Die Stadt Korntal-Münchingen setzt auf Städtepartnerschaften zur Verständigung. Foto: dpa

Alle Blicke richten sich derzeit auf Frankreich, auf die anstehende Stichwahl zum Präsidenten am 7. Mai. Das spürten auch die Gäste der Europatagsfeier in Korntal-Münchingen.

Korntal-Münchingen - Nein, es war keine Europatagsfeier wie in den vergangenen Jahren. Zwar stand in Korntal-Münchingen am Samstagabend wieder die Politik im Vordergrund der Reden und Begrüßungsworte. Und doch schwang dieses Mal noch etwas anderes mit: Nämlich eine Sorge, die derzeit in den Münchinger Partnerstädten Tubize in Belgien und Mirande in Frankreich spürbar wird. „Ich kenne jemanden, der meine Tochter gefragt hat, welche Visionen sie als junger Mensch eigentlich derzeit noch in Frankreich habe“, erzählt etwa Pierre Dutaut aus dem Partnerschaftskommittee in Mirande. Er selbst vergleiche die derzeitige Situation in seinem Land mit Werken des russischen Komponisten Sergej Prokofjew: „Es ist schwer, sehr schwer. Und im Grunde kann man alles heraushören – von links bis nach rechts.“ Alle in Europa lebten gerade in einer politischen Zeit, die sich ändere und zu anderen Ufern strebe. Eine Fortsetzung der bisherigen Politik werde es nicht geben, meint Dutaut. „Wir spüren eine große Sorge um Frankreich.“

Städtepartnerschaften „wichtiger denn je“

Auch sein Kollege aus Belgien erwartet die Stichwahl zum französischen Präsidenten am 7. Mai mit großer Spannung. „Uns erwarten große Umbrüche. Die heutige Politik richtet sich ja gar nicht mehr an die älteren Menschen, sondern möchte immer nur mehr junge Leute erreichen“, sagt Jean Paul de Backer.

Verlässliche Konstanten wie Städtepartnerschaften seien in der heutigen Zeit wichtiger denn je, betonte der Korntal-Münchinger Bürgermeister Joachim Wolf. „Die vergangenen Monate haben uns gezeigt, wie wichtig Werte wie Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit und ein friedliches Miteinander sind“, sagte er.

Die Entwicklungen gelten als große Herausforderung

Die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen seien eine große Herausforderung. Er selbst empfinde die Töne aus Frankreich als „sehr europafeindlich und jenseits von Gut und Böse“. Es sei daher umso wichtiger, die Freundschaften zwischen den Städten und Ländern auf kommunaler Ebene weiterhin intensiv zu pflegen. „Ich bin überzeugt, dass unsere Städtepartnerschaften die derzeitige Entwicklung mit Sorge sehen und den europäischen Gedanken umso mehr mit Herzblut tragen.“ Der grenzüberschreitende Zusammenhalt sei wichtig wie seit Jahren nicht. Gerade die zunehmende Bedrohung durch den islamistischen Terror zeige, wie unbedingt nötig funktionierende Kooperationen zwischen den EU-Mitgliedsstaaten seien, sagte Wolf: „Es lebe Europa, es lebe unsere Städtepartnerschaft.“