Viele Esslinger hängen am bisherigen Büchereistandort. Foto: Pascal Thiel

Der Förderverein Stadtbücherei mischt sich in die Diskussion über die Zukunft der Institution ein – und nennt viele wichtige Details.

Esslingen - Am kommenden Wochenende werden die Mitglieder des Esslinger Gemeinderats auf einer Klausurtagung von der Verwaltungsspitze über die Zukunftsperspektiven für die Stadtbücherei informiert. Dabei soll auch die Frage erörtert werden, ob und wie die Bücherei im Evangelischen Gemeindehaus am Blarerplatz und in der angrenzenden Franziskanerkirche eine neue Heimat finden könnte.

Doch schon im Vorfeld ist klar, dass es gegen einen solchen Umzug erheblichen Widerstand geben wird. Zahlreiche evangelische Gläubige haben sich gegen den Verkauf der Gebäude an die Stadt ausgesprochen. Das Netzwerk Kultur hat den angedachten Umzug kategorisch abgelehnt. Und auch der Förderverein Stadtbücherei hat sich jetzt eindeutig positioniert.

Klare Präferenz für den bisherigen Standort

„Bei grundsätzlicher Offenheit des Fördervereins für die unterschiedlichen neuen Standortvorschläge ergibt sich nach gründlicher Prüfung der verfügbaren Informationen derzeit eine klare Präferenz für den alten Standort in der Heugasse“, heißt es in einem neunseitigen Papier.

Der Vorstand des Vereins listet darin detailliert die aus Sicht des Vereins existierenden Vor- und Nachteile jeder der drei angedachten Lösungen auf. Für den Neubau an der Kiesstraße spreche unter anderem, dass die Flächen beliebig planbar seien. Der Zugang könnte barrierefrei gestaltet werden. Das Haus würde modernen Bibliotheksanforderungen gerecht. Allerdings sieht der Förderverein in dem Standort auf viel Unwägbarkeiten, die zu jahrelangen Verzögerungen führen könnten.

So sei die Verkaufsbereitschaft der bisherigen Hausbesitzer ungeklärt. Offen sei auch, wo die bisherigen Mieter eine neue Wohnung finden könnten. Zu erwarten seien zudem langwierige Forschungs- und Sicherungsgrabungen, weil mitten durch das Gebiet die an dieser Stelle doppelt geführte historische Stadtmauer verlaufen ist.

Der Beschluss könnte später revidiert werden

Große Verzögerungen seien zu befürchten, die, so der Förderverein, „im schlimmsten Fall dazu führen können, dass ein ursprünglicher Gemeinderatsbeschluss einige Jahre später revidiert wird und erneut andere Standorte ins Auge gefasst werden. Dann könnte sich das Warten noch Jahre lang hinziehen.“

Das Gemeindehaus am Blarerplatz samt Franziskanerkirche kommen beim Fördervein sogar noch schlechter weg: Die Fläche sei nicht wesentlich größer als die der Bücherei am aktuellen Standort. Als Veranstaltungsort für gesprochenes Wort sei die Kirche wegen ihres „enorm starken Halls“ nicht geeignet. Auch als Raum für stilles Lesen eigne sich die Kirche nicht, weil der Raum nicht beheizt werden dürfe. Zudem könnten sich generell dort nicht dauerhaft viele Menschen aufhalten, weil sonst die Wandmalereien aus dem 14. und 15. Jahrhundert und die Tafelbilder zerstört würden. Des Weiteren sollten öffentliche Gebäude „weltanschaulich neutral“ sein. Das Gebäude müsste also für seine neue Funktion „entchristlicht“ werden, sonst drohten Klagen. Eine solche Veränderung wiederum lasse sich nicht mit den Anforderungen des Denkmalschutzes vereinbaren.

Folglich bleibe nur die Erweiterung des von den Besuchern „geliebten Gebäudes" in der Heugasse 9. Dazu sollte man, so der Verein, zunächst das benachbarte Gebäude Heugasse 11 sanieren, um schließlich das Bestandsgebäude für seine weitere Nutzung als Stadtbücherei fit zu machen.