Einmal pro Jahr sollte man überprüfen, ob man seine Stromrechnung senken kann. Wir helfen Ihnen mit einem Strompreisvergleich für die Stadt Stuttgart. Foto: dpa-Zentralbild

Der Stuttgarter Platzhirsch EnBW hält die Preise stabil. Dennoch sollte man seinen Tarif regelmäßig überprüfen, denn die meisten Stromkunden können ihre Kosten senken. Besonders groß ist das Potenzial für diejenigen, die einen Grundversorgungstarif haben.

Stuttgart - An vielen Stuttgarter Kunden geht der Kelch in diesem Jahr vorüber: Ihre Stromrechnung steigt nicht. Die EnBW hält die Preise stabil. Zahlreiche Stromversorger in ganz Deutschland erhöhen derzeit Ihre Strompreise. In der so genannten Grundversorgung ist das besonders transparent: Diesen Tarif muss jeder Versorger anbieten, der in einem Netzgebiet dominiert, also in der Regel das örtliche Stadtwerk. Die Grundversorgung stellt eine Art Referenzwert dar. Die Preise sind meist relativ hoch, zugleich bietet die Grundversorgung aber auch Vorzüge wie eine nur zweiwöchige Kündigungsfrist.

Ein Drittel der Grundversorger, so vermeldete das Preisvergleichsportal Verivox kürzlich, hebe die Preise spätestens zum Jahreswechsel an. Konkurrent Check24 macht besonders zahlreiche Preiserhöhungen unter anderem im Südwesten aus.

Gegen Strompreiserhöhungen hilft ein Anbieterwechsel

Als Grund geben die meisten die zum Jahreswechsel steigende Abgabe für erneuerbare Energien (EEG-Umlage) sowie unter Umständen gestiegene Netzkosten an. Die EnBW gleicht höheren Kosten aktuell „durch eine intelligente und vorausschauende Einkaufsstrategie“ aus, wie der Karlsruher Konzern im November bekannt gab. Denn wenn auch die EEG-Umlage und das eine oder andere Netzentgelt steigen: Die Strommarktpreise und damit die Einkaufspreise für die Versorger sind deutlich gesunken. Je nachdem, wie ein Anbieter einkauft, kann er steigende Umlagen und Abgaben auf diese Weise ausgleichen.

Wer aber nicht EnBW-Kunde ist und vielleicht gerade eine Strompreiserhöhung in seinem Briefkasten gefunden hat, muss sich nicht mit Mehrkosten abfinden: Durch einen Wechsel des Stromlieferanten lässt sich die Jahresrechnung meist stabil halten, wenn nicht gar senken. In unserem Preisvergleich für die Stadt Stuttgart ist das Sparpotenzial gegenüber der EnBW-Grundversorgung beim Single-Verbrauch von jährlich 1500 Kilowattstunden sogar etwas gestiegen: Der Berliner Versorger Enstroga hat uns einen Tarif gemeldet, der bei dieser Abnahmemenge 142 Euro unter der Grundversorgung liegt und fast sieben Euro im Jahr billiger ist als die letztjährigeNummer eins bei 1500 Kilowattstunden, der bayrische Energiehändler Montana, der dieses Jahr auf dem 12. Platz liegt. Beim Familienjahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden ist das Sparpotenzial leicht gesunken und liegt nun gegenüber der EnBW-Grundversorgung bei 247 Euro – das sind 25 Euro weniger als im vorigen Jahr.

Die günstigsten Stromtarife


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Umfrage unter 49 Unternehmen

Wie üblich haben wir Anbieter befragt, die im gesamten Stadtgebiet einheitliche Preise anbieten. Ausgenommen ist nur der Flughafen sowie vereinzelte Stuttgarter Hausnummern, in denen andere Netzbetreiber zuständig sind. Teilgenommen haben 49 Unternehmen. Einige wenige haben ihre Teilnahme abgesagt, weil sie ihre neuen Preise noch nicht festgelegt haben und damit warten wollen, bis die Bundesnetzagentur die Netzentgelte für das neue Jahr genehmigt hat – ein Indiz für den harten Wettbewerb um Stromkunden.

