Foto: Welzhofer

"Gestern hieß es noch, ein Waffenstillstand stünde kurz bevor - und jetzt das...ich bin sehr schockiert," sagt mir Rahel.

Update - Die meisten Fensterscheiben sind kaputt, die Tür hängt lose in den Angeln, so sieht der Bus aus, als er rund zwei Stunden nach dem Anschlag an mir vorbei abgeschleppt wird. Mindestens 21 Verletzte hat es gegeben, einer davon schwer - so teilt es die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt mit. Die Polizei jagt zwei mutmaßliche Terroristen, ein Hubschrauber zieht Schleifen über der Innenstadt. Dann wird das Absperrband eingerollt, dutzende Polizeiwagen verlassen den Ort des Anschlags. Der Verkehr nimmt wieder Fahrt auf - und auch die Busse fahren weiter.

Tel Aviv -  "Gestern hieß es noch, ein Waffenstillstand stünde kurz bevor - und jetzt das...ich bin sehr schockiert," sagt mir Rahel. Die junge Frau steht wie viele andere Passanten vor dem Absperrband in der Straße Schaul Hamelech in Tel Aviv, das die Menschen von dem Abschnitt trennt, in dem kurz nach 12 Uhr mittags - offenbar eine Handgranate - in einem Bus explodierte.

Die Polizei vermutet einen Terrornschlag. Erinnerungen an die Zeit der Zweiten Intifada nach 2000 kommen hoch, als in Tel Aviv regalmäßig Sprengsätze in Tel Avivs Cafés und Bussen explodierten. "Das wirft uns wieder um Jahre zurück", sagt Rahel. "Wir waren doch schon weiter.
 

Gestern kam mir im Flur meiner Gastredaktion plötzlich Avigdor Lieberman entgegen, der rechts-nationale Außenminister dieses Landes, und ist auch schon vorbei, samt Männern mit Knopf im Ohr. Er hat an einer im Internet übertragenen Diskussion des Onlineportals „Ynet“ teilgenommen. Dabei hat er gesagt, dass er hoffe, dass die Waffen bald schweigen werden. „Für fünf, sechs Jahre vielleicht“, sagt Liebermann. Von den Kollegen um mich herum glaubt daran keiner. Wie alle Menschen, die im Fernsehen groß und wichtig aussehen, ist Lieberman in echt zwar durchaus korpulent, aber eher unscheinbar, dabei war er in einem früheren Leben Türsteher und Saalordner.

Auf dem Weg zu meiner Wohnung komme ich an einer Art Stromverteilerkasten vorbei. Irgendjemand hat darauf die Silhouette von Vögeln plakatiert – und dazu den Satz. „Das ist eure Welt. Wir leben nur darin“ geschrieben. Wie auch immer das gemeint ist, es passt hier auf so einiges.