In der griechischen Kabine Foto: Körber

Die EU beschäftigt etwa 1000 Dolmetscher. Die Griechin Katherina Psychari ist eine von ihnen.

Brüssel - Für Katherina Psychari gibt es schwierigere Themen als Finanzen. Fische zum Beispiel, also die Beratungen über Bestände und Fangquoten. „Fische sind ein ewiges Problem, darüber stöhnen hier alle“, sagt die Dolmetscherin im Dienst der Europäischen Union. Für jeden Fisch gebe es in jeder Sprache ein eigenes Wort – oder auch mehr.

Vor mehr als zehn Jahren – ihr Alter will sie nicht verraten – hat die Griechin in Brüssel angefangen. „Der Anfang war ein Schock“, erinnert sie sich, „obwohl hier niemand ins kalte Wasser geschmissen wird.“ Gibt es die Redewendung auch im Griechischen? „Ja, aber bei uns ist das Wasser ‚tief‘, nicht ‚kalt‘!“ Sprichwörter und Redewendungen zu übersetzen sei im Übrigen gar nicht so problematisch. „Die gibt es in jeder Sprache, ich übersetze grundsätzlich sinngemäß“, erklärt Psychari.

Manchmal wird über Umwege übersetzt

Die diplomierte Germanistin beherrscht sieben Sprachen: Zu ihrer Muttersprache kommen Deutsch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Englisch und Niederländisch. „Die meisten Dolmetscher können vier Fremdsprachen – aber wir werden dazu ermutigt, noch mehr zu lernen“, sagt sie.

Die deutsche Sprache hat Psychari schon als Kind gelebt. „Meine Eltern waren beruflich in Deutschland.“ Bis zur fünften Klasse sei sie auf eine deutsche Schule gegangen, dann ging es zurück nach Griechenland. Ob Deutsch eine schwere Sprache ist, kann sie heute nicht mehr sagen. „Für mich war das einfach immer schon da.“

Zwanzig beamtete Dolmetscher arbeiten für die griechische Kabine, die für Griechen und Zyprer dolmetscht. Dazu kommen noch etliche Freiberufler, die je nach Bedarf engagiert werden. Die Dolmetscher übersetzen normalerweise von einer Fremdsprache in ihre Muttersprache. Manchmal geht es über Umwege. „In der griechischen Kabine kann beispielsweise keiner Litauisch. Das heißt, dass die litauische Kabine erst ins Englische oder Französische übersetzt, was wir dann wiederum ins Griechische übersetzen.“

Helmut Kohl war eine Herausforderung

Auf die Frage nach den Deutschen gerät die Griechin bei Helmut Kohl ins Schwärmen. „Das war ein Politiker der alten Schule, der frei gesprochen hat, ohne etwas vom Zettel abzulesen.“ Er sei kein klarer Redner gewesen, mit einer manchmal schwer verständlichen Aussprache. Eine Herausforderung. „Aber das ist mir wesentlich lieber, als wenn jemand ganz glatt spricht.“

Angela Merkel artikuliert im Vergleich zu Kohl deutlicher. „Eine normale Rednerin, keine schwere Aufgabe“, sagt die Dolmetscherin und lacht. „Natürlich ist man auf den hohen politischen Ebenen noch vorsichtiger beim Übersetzen und aufmerksamer, aber Fettnäpfchen lauern überall.“

Die Euro-Krise habe ihren Job noch spannender gemacht. Und so übersetzt Psychari lieber bei Finanzkrise-Gipfeln als beim Fischereirat. Finanzen sind manchmal leichter verdaulich als Fisch.