Flexible Arbeitszeiten helfen bei der Vereinbarkeit von Arbeit und Familie. Foto: dpa-Zentralbild

Für die Rathäuser in Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Waldenbuch ist es nicht einfach, Fachkräfte zu rekrutieren. Dabei verfolgen die Städte unterschiedliche Strategien.

Filder/Schönnuch - Die Stadtverwaltungen suchen qualifizierte Fachkräfte. Das Problem: Ingenieure, Verwaltungsfachwirte und Handwerker verdienen in der freien Wirtschaft mehr. „Durch die relativ gute Wirtschaftslage sind wir mit Fachkräftemangel konfrontiert“, sagt der Filderstädter Hauptamtsleiter Waldemar Kolb. Seit Längerem habe die Stadt Schwierigkeiten, Stellen für Diplom-Verwaltungswirte zu besetzen. Auch Ingenieure, Stadtplaner, Techniker, Meister und qualifizierte Arbeiter sind rar. Bundesweit gibt es einen Mangel in den Erziehungsberufen.

Vor einer Katastrophe stehe die Stadt dennoch nicht, sagt Waldemar Kolb: „Es ist nicht so, dass wir die Lücken nicht füllen können, aber wir bekommen deutlich weniger Bewerbungen als früher und müssen unter Umständen öfter ausschreiben.“ Für die Ausschreibungen reiche es nicht mehr, wie bisher auf gedruckte Medien – darunter der Staatsanzeiger – zu setzen. Eine wesentliche Rolle spiele das Internet. „Für den Öffentlichen Dienst gibt es zum Beispiel die Plattform Interamt, die für Ausschreibungen immer wichtiger wird.“

Homepage für Erzieher in Filderstadt

Auch die Kommunen können etwas für ihre Bediensteten tun. So gibt es in Filderstadt für Erzieher eine eigene Homepage. Ein Erzieher, der eine Stelle sucht, wird dann sofort auf die Bewerbungsseite der Stadt gelenkt. Außerdem bietet das Rathaus ein Nachwuchsführungskräftemodell für die berufliche und fachliche Weiterbildung der Mitarbeiter an. Das Wichtigste für eine Kommune wie Filderstadt ist nach den Worten von Kolb jedoch, sich durch gute Vereinbarkeit von Arbeit und Beruf attraktiv zu machen: „Wir unternehmen sehr viel, um flexible Arbeitszeiten anzubieten. Man findet bei uns alles, was man sich vorstellen kann.“ Außerdem gebe es bereits seit einigen Jahren die Möglichkeit der Tele-Arbeit mit EDV-Ausstattung von zu Hause aus.

„Auch unser Jahresarbeitszeit-Konto ist sehr interessant“, sagt Kolb. Dabei werden die Stunden im Jahr addiert: „Wenn zum Beispiel ein Angehöriger Pflege braucht, kann der Mitarbeiter die Zeit, die er dafür benötigt, nacharbeiten.“ Dieses Modell funktioniere aber nur in enger Absprache mit den Vorgesetzten. Vor allem die eigene Ausbildung sei ein wichtiges Erfolgsrezept. Kolb: „Viele, die hier bei uns ausgebildet wurden, bleiben auch.“

Die selben Probleme gibt es auch in Leinfelden-Echterdingen. „Uns drückt alle derselbe Schuh. Wir brauchen Erzieher, Techniker, Ingenieure, Handwerker und Verwaltungsfachleute, “ sagt die stellvertretende Haupt- und Personalamtsleiterin Martina Effinger. Auch L.-E. setzt bei der Suche verstärkt aufs Internet. „Wir setzen auf flexible Arbeitszeitmodelle, und wir versuchen, eigenes Personal heranzuziehen.“

Waldenbuch hat eine Strategie gefunden

„Über Fachkräftemangel bei Ingenieuren können wir uns momentan nicht beklagen. Unser Bautechniker im Stadtbauamt hat uns nach 24 Jahren verlassen und wir haben die Stelle mit einem erfahrenen Bauingenieur besetzt“, sagt Waldenbuchs Hauptamtsleiter Ralph Hintersehr. Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gebe es gleitende Arbeitszeit und Angebote wie Betriebssport. Für ihren gehobenen Dienst habe die Stadt eine Strategie gefunden: „Wir stellen fest, dass Studenten der Hochschule in Ludwigsburg, die den Bachelor in Verwaltungswissenschaften absolvieren, sich zur Examenszeit im Februar und etwas davor auf dem Markt bewerben. Dementsprechend versuchen wir, unsere Stelle zu dieser Zeit und mit diesen Kräften zu besetzen“, sagt Ralph Hintersehr. Wenn plötzlich eine Stelle frei werde, schreibe die Stadt natürlich aus: „Wir lassen keine Stelle lange Zeit vakant, nur um zu warten, bis an der Hochschule die Examenszeit ansteht.“

Waldenbuch, sagt der Hauptamtsleiter, sei bei Bewerbern wegen der Schönheit der Lage im Schönbuch und wegen der Nähe zu den Zentren Stuttgart, Tübingen und Böblingen sehr beliebt. In Anspielung auf die Waldenbucher Schokoladenfabrik Ritter Sport scherzt er: „Vielleicht spielt es eine Rolle, dass wir auch die süßeste Stadt im Südwesten sind.“