF

Eine Firma aus Tübingen ist einer der Vorreiter bei der Verwendung von Baumwolle, bei deren Produktion auch die Erzeuger in Afrika nicht zu kurz kommen.

Frankfurt/Tübingen - Andreas Söffker hat es noch nicht geschafft, sich dort umzuschauen, wo die Baumwolle angebaut wird. Aber der Geschäftsführer der Tübinger Gerhard Rösch GmbH hat es fest vor. Die Baumwolle kommt von Kleinbauern aus Sambia. Bauern, die dringend auf verlässliche Einnahmen angewiesen sind. „Das macht es noch wichtiger, dass wir den Rohstoff von dort beziehen“, sagt Söffker. Das Familienunternehmen könnte die Baumwolle für seine Wäschekollektionen auch bei Großfarmern aus den USA kaufen. Aber genau das wollen die Tübinger nicht. „Wir wollen natürlich Geld verdienen. Aber wir wollen das auf nachhaltigem Weg tun und die Gesellschaft ein Stück fairer gestalten“, sagt der 54-Jährige.

Cotton made in Africa (CmiA) – eine Initiative, die auf den Hamburger Mode-Unternehmer Michael Otto zurückgeht – ist für Rösch und seine rund 600 Mitarbeiter der richtige Ansatz zur nachhaltigen Kleiderproduktion. CmiA will Hilfe zur Selbsthilfe leisten und hat dazu eine Allianz aus Textilfirmen aufgebaut. Die Unternehmen kaufen die Baumwolle bei Kleinbauern in afrikanischen Ländern südlich der Sahara und nutzen sie für ihre Kollektionen – mit wachsendem Erfolg.

2005 hat CmiA mit drei Pilotprojekten in Benin, Burkina Faso und Sambia begonnen, nachdem sich das Entwicklungsministerium BMZ, die Otto-Gruppe, Baumwollhändler sowie Gesellschaften der Förderbank KfW auf die Initiative verständigt hatten. Klares Ziel: Keine Unterstützung der Bauern durch Spenden und Subventionen, sondern durch Schulung in effizienteren, ökologischen und nachhaltigen Anbaumethoden die besseren Erträge und höheren Einkommen ermöglichen. Der Anbau von Baumwolle soll zudem mit dem Anbau etwa von Mais, Sorghum oder Erdnüssen kombiniert werden, um die Ernährung zu verbessern und die Einkommen zu stabilisieren.

Gezahlt werden für die Baumwolle Weltmarktpreise. Bauern, die von der Initiative profitieren wollen, müssen strenge Vorgaben erfüllen. Sklaverei, Menschenhandel, Kinderarbeit und der Einsatz gefährlicher Pestizide sind ausgeschlossen. Die traditionelle Mitarbeit der Kinder auf dem Hof ihrer Eltern ist gestattet, sofern Schulbesuch und Ausbildung nicht leiden.

Die Käufer der Baumwolle – dazu zählen rund 20 Unternehmen: neben der Otto-Gruppe Firmen wie Puma, C & A, Tom Tailor, Tchibo, Rewe, s.Oliver und seit Mitte 2013 auch Rösch – zahlen für die Nutzung des CmiA-Symbols eine Lizenzgebühr. Mit diesem Geld finanziert die Stiftung land- und betriebswirtschaftliche Schulungen oder den Bau von Schulen. Unterstützt wird die Initiative auch durch die Welthungerhilfe und den WWF.

Mittlerweile haben sich rund 740 000 Kleinbauern vor allem in Westafrika der Initiative angeschlossen. Sie bauen auf 562 000 Hektar Baumwolle nach den CmiA-Vorgaben an – jährlich rund 298 000 Tonnen. Das entspricht etwa 15 Prozent der Baumwollproduktion in Subsahara-Afrika. Roger Peltzer, mit dem Programm vertrauter Abteilungsleiter der KfW-Gesellschaft DEG, bezeichnet CmiA als „eines der größten Armutsbekämpfungsprogramme, in das die deutsche Entwicklungszusammenarbeit involviert ist“.

Mit seinem Engagement will Rösch, wie Söffker sagt, einen Beitrag dazu leisten, „dass die Gesellschaft ein Stück fairer gestaltet wird und dass Kleinbauern in Afrika vernünftige, mehr als nur überlebensfähige Arbeitsbedingungen haben“. Seit Ende 2013 bezieht Rösch die Baumwolle für die CmiA-Wäschekollektion von rund 500 Kleinbauern aus Sambia, die einmal im Jahr, im Mai, pflücken. Von dort wird die Baumwolle nach Lesotho geschickt, wo sie zu Garnen versponnen wird, bevor sie nach Europa zur Herstellung der Textilien kommt.

Rösch geht als erstes Unternehmen der CmiA-Allianz einen besonderen Weg: Dort kann der Kunde den Weg der Baumwolle zurückverfolgen bis zur Anbauregion. Diesen sogenannten Hard Identity Preserved Standard – etwa für die Nachtwäsche-Kollektion von Rösch – zu erfüllen, sei „ein großer Erfolg“, sagt Söffker. So rücke der Kleinbauer, der am Ursprung der Textilien steht, ins Zentrum der Aufmerksamkeit.

Die Bereitschaft der Kunden für solch ethische Produkte mehr auszugeben ist nach den Erfahrungen von Söffker hoch. Die Nachfrage ist mittlerweile so gut, dass Rösch das Sortiment mit nachhaltiger Baumwolle aus Afrika zu erweitern plant. Und auch neue Verkaufsstellen sollen folgen.