14 Jahre beim VfB – nun hat Odisseas Vlachodimos sein Glück in Griechenland gefunden. Foto: Baumann

Beim VfB Stuttgart spürte Odisseas Vlachodimos nicht das hundertprozentige Vertrauen. Jetzt hat sich der Torwart bei Panathinaikos Athen durchgesetzt – ihm winkt ein Einsatz in der deutschen U 21.

Stuttgart - Mehr Rückenwind geht nicht. Am Sonntagabend hat Odisseas Vlachodimos mit seinem Club Panathinaikos Athen in der griechischen Fußball-Super-League gegen Spitzenreiter Olympiakos Piräus gewonnen. 1:0 ging dieses von Rivalität, Leidenschaft und oft auch Hass geprägte, prestigeträchtige Derby aus. Ein Wunschergebnis – gerade für einen Torhüter. Doch Zeit zu feiern blieb dem gebürtigen Stuttgarter nicht. Am Montag um 8.35 Uhr ging der Flieger von Athen nach Frankfurt. Zum Treffpunkt mit der deutschen U-21-Nationalmannschaft. „Ich freue mich riesig, dabei zu sein“, sagt der 22-Jährige. Ganz unerwartet kam die Nominierung nicht. Vlachodimos durchlief von der U  15 an alle deutschen Nachwuchs-Auswahlteams. Nach seinem Wechsel vom VfB Stuttgart im Januar 2016 hat er sich in der laufenden Saison gegen den Engländer Luke Steel (32) als Nummer eins durchgesetzt. Das verdient Respekt. Der Kontakt zu DFB-Torwarttrainer Klaus Thomforde war immer vorhanden, er beobachtete Vlachodimos auch zweimal bei Spielen der Super League. „Er hat zuletzt in Griechenland eine sehr gute Entwicklung genommen. Ich bin gespannt, wie er sich hier präsentiert“, sagt U-21-Coach Stefan Kuntz.

Am Dienstag geht es im Gazistadion gegen Portugal

Das deutet daraufhin, dass der 1,91-Meter-große Schlussmann bei den beiden Länderspielen an diesem Freitag (20 Uhr) in Wiesbaden gegen England und am kommenden Dienstag (18 Uhr/live auf Eurosport) im Stuttgart Gazi-Stadion gegen Portugal auch zum Einsatz kommt. Julian Pollersbeck (1. FC Kaiserslautern) und Marvin Schwäbe (Dynamo Dresden) heißen seine Konkurrenten. „Ich wäre ein schlechter Sportler, wenn es nicht mein Anspruch wäre zu spielen“, sagt Vlachodimos. Vieles spricht dafür, dass ihn Kuntz in Stuttgart zwischen die Pfosten stellt. Rund 20 Familienmitglieder werden im Stadion sein. Die Eltern leben immer noch in Stuttgart-Wangen, genauso sein Onkel Niko Chatzis, der ehemalige Kickers-Profi.

Über die Zeit beim VfB will er nicht groß reden. „Das Vertrauen war nie zu 100 Prozent da.“ Dabei bleibt Vlachodimos. Ob das auch an außersportlichen Dingen wie seinem extravaganten Äußeren lag, oder nicht – der Keeper kann es ohnehin nicht mehr ändern: „Es ist nicht wie erhofft gelaufen, aber ich bin nicht nachtragend, sondern dem Verein für die vielen Jahre dankbar.“ Die eine Tür ging zu, die andere auf. Er hat sein Glück bei Panathinaikos gefunden, wo auch sein älterer Bruder Panagiotis (25/bis 2011 beim VfB) unter Vertrag steht, derzeit aber nur ein Reservistendasein fristet.

Deutsche und griechische Flagge auf dem Kickstiefel

Die deutsche und die griechische Flagge hat Odisseas Vlachodimos auf seinen Fußballschuhen verewigt. Theoretisch könnte er sich noch für die A-Nationalmannschaft Griechenlands entscheiden. Dort wäre die Konkurrenz überschaubarer. Doch daran denkt er nicht. Zunächst will er für Deutschland bei der U-21-EM vom 16. bis zum 30. Juni in Polen im Tor stehen. Und irgendwann mal in der A-Nationalelf? „Träume darf man haben, doch Fußball ist Tagesgeschäft“, sagt Vlachodimos. Es sieht ganz danach aus, als sei er in Griechenland nicht nur sportlich reifer geworden.