Als sie vor einem Urlaub an die Cote d’Azur nicht wusste, wie all ihre Schuhe im Koffer Platz finden sollten, hatte Stéphanie Kelter die Idee zur wandelbaren Sandale: Ende 2010 gründete die Designerin mit Marc Steinmetz in Karlsruhe das Unternehmen Bonds Sandale D’Azur. Die Beteiligung aus dem Mikromezzanin-Fonds „war sehr wichtig“, sagt die 38-Jährige, „sie macht ein Drittel unseres Finanzierungsvolumens aus“. Weitere Beispiele in unserer Bildergalerie! Foto: StN

Kleinen Unternehmen und Gründern fehlt es oft an Eigenkapital. Ein spezielles Förderprogramm soll Starthilfe geben. Die Nachfrage ist derart groß, dass der Bundeswirtschaftsminister die Mittel jetzt verdoppelt - wir stellen ein paar Ideen vor.

Kleinen Unternehmen und Gründern fehlt es oft an Eigenkapital. Ein spezielles Förderprogramm soll Starthilfe geben. Die Nachfrage ist derart groß, dass der Bundeswirtschaftsminister die Mittel jetzt verdoppelt.

Stuttgart - Acht Prozent Zinsen sind ganz schön happig. So viel müssen Kleinunternehmer und Existenzgründer zahlen, wenn sie Mittel aus dem Förderprogramm des Bundes erhalten wollen. Trotzdem ist der Fonds für kleine Beteiligungen, der vor einem Jahr an den Start ging, schon nahezu ausgeschöpft. Mit den Beteiligungen zwischen 10 000 und 50 000 Euro können kleinere Unternehmen ihr Eigenkapital stärken. „Gründer oder Unternehmer wollen die kleinen Beteiligungen nicht wegen der Konditionen. Die Konditionen sind aber so gehalten, dass möglichst viele eine Mikrofinanzierung nutzen können, die sonst nur schwer oder gar keinen Zugang zu einer Finanzierung hätten“, sagt Guy Selbherr, Geschäftsführer der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg, die diese Beteiligungen anbietet.

Mit einer stillen Beteiligung aus den Fondsmitteln können die Unternehmer ihr Eigenkapital aufstocken. Dadurch verbessert sich die Kreditwürdigkeit der Unternehmen, und ihre Chancen auf neue Kredite steigen. Dann ist die Ausgangslage beim Gespräch mit der Bank eine andere.

Dennoch hat die starke Nachfrage nach diesem kleinteiligen Kapital selbst die Fachleute überrascht. Ursprünglich war der sogenannte Mikromezzanin-Fonds Deutschland mit 35 Millionen Euro ausgestattet. 30 Millionen sind bereits innerhalb eines Jahres ausgezahlt worden. Jetzt hat das Bundeswirtschaftsministerium die Mittel auf 70 Millionen Euro verdoppelt. Die meisten Mittel flossen nach Nordrhein-Westfalen. Baden-Württemberg liegt bei den Auszahlungen hinter Sachsen auf Rang drei.

Das Förderprogramm richtet sich speziell an kleine Unternehmen, die ausbilden, die aus der Arbeitslosigkeit gegründet werden oder von Frauen oder Menschen mit ausländischen Wurzeln geführt werden. Aber auch umweltorientierte Unternehmen und privat organisierte Sozialunternehmen wie Kindertagesstätten oder Pflegeheime können den Fonds nutzen.

Die Frauenquote liegt bei den Unternehmen, die so eine Mikrofinanzierung erhalten, bei über 25 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit Migrationsanteil erreicht fast 18 Prozent. Die meisten Mittel aus dem Fonds fließen ins Handwerk, in Dienstleistungen und in den Einzelhandel.

Bei Existenzgründern geht die MGB Baden-Württemberg davon aus, dass ab dem vierten Jahr Gewinn erwirtschaftet wird. Schreibt ein Unternehmen schwarze Zahlen, steigt die Zinsbelastung für die Beteiligung – von acht auf maximal 9,5 Prozent. Die Beteiligung, für die keine Sicherheiten zu stellen sind, läuft höchstens über zehn Jahre.

Mit Hilfe des Förderprogramms sind bundesweit schon mehr als 1000 Arbeitsplätze neu geschaffen und fast 4000 Stellen gesichert worden. Davon entfallen auf den Südwesten 280 neue und 420 gesicherte Stellen. „Für die Unternehmen freut uns das natürlich, und wir sind auch ein bisschen stolz“, sagt Selbherr.