Die Profis bei der Streckeneröffnung haben sich nur selten verletzt. Foto: Archiv LG/Kovalenko

Die Downhillstrecke fordert laut Marienhospital knapp drei Verletzte pro Woche. Das Sportamt Stuttgart, das den Mountainbike-Pfad betreibt, will mit einem neuen Rettungskonzept für mehr Sicherheit sorgen.

Degerloch/Sonnenberg - Knapp drei Verletzte durchschnittlich zählt das Marienhospital wöchentlich, welche die Downhillstrecke von Degerloch nach Heslach fordert. In der Hälfte der Fälle muss sogar der Notarzt anrücken, so das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Stuttgart. Das Sportamt der Stadt Stuttgart, das den sogenannten „Woodpecker-Trail“ betreibt, sieht aufgrund dieser Zahlen keinen konkreten Handlungsbedarf, die Sicherheitsvorkehrungen des steilen Mountainbike-Pfads zu erhöhen. Allerdings sollen neue Sicherheitskonzepte, die ohnehin schon geplant waren, zügig umgesetzt werden.

„Als besorgniserregend betrachten wir die Zahl nicht, da die Strecke hochfrequentiert ist“, sagt Günther Kuhnigk, der Leiter des Amts für Sport und Bewegung. Bei gutem Wetter würden Hunderte pro Woche die Strecke nutzen. „Und Downhillfahren ist mit Risiken verbunden“, fügt er hinzu.

Diese Risiken versucht das Sportamt zumindest zu minimieren. „In Sicherheitsfragen tun wir alles, was möglich ist“, sagt Kuhnigk. „Aber Sportunfälle passieren eben.“ Wenn das der Fall ist, soll eine neues Rettungskonzept künftig dafür sorgen, dass Hilfe möglichst schnell eintreffen kann. Darum wird die Strecke in drei Teile eingeteilt, und diese sollen deutlich kenntlich gemacht werden, sodass Verletzte oder andere Personen am Unfallort dem Rettungsdienst leichter mitteilen können, wo genau die Helfer gebraucht werden.

Neues Rettungskonzept geplant

Mit den Erhebungen der Verletztenzahlen von DRK und Marienhospital hat das neue Rettungskonzept aber nichts zu tun. „Wir entwickeln die Sicherheit auf der Strecke permanent weiter, in enger Abstimmung mit der Downhill-Community“, sagt Kuhnigk.

Für die spricht Jannick Henzler von der Interessengemeinschaft AG Downhill Stuttgart, die sich für den Bau der legalen Downhillstrecke in Stuttgart eingesetzt hatte. Er beurteilt die Sicherheitslage auf der Strecke ähnlich wie Kuhnigk. „Die Strecke ist sehr sicher und wurde vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) abgenommen.“

Keine Konstruktionsfehler

Wenn es trotzdem zu Prellungen, Brüchen und mehr kommt, führt Henzler das auf individuelle Fahrfehler zurück. Die Strecke habe keinerlei Konstruktionsfehler. „Und an der einzigen wirklich gefährlichen Stelle, der Steilkurve, wo Absturzgefahr herrscht, verhindert ein Fangnetz Schlimmeres“, fügt er hinzu. Auch dieses wurde erst angebracht, als die Downhillstrecke bereits in Betrieb war.

Wirklich schwere Verletzungen sind auch laut DRK und Marienhospital nicht das Ergebnis eines jeden Unfalls. Die Hälfte aller Fahrer, die laut dem Krankenhaus in die Notfallpraxis kommen, werden ambulant behandelt. „Ich bekomme mit, dass sich Downhillfahrer am Handgelenk oder am Schlüsselbein verletzen, aber mehr ist es meistens nicht“, sagt Henzler.

Profis verletzen sich seltener

Dennoch raten sowohl er als auch das Sportamt, unbedingt die Sicherheitsvorschriften zu befolgen, die am Einstieg der Strecke ausgeschildert sind und die eigenen Fähigkeiten auf keinen Fall zu überschätzen. „Auch wenn die Strecke einsteigerfreundlich ist, sollte man sie erst kennenlernen, bevor man sie am Limit fährt“, sagt Henzler.

Dafür spricht auch das Eröffnungswochenende der Strecke im Oktober 2015, als 1000 – hauptsächlich sehr erfahrene – Downhiller den Pfad einweihten. Die Verletztenquote lag an diesem Wochenende deutlich unter dem Wert, von dem DRK und Marienhospital mittlerweile sprechen. „Dafür hat auch die Schutzkleidung gesorgt, die absolut Pflicht ist“, sagt Henzler.