Daimler setzt schon Testwagen für das autonome Fahren ein. Foto: Daimler AG

Daimler und Bosch haben eine Zusammenarbeit für die Entwicklung von Roboterautos vereinbart. Durch die Kooperation der beiden Konzerne sollen die Fahrzeuge bereits Anfang des kommenden Jahrzehnts angeboten werden.

Stuttgart - Daimler und Bosch wollen mehr Schwung in die Entwicklung hoch automatisierter Fahrzeuge bringen. Dazu haben die beiden Stuttgarter Unternehmen eine umfangreiche Zusammenarbeit vereinbart. Solche Autos könnten damit rascher auf den Markt kommen, als bisher vermutet. Komplett automatisierte Fahrzeuge könnten nach den Worten von Sprechern der beiden Unternehmen dann bereits Anfang des kommenden Jahrzehnts angeboten werden. Dies könne etwa 2022 oder 2023 sein, sagte ein Bosch-Sprecher. In solchen Fahrzeugen sitzt kein Fahrer mehr. Selbst für hoch automatisierte Autos sei bisher damit gerechnet worden, dass diese erst nach 2025 angeboten würden, sagte ein Sprecher von Daimler. Hochautomatisierte Fahrzeuge sind Autos, in denen noch ein Fahrer sitzt, der notfalls eingreifen kann.

Privatleute müssen noch warten

Die schnellere Entwicklung bedeutet aber nicht, das auch Privatleute schon Anfang des kommenden Jahrzehnts solche Autos kaufen können. Zunächst sei daran gedacht, dass die Fahrzeuge von Flottenbetreibern erworben würden, hieß es bei Daimler. Diese könnten dann sogenannte Robotertaxis anbieten. Wann die Autos bei den Händlern stünden, sei noch offen.

Dies gelte auch für die Frage, in welchen Autotypen die voll automatisierte Technik zuerst eingebaut werde. Beides hänge auch von der weiteren Entwicklung der Softwaresysteme ab. Zunächst sei an einen Einsatz der Fahrzeuge im Stadtverkehr gedacht, so der Daimler-Sprecher. „In den Urlaub wird noch niemand damit fahren“. Zu einem späteren Zeitpunkt sei aber auch dies nicht ausgeschlossen.

Mehr Mobilität für Menschen ohne Führerschein denkbar

Bei der Entwicklung der Software und der Algorithmen zur Steuerung der komplett automatisierten Fahrzeuge arbeiten Bosch und Daimler bisher exklusiv zusammen. Beide Unternehmen betonten aber, man könne weitere Partner hinzunehmen, wenn dies sinnvoll sei. „Wir sind aber nicht zwingend darauf angewiesen“, sagte der Sprecher von Daimler. Bei Projekten zum teilweisen autonomen Fahren arbeitet Bosch auch mit anderen Autobauern zusammen. Diese Kooperationen würden auch künftig weitergeführt, erklärte der Bosch-Sprecher. Mit dem fahrerlosen Fahren soll nach den Angaben der beiden Unternehmen unter anderem der Verkehrsfluss in den Städten verbessert werden. Auch die Sicherheit auf den Straßen solle damit erhöht werden. Außerdem könne die Zeit im Fahrzeug besser genutzt werden. Zudem würden auch Menschen ohne Führerschein mobiler. Die Fahrzeuge sollen nach den Vorstellungen der beiden Konzerne von den Kunden per Smartphone angefordert werden können. „Das Fahrzeug kommt zum Mitfahrer, nicht der Mitfahrer zum Fahrzeug“, heißt es in einer Mitteilung. Auch Carsharing könnte durch fahrerlose Fahrzeuge weitere Impulse erhalten. Erst kürzlich hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche erklärt, er glaube nicht, dass durch Carsharing die Nachfrage nach Autos zurückgehe. Die Fahrzeuge würden vielmehr intensiver genutzt und müssten deshalb schneller ersetzt werden.

Nachrüstung vorhandener Autos nicht sinnvoll

Ein spezielles Auto müsse für die automatisierte Technik nicht eigens gebaut werden, so der Daimler-Sprecher. Geklärt werden müsse aber die Frage, wo an den neuen Fahrzeugen die zahlreichen nötigen Sensoren angebracht würden. Es sei zwar denkbar, aber wohl kaum sinnvoll, vorhandene Fahrzeuge mit der neuen Technik nachzurüsten.

Beide Unternehmen glauben nicht, dass Haftungsfragen eine entscheidende Bremse bei der Entwicklung komplett automatisierter Fahrzeuge sein werden. „Wie schon jetzt wird es die Haftung des Fahrers, des Fahrzeughalters oder des Produzenten geben, wenn etwas passiert“, hieß es unisono. Für Mängel, die auf Produktionsfehler zurückzuführen seien, hafte der Hersteller. „Der Halter muss aber dafür sorgen, dass das Fahrzeug in Schuss ist“, sagte der Daimler-Sprecher. Halter könnten Flottenbetreiber oder auch Privatleute sein.

Daimler und Bosch betrachten Haftungsfragen als lösbar

Die häufig diskutierte Frage, wie ein Fahrzeug in ausweglosen Situationen reagieren solle, stelle sich nicht so, wie häufig diskutiert. Die Frage, wen es anfahre, stelle sich so nicht: „Das Auto unterscheidet beispielsweise nicht zwischen Jung und Alt, es erkennt nur Menschen,“ sagte der Daimler-Sprecher, „diesen darf es möglichst nicht schaden. Ein Vorteil autonomer Autos sei, dass die Sensoren Befehle in Lichtgeschwindigkeit weitergeben könnten. Die Reaktionszeit bei sei also wesentlich kürzer als die von Menschen. Fahrerlose Fahrzeuge bräuchten aber ein zweites Steuerungssystem, falls das erste ausfalle: „Wenn der Tempomat nicht funktioniert, kann der Mensch bremsen, wenn die Servolenkung nicht mehr funktioniert, kann noch mit den Händen gesteuert werden.“ Bei komplett fahrerlosen Fahrzeugen könne auf Lenkrad und Pedale verzichtet werden.