Der ehemalige VfB-Jugend-Verteidiger Sead Kolašinac hat sich beim FC Schalke 04 eingelebt. Foto: Getty

Der bosnische Nationalspieler Sead Kolašinac spielte einst beim VfB in der Jugend. Nach nur einem halben Jahr war Schluss. Jetzt ist der Linksverteidiger Stammspieler beim FC Schalke 04. Offenbar konnten die Königsblauen den Heißsporn zähmen.

Der bosnische Nationalspieler Sead Kolašinac spielte einst beim VfB in der Jugend. Nach nur einem halben Jahr war Schluss. Jetzt ist der Linksverteidiger Stammspieler beim FC Schalke 04. Offenbar konnten die Königsblauen den Heißsporn zähmen.

Stuttgart/Gelsenkirchen - Sead Kolašinac (20) ist ein Bär von einem Mann. Zwar nur 1,83 Meter groß, dafür aber muskelbepackt bis obenhin. „Er hat Kraft wie ein Ochse“, lobte ihn einst sein Schalker Jugendtrainer Norbert Elgert. Dazu die nötige Dynamik und die Zweikampfstärke, die es braucht, um im Fußball-Oberhaus zu bestehen. Sead Kolašinac ist Linksverteidiger bei Schalke 04, derzeit in seinem zweiten Bundesligajahr.

Kurz: Sead Kolašinac ist einer, wie ihn sich viele in der Viererkette des VfB wünschen würden. Auf der Position, auf der es beim Club aus Cannstatt seit Jahren hapert. Und die Chance, dass Sead Kolašinac an diesem Sonntag im Duell der beiden Clubs das Trikot mit dem Brustring und nicht das in Königsblau getragen hätte, war da.

Ein halbes Jahr lang spielte der gebürtige Karlsruher für die U 19 des VfB, der Abwehrkoloss absolvierte in der Hinrunde 2010/2011 der A-Junioren-Bundesliga elf Spiele, machte drei Tore. Er besaß einen Vierjahresvertrag – bis Dezember 2011. Da wurde der Kontrakt plötzlich aufgelöst, in beiderseitigem Einvernehmen, wie es so schön heißt. Sead Kolašinac wechselte nach Gelsenkirchen – beim VfB verschmäht, auf Schalke geliebt.

Disziplinlosigkeiten und Alkoholkonsum?

Es habe von beiden Seiten einfach nicht gepasst, sagt der damalige VfB-Jugendleiter Frieder Schrof. An besondere Vorkommnisse negativer Art könne er sich nicht erinnern. Vertiefen will der heutige Nachwuchschef von RB Leipzig die Geschichte aber auch nicht. Wirklich harmonisch, so erzählt man sich allerdings, soll der Transfer des Talents damals nicht abgelaufen sein.

Ein Kind von Traurigkeit war Sead Kolašinac wohl nie. Schon bei seinen vorherigen Stationen, beim Karlsruher SC (2001 bis 2009) und bei 1899 Hoffenheim (2009/2010), soll er negativ aufgefallen sein. Angeblich auch beim VfB. Von Disziplinlosigkeiten und Alkoholkonsum ist die Rede. Sead Kolašinac’ damaliger Berater Jürgen Schwab allerdings weiß nur Positives zu berichten: „Der Junge hat sich von unserer Seite aus immer super verhalten.“

Trotzdem standen Vorwürfe im Raum, die das Vertrauensverhältnis auf dem Wasen anscheinend nachhaltig zerstört haben. Frieder Schrof sei auf ihn zugekommen und habe von den Problemen berichtet, erinnert sich Fredi Bobic. Es sei natürlich normal, dass „Spieler in diesem Alter nicht immer ganz pflegeleicht sind“, erklärt der VfB-Sportdirektor, „ich war damals noch nicht lange im Amt und habe mir dann beide Seiten angehört. Letztlich habe ich mich auf die Seite unseres Führungspersonals gestellt.“

War es die richtige Entscheidung?

Ob dies im Nachhinein die richtige Entscheidung war? Wenn man die Entwicklung des Spielers betrachtet, wohl kaum. Sead Kolašinac stand bei den Schalkern in den vergangenen 16 Ligaspielen stets in der Startelf. Neunmal lief er in der Champions League auf. „Er ist ein sehr zielstrebiger Spieler, der über eine tolle Mentalität verfügt, die wir hier unbedingt brauchen“, sagt Schalke-Manager Horst Heldt, der den Vertrag mit dem Verteidiger deshalb schon im vergangenen Jahr bis 2017 verlängert hat.

Anscheinend haben die Königsblauen das geschafft, was weder dem KSC, noch Hoffenheim und dem VfB gelungen war: Sie haben den Heißsporn in die Spur gebracht. Seine Vorgeschichte war den Schalkern dabei durchaus bekannt. „Es gab Vorfälle bei seinen vorherigen Clubs. Wir haben ihm unmissverständlich klar gemacht, was wir von ihm erwarten“, hatte 04-Nachwuchsleiter Oliver Ruhnert der „Recklinghäuser Zeitung“ kurz nach der Verpflichtung gesagt.

Offenbar hat Kolašinac kapiert, worum es geht. „Den Sead von damals würde man heute gar nicht mehr erkennen. Er hat sich absolut positiv entwickelt“, sagte Ruhnert.

Sein Bundesligadebüt feierte Sead Kolašinac übrigens am 15. September 2012. Der damalige Trainer hieß – Huub Stevens. An diesem Sonntag (17.30 Uhr/Sky) kann sich der heutige VfB-Coach davon überzeugen, was aus seiner Entdeckung geworden ist.