Als besonderen Service haben wir dieses Mal erstmals einen eigenen Preisvergleich von Anbietern erstellt, die ihren Sitz in Baden-Württemberg haben. Hier liegen die Stadtwerke Ulm (SWU) bei beiden Verbrauchsmengen als günstigster Versorger aus dem Land auf Platz eins. Besonders günstig sind zudem die Stadtwerke aus Fellbach und Heidenheim sowie die in Calw ansässige Schwarzwald Energy. Platziert hat sich in dieser Tabelle auch die EnBW mit Ihrem Tarif Online. Für Neukunden haben die Karlsruher die Preise in diesem Tarif im Vergleich zum Vorjahr gesenkt. Für Bestandskunden des Tarifs gilt die Absenkung allerdings nicht.

Die günstigsten Stromtarife baden-württembergischer Stromtarife


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Beim Thema Ökostrom muss man ganz genau hinsehen

In keiner der beiden Vergleiche haben sich erneut die Stadtwerke Stuttgart platziert. Sie liegen mit ihrem Angebot von 476,55 Euro für 1500 Kilowattstunden und 1132,80 Euro für 4000 Kilowattstunden aber ebenfalls unter dem Grundversorgungspreis in Stuttgart. Die Stadtwerke setzen auf Kunden, denen regionaler und umweltbewusster Einkauf auch beim Strom am Herzen liegt und bieten Ökostrom, den sie aus Schönau beziehen. Bei einer Betrachtung wie dieser, die sich fast ausschließlich nach dem Preis richtet, hat ein solcher Anbieter in der Regel nicht die Chance, auf den ersten Rängen zu landen.

Allerdings beteiligt sich über die EEG-Umlage ja bereits jeder Stromkunde – ob er will oder nicht – an der Förderung erneuerbarer Energien. Wer darüber hinaus mehr tun will, muss genau hinsehen, um nicht einem bloßen Marketingprodukt auf den Leim zu gehen (wozu das Angebot der Stadtwerke Stuttgart ausdrücklich nicht zählt). Das aber würde den Rahmen dieses Preisvergleichs leider sprengen.

Bei hohen Boni ist Vorsicht geboten

Dennoch haben wir wie üblich eine Vorauswahl von Anbietern getroffen und solche, die auf den einschlägigen Preisportalen viel Kritik ernten oder unseriöse Geschäftsbedingungen haben, von vornherein außen vor gelassen. Nicht berücksichtigt sind bei der Berechnung zudem wie gewohnt Boni, da sich die Preise ohne diese Wechselprämien in der Regel als unattraktiv entpuppen. Sie verwässern oft auch die Preisauskunft auf den Homepages der Anbieter: Denn fast alle Versorger rechnen etwaige Boni in die Jahressumme ihres Angebotes mit ein. Erst beim genauen Hinsehen zeigt sich, dass die wahren Kosten viel höher liegen als das, was der Kunde auf dem Bildschirm sieht. Bei den Anbietern in unserer Tabelle haben wir etwaige Boni in den Fußnoten vermerkt.

Stromkunden außerhalb Stuttgarts, die nun ebenfalls auf den Wechselgeschmack gekommen sind, sei geraten, sich auf unterschiedlichen Preisportalen wie Verivox.de, Check24.de, aber auch Hauspilot.de Preise für die eigene Postleitzzahl berechnen zu lassen und die dortigen Kundenstimmen zu den Anbietern zu studieren. Sehr hilfreich sind zudem im Internet die Hinweise auf den Seiten des gemeinnützigen Vereins Bezahlbare Energie und die Informationsseite des Bunds der Energieverbraucher Energieanbieterinformation.de.