Die Mauritiuskirche in Rommelshausen ist das Wahrzeichen des Orts. Foto: Patricia Sigerist

Die evangelischen Gemeinden in Rommelshausen und Stetten wollen eine Gesamtkirchengemeinde bilden. Die Gläubigen überwinden die alten Gräben mehr als 30 Jahre nach der bürgerlichen Gemeindereform.

Kernen - Die Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinden in Rommelshausen und Stetten sind überzeugt, dass die Gemeindeglieder von dem angestrebten Zusammenschluss zur Gesamtkirchengemeinde profitieren: „Wir müssen nichts aufgeben, sondern gewinnen“, sagt der Stettener Pfarrer Peter Haigis.

Schon länger gibt es einen Prozess der intensiveren Zusammenarbeit. „Wir haben einen Ausschuss gebildet und überlegt, wie diese verstärkt werden kann“, sagt Haigis. Dabei setzen die Kirchenvertreter nicht nur auf den „Good-will“ der Ehrenamtlichen, sondern haben auch eine verbindliche Verankerung gesucht. Die Landeskirche sieht hier entweder die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde oder eine Fusion beider Kirchengemeinden vor.

Die beiden evangelischen Gemeinden wollen nun eine Gesamtkirchengemeinde bilden. „So bleibt beiden Gemeinden viel Spielraum – aber für die Verwaltungsarbeit können Synergieeffekte genutzt werden“, sagt die Rommelshauser Pfarrerin Karin Pöhler. Auch die bürgerliche Gemeinde Kernen habe so künftig nur einen Ansprechpartner. In beiden Ortsteilen werde es aber weiterhin Gottesdienste geben. Jede Gemeinde werde ihren Kirchengemeinderat behalten, aus dem 2019 voraussichtlich ein Gesamtkirchengemeinderat gewählt werde. Es sei sogar möglich, dass beide Kirchengemeinderäte zusammen den Gesamtkirchengemeinderat bildeten, sagt Karin Pöhler. Auch die Einnahmen, Vermögen und Immobilien blieben der jeweiligen Gemeinde zugerechnet. „Künftig sind wir einfach zwei selbstständige Kirchengemeinden unter einem gemeinsamen Dach“, sagt Karin Pöhler. Dass es künftig eine Verwaltung, eine Kirchenpflege und einen Haushalt gebe, sei eine große Vereinfachung, sind sich die Pfarrer einig.

Der Konfirmandenunterricht und die Seniorenarbeit werden vor Ort stattfinden. „Aber gerade bei den Senioren und bei der Jugend kann das Miteinander verstärkt werden“, sagt Pfarrer Haigis. So sei bereits der zuvor Rommelshauser Förderverein Jugendarbeit auf ganz Kernen ausgedehnt worden. Die Stelle der Jugendreferentin Anna-Lena Blaich konnte zum 1. Oktober aufgestockt werden.

„In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Kirchenmitglieder bei uns um etwa 10 Prozent gesunken“, sagt Karin Pöhler. Das führt zu Sparzwängen. In Stetten gibt es eine ganze und eine halbe Pfarrstelle. Die beiden 100-Prozent-Stellen in Rommelshausen sollen ab Ende 2018 ebenfalls auf eineinhalb Stellen reduziert werden. Rommelshausen hat rund 3500 evangelische Gemeindemitglieder, Stetten knapp 3000. Entlassen werden müsse niemand, da die Kirchenpflegerin in Rommelshausen, Margrit Schwarz, bald in den Ruhestand gehe.

Eine Verschmelzung, also eine Fusion, wird mittelfristig ausgeschlossen. „Was in 50 Jahren vielleicht sein wird, das weiß heute keiner“, sagt Karin Pöhler.