Dan Ettinger Foto: dpa

Zwei Sinfonien hat Wolfgang Amadeus Mozart in der Tonart g-moll geschrieben, beide stehen auf dem Programm der Stuttgarter Philharmoniker im Beethovensaal der Liederhalle unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Dan Ettinger.

Stuttgart – In keinen anderen Werken manifestieren sich Mozarts „schwarzen Gedanken“, im Spätwerk verstärkt durch dessen stets prekäre finanzielle Situation, wie in den beiden einzigen Sinfonien in Moll: der„kleinen“ frühen Sinfonie in g-Moll KV 183 und der späten „großen“ g-Moll-Sinfonie KV 550. Deren pulsierender Beginn quäkte eine Zeitlang aus jedem Handy, doch die Abgründe, die in der Musik beider Sinfonien aufreißen, sind allemal eine Herausforderung wie jeden Dirigenten.

Dan Ettinger und seine Stuttgarter Philharmoniker vergaßen im gutbesuchten Beethovensaal geflissentlich alle Erkenntnisse einer historisch informierten Aufführungspraxis und musizierten den Beginn von KV 183 wie ein riesiges Eingangsportal mit 22 Geigen und vier Kontrabässen voller Pianissimo-Effekte und im Tempo zurückgenommenen Oboen-Soli.Dabei bewahrten die langsamen Sätze ihre edle melodische Führung, ohne in Romantizismus zu verfallen. Vorherrschend war eine sturm-und-dranghafte Frische des Musizierens. Das expressive „Hell-Dunkel“ der Harmonik, für die Zeit ungemein kühn, wurde plastisch herausgearbeitet, wobei KV 550 insgesamt etwas domestizierter in weiten Bögen musiziert wurde.

Als „reinen Unsinn“ und „miserabel instrumentiert“ bezeichnete der 20-jährige Richard Strauss seine Burleske für Klavier und Orchester, die mit Lylia Zilberstein eine souveräne Solistin hatte: Reaktionsschnell im kecken Dialog des Beginns mit den vier Pauken (Beethovens Violinkonzert lässt grüßen), immer wieder die Vorbilder Mendelssohnund Brahms gebührend ins rechte Licht rückend.

Gelegentlich klingt der Zauber von „Till Eulenspiegel“, „Don Juan“ und „Der Rosenkavalier“ an. Zwar flogen nicht – wie bei Martha Argerich live oder Rudolf Serkin – vor lauter aufstampfender Virtuosität die Funken. Technische Bravour voll mitreißender Vitalität (Hans von Bülow lehnte die Burleske als „unspielbar“ ab, Eugen d ´Albert sprang ein) und gestalterische Sensibilität im Zusammenspiel mit den hellwachen Philharmonikern kamen hier zur Begeisterung des Publikums gleichwohl zu einer überaus glücklichen Verbindung.