Der katholische Stadtdekan hält sich aus den Angelegenheiten der evangelischen Kirche raus. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

In der evangelischen Kirche ist bezüglich des Streits um die Homo-Ehe offiziell Funkstille ausgebrochen. Bei der katholischen Kirche braucht’s das nicht: Dort sind Segnungen von Schwulen und Lesben so oder so verboten.

Stuttgart - Die evangelische Kirche versucht die Wogen im Streit um die Homo-Ehe zu glätten. Nach anfänglich harten Debatten und Vorwürfen aus konservativen Kirchenkreisen gegenüber der Stuttgarter Prälatin Gabriele Arnold („Wir brauchen eine Öffnung zur Homo-Ehe, sonst nimmt die Kirche schaden“), ist nun offiziell Funkstille eingetreten. Keiner mag vor einer Diskussionsrunde zum Thema am 24. Juni in Bad Boll für noch größere Unruhe sorgen. Auch Arnolds Vorgänger, Alt-Prälat Ulrich Mack, hält sich daher bewusst zurück. Er sagt lediglich: „Ich äußere mich öffentlich nicht dazu. Das ist guter Usus bei uns.“

Auch in der katholischen Kirche werden die Diskussionen bei den Protestanten um die Homo-Ehe mit Spannung verfolgt. Doch Stadtdekan Christian Hermes will sich ebenfalls nicht in die Angelegenheit der württembergischen Landeskirche einmischen. „Ich hoffe allerdings“, sagt er, „dass man dort zu einer Lösung kommt, die für die Kirchenmitglieder tragfähig ist.“

In der katholischen Kirche ist sowohl die Trauung als auch die Segnung homosexueller Paare unmöglich. Prominentes Beispiel war die Segnung der Partnerschaft zwischen dem Bundestagsabgeordneten Stefan Kaufmann (CDU) und Rolf Pfander. Damals untersagte Bischof Gebhard Fürst eine Segnung. Ein Priester der alt-katholischen Gemeinde übernahm schließlich die Zeremonie in der Schlosskirche des Alten Schlosses.

Homo-Ehe ist bei Katholiken unmöglich

Fürst schrieb damals an den Pfarrer, der bereit war, Kaufmann und dessen Partner Pfander zu segnen: „Bezüglich einer Segensfeier anlässlich der ,Verpartnerung‘ von Dr. Stefan Kaufmann mit seinem langjährigen Lebensgefährten bin ich an den entsprechenden Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz gebunden, der dies für nicht möglich erklärt.“ Dort heißt es in einem Protokoll aus dem Jahr 2002: „Die Ehe als Lebens- und Liebesgemeinschaft zwischen Mann und Frau ist auf das Wohl der Gatten und die Zeugung und Erziehung von Nachkommenschaft ausgerichtet. Deshalb ist eine kirchliche Trauung gleichgeschlechtlicher Paare nicht möglich.“ Daran, so Christian Hermes, fühle auch er sich gebunden: „Ich kann doch nicht unser Verständnis von Ehe, das 2000 Jahre alt ist, revidieren.“ Trotzdem gelte bei den Katholiken die Leitlinie von Papst Franziskus, die aussagt, dass man homosexuelle Menschen nicht zu verurteilen habe.

Eine Öffnung hat es dagegen im Umgang mit Geschiedenen gegeben. Geschiedene Katholiken dürfen laut den deutschen Bischöfen nicht mehr grundsätzlich von der Kommunion ausgeschlossen werden. Für Traditionalisten ist diese „Ehebrecher-Kommunion“ weiterhin nicht akzeptabel. Für konservative Geistliche ist die Unauflöslichkeit der Ehe nicht verhandelbar. In Stuttgart sieht das jedoch anders aus. Mit dem jeweiligen Paar wird die Situation erörtert, danach soll deren Gewissen entscheiden. „Kommt man gemeinsam zu dem Schluss, dass man diesen Weg gehen möchte, können solche Paare auch die Kommunion empfangen“, sagt Hermes und betont: „In unserem Dekanat wird es keinem verweigert.“