Die Deutschen mögen Haustiere. Sie halten schätzungsweise mehr als 30 Millionen Katzen, Hunde und Kleintiere. Unterschiedliche Berufe bieten da ihren Service an.

Die 32-jährige Katharina Hopfner arbeitet als Tierheilpraktikerin in Besigheim. Ihr Therapieangebot umfasst Homöopathie, aber auch Physiotherapie und Ernährungsberatung. Ursprünglich hat Hopfner eine Ausbildung zur Physiotherapeutin für Menschen absolviert, bevor sie sich entschied, Tieren zu helfen. 'Angefangen hat es damit, dass mein Pferd schwer erkrankte und der Tierarzt mir den Rat gab, es einschläfern zu lassen', erzählt Hopfner. Damals suchte sie nach einem Ausweg und fand Rat bei einer Tierheilpraktikerin aus Norddeutschland.

'Dank Homöopathie und gezielter Physiotherapie lebt mein Pferd noch heute', berichtet Hopfner, die 2011 eine private Ausbildung zur Tierheilpraktikerin abgeschlossen hat und sich nun hauptberuflich um Tiere und ihre Besitzer kümmert. 'Mensch und Haustier haben gleichermaßen Wohlstandserkrankungen. Sie bewegen sich zu wenig und ernähren sich auch falsch. Hunde bekommen über Jahre hinweg oft nur Trockenfutter. Das belastet Organe und Verdauung.' Deshalb berät sie die Besitzer auch in Sachen Nahrung und entwickelt zum Beispiel für Hunde spezielle Bewegungs- und Therapieprogramme. 'In der Akutphase verweise ich an Tierärzte, die mehr diagnostische Möglichkeiten haben. Ich arbeite in der Regel präventiv oder bin für die Rehabilitation zuständig.'

Der Beruf des Tierheilpraktikers ist nicht geschützt

Da immer mehr Tierbesitzer den gesundheitlichen Rat von Hopfner auch für sich selbst schätzen, hat sie inzwischen auch eine Privatpraxis für Physiotherapie und Naturheilkunde für Menschen eröffnet. Auch wenn die Tierheilpraktikerin heute von ihrer Arbeit leben kann, weiß sie, wie schwierig der Start in die Selbstständigkeit ist. 'Der Beruf des Tierheilpraktikers ist nicht geschützt. Deshalb gibt es leider auch Scharlatane', so Hopfner. In der Regel dauert es eine Weile, bis sich Anfänger einen Kundenstamm aufgebaut haben und mit ihrer Leistung überzeugen konnten. 'Deshalb beginnen Tierheilpraktiker meist nebenberuflich.' Zu der Berufsberaterin Simone Ackermann von der Arbeitsagentur Stuttgart kommen immer wieder Schulabgänger mit dem Berufswunsch, 'etwas mit Tieren' machen zu wollen.

Der Beruf des Tierpflegers ist begehrt. 'Der Zoologisch-Botanische Garten Wilhelma bildet nur vier Tierpfleger pro Jahr aus, aber Hunderte bewerben sich', so Ackermann. Eine Alternative zu zoologischen Gärten sieht sie in Tierpensionen und Tierheimen, die teilweise ebenfalls Tierpfleger ausbilden. Sie empfiehlt Interessenten aber, unbedingt Praktika in Zoos oder Tierarztpraxen zu absolvieren. 'Das verbessert die Chancen bei der Bewerbung und hilft herauszufinden, ob der Beruf wirklich passt.' Schließlich sei die Pflege von Tieren - zu der auch das Säubern der Gehege gehört - körperlich anstrengend. Tierpfleger ist nicht der einzige staatlich anerkannte Ausbildungsberuf mit Tieren. So gibt es zum Beispiel die Möglichkeit, eine Ausbildung zum tiermedizinischen Fachangestellten zu absolvieren.

Diese Fachkräfte arbeiten hauptsächlich in Tierarztpraxen, aber auch in Tierkliniken. Der Pferdewirt ist ein weiterer dualer Ausbildungsberuf, der für die Zucht und Versorgung von Pferden zuständig ist. Neben den staatlichen Ausbildungen gebe es noch die unterschiedlichsten Bildungsangebote von privaten Trägern. Der Klassiker unter den akademischen Berufen ist der Tierarzt. Allerdings müssen Interessierte hohe Zugangshürden nehmen. 'Wer Tiermedizin studieren will, braucht nicht nur einen sehr guten Abiturdurchschnitt, sondern sollte auch Interesse an den Naturwissenschaften mitbringen', betont Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte. 'Denn das Studium ist sehr naturwissenschaftlich geprägt.' Die beruflichen Möglichkeiten für Tierärzte sind vielfältig.

"Nicht jedes Verhaltensproblem eines Tieres ist wirklich krankhaft"

Wer jedoch ausschließlich in eigener Praxis tätig sein will, hat es nicht immer leicht. 'Es gibt große Unterschiede zwischen Stadt und Land. Während es in Ballungsgebieten durchaus ein Überangebot an Kleintierpraxen gibt, fehlen im ländlichen Raum Nutztierärzte.' Dr. Ursula Breuer studierte Veterinärmedizin, ging dann aber einen ganz eigenen Weg: Sie hat sich auf das Fachgebiet Tierverhaltenstherapie spezialisiert und sich damit selbstständig gemacht. 'Anfang der 1990er Jahre war das Thema ?Verhaltenstherapie für Tiere? in Deutschland noch exotisch, in Amerika aber durchaus schon bekannt', berichtet Breuer, die seit 1992 eine eigene tierärztliche Praxis für Tierverhaltenstherapie zunächst in Freising und seit 1995 in Ostfildern führt. 'Ich habe mich schon früh mit Hundeausbildung und Verhaltenskunde beschäftigt. Aber den eigentlichen Anstoß für mein Interesse an der Verhaltenstherapie gab mir mein damaliger Hund.' Der Podenco wollte keinerlei Kontakt zu Menschen aufnehmen.

'Nicht jedes Verhaltensproblem eines Tieres ist wirklich krankhaft. Manche Eigenarten stören einfach nur den Tierbesitzer, gehören aber eigentlich zum normalen Verhaltensrepertoire des Tieres. Andere wiederum haben ihre Ursachen in traumatischen Erfahrungen', sagt Breuer. Zu den Aufgaben der Tierärztin gehört es, mit dem Besitzer zu klären, inwieweit eine Verhaltensänderung beim Tier möglich ist und wie die Schritte dahin aussehen könnten. 'Meine Arbeit ist Hilfe zur Selbsthilfe, denn ich leite die Besitzer bei der Therapie und beim Training ihrer Tiere an.' Breuer ist zudem in der Weiterbildung für Tierärzte, Hundetrainer und interessierte Hundehalter tätig und kennt sich auch mit der Ausbildung von Hundetrainern aus. 'Früher konnte jeder Interessierte Hundetrainer werden. Nach dem neuen Tierschutzgesetz brauchen sie aber einen Sachkundenachweis', so Breuer.