Ein abgesagter Türkei-Flug der Gesellschaft „Eurowings“ sorgt für Diskussionen. Foto: dpa

Am Samstagabend ist ein Eurowings-Flug von Stuttgart nach Ankara abgesagt worden. In den sozialen Netzwerken hieß es schnell, der Pilot habe aus Angst nicht in die Türkei fliegen wollen. Doch laut Airline steckt etwas ganz Anderes dahinter.

Stuttgart - Eigentlich sollte der „Eurowings“-Flug 4U 2904 am Samstagabend Richtung Ankara starten. Der Abflug in Stuttgart war für 22.30 Uhr geplant. Auf die Frage eines Kunden, warum der Flug nach Ankara gestrichen worden sein, antworte die Fluggesellschaft auf Twitter, ein Crewmitglied sei kurzfristig erkrankt.

Lesen Sie hier, was Stuttgarter Reiseveranstalter zur Situation in der Türkei sagen.

Soweit ein alltäglicher Vorgang. Doch im Internet machten die Passagiere schnell einen anderen Grund für die Annullierung ausfindig. Der Facebooknutzer Ilhami Dede veröffentlichte ein Foto, auf dem eine Menschentraube am Flughafen zu sehen ist, die auf einen Polizisten einredet. Laut Dede habe der Pilot Angst gehabt in die Türkei zu fliegen und deshalb kurzfristig entschieden, nicht in die Türkei zu fliegen. Dementsprechend aufgeheizt sei die Stimmung gewesen, sodass die Polizei hinzugezogen werden musste. Der stark verärgerte Beitrag des Nutzers wurde über 2.ooo Mal geteilt und erreichte bereits 11.ooo Reaktionen, davon allein 9.000 sogenannte Likes. Der nach oben gereckte Daumen symbolisiert in den sozialen Netzwerken im Allgemeinen Zustimmung.

Dede griff nicht nur die Verspätung der Airline auf – er ließ auch kritische und teils aus dem Zusammenhang gerissene Statements ab, die die Ariline allerdings unkommentiert ließ.

Tatsächlich war die Bundespolizei am Gate des Stuttgarter Flughafens, wie ein Sprecher der Bundespolizei, Dennis Tudina, auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigte: „Es mussten allerdings keine polizeilichen Maßnahmen getroffen werden.“ Allein die Präsenz der Polizisten habe zur Beruhigung der Szene ausgereicht. Wenig beruhigt haben sich hingegen die Kommentatoren auf Facebook. Dort gibt es vor allem Boykottandrohungen und Vorwürfe aller Art.

Dazwischen mischen sich immer wieder Stimmen, die die angebliche Angst des Piloten nachvollziehen können.

Manche raten zur Vernunft und ermutigen, ein offizielles Statement abzuwarten.

Tatsächlich handelt es sich bei der ganzen Aufregung um eine falsche Behauptung, die sich über die sozialen Netzwerke schnell verbreitete und sich dort hartnäckig hält. Auf Anfrage erklärte Eurowings in einem Statement, es handele sich bei Flug 4U2904 um einen seltenen und mit Blick auf türkische Destinationen einzigen Flugausfall im Juli. Laut Statement sei es aufgrund der Kurzfristigkeit der Krankmeldung nicht möglich gewesen, einen Ersatzpiloten für diesen Flug zu aktivieren.

Auch auf Twitter und Facebook antwortet das Unternehmen so auf Anfragen, die sich auf den angeblich ängstlichen Piloten beziehen. Eurowings ist nach offiziellen Angaben in der Vorwoche insgesamt 26 Mal zu Orten in der Türkei geflogen. Im gesamten Monat Juli gingen bisher 55 Flüge zu Zielen wie Ankara, Istanbul, Izmir und Antayla.