Eine Frau, die bei der Stuttgarter IT-Firma GFT für Innovationen sorgt: GFT-Chefin Marika Lulay. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Für ihren Wandel muss die IT-Branche auf die Vielfältigkeit ihrer Mitarbeiter setzen, meint Redakteur Daniel Gräfe. Auch ein höherer Frauenanteil gehört dazu.

Stuttgart - Der Fachkräftemangel in der Informationstechnologie ist weniger schlimm, als manche prophezeien – zumindest was die Zahl der Bewerber angeht. Die Zahl der Studienanfänger in IT-Fächern im Land ist in den vergangenen fünf Jahren um rund 20 Prozent gestiegen, auch der Anteil der Frauen in der Branche nimmt zu. Für Nachwuchs ist also einigermaßen gesorgt. Was Sorge bereitet, ist die Qualität in der Breite, denn es ist fraglich, ob auch die kleinen und mittleren Unternehmen im Schwarzwald oder auf der Ostalb die Toptalente erhalten, die für zukünftige Innovationen wichtig sind.

Baden-Württemberg hat gerade im Mittelstand Weltmarktführer hervorgebracht. Kleine Firmen waren in Zeiten der Ingenieurskunst besonders innovativ. Wenn sie das auch in Zeiten der Digitalisierung sein wollen, müssen sie sich nach den begehrtesten Fachkräften gewaltig strecken. Kurze Wege, familiäre Strukturen und individuelle Leistungen könnten dabei Anreize schaffen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Gerade die kleinen Firmen müssen sich nach den Top-Talenten strecken

Ein Pluspunkt könnten bessere Aufstiegschancen für Frauen sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sein. Zumal gerade Frauen in der Branche mit einem Anteil von gerade mal 19 Prozent noch immer stark unterrepräsentiert sind. Ob dabei Neigung, mangelnde Förderung oder männerlastige Strukturen ausschlaggebend sind, mag jeder für sich beantworten. Klar ist, dass das Ungleichgewicht für die Innovationsfähigkeit nichts Gutes bedeutet, sei es in kleinen Firmen oder Weltkonzernen.

Denn dass Innovation oder gar disruptive neue Geschäftsmodelle aus einheitlichen Anschauungen erwachsen, ist äußerst selten. Innovation entsteht durch das Zusammenbringen unterschiedlicher Ansätze, Meinungen und Erfahrungen. Und bezieht auch die Nutzererfahrungen mit ein, die zwischen Geschlechtern und Kulturen unterschiedlich sein können. Schon deshalb könnte ein stärkerer Anteil von Frauen und ausländischer Fachkräfte ein Impuls für die IT-Branche sein.