Der Standort Küferstraße bietet eine direkte Anbindung an die Musikschule. Foto: Horst Rudel

Die Esslinger Stadtverwaltung schlägt nun definitiv als Büchereistandort die Fläche zwischen der Küferstraße und der Kupfergasse vor. Vieles spricht für diese Lösung.

Esslingen - Die wahrscheinlich letzte Schleife ist genommen. Eigentlich hätte der Gemeinderat bereits am Montag die Grundsatzentscheidung treffen sollen, an welcher Stelle in Esslingen in Zukunft die Stadtbücherei stehen soll. Doch weil aus der Bürgerschaft Kritik am Informationsstand der Öffentlichkeit zu dem zukunftsweisenden Projekt gekommen war, wird nun am Donnerstag, 21. September, um 19 Uhr noch eine Informationsveranstaltung im Alten Rathaus eingeschoben, ehe sich das Gremium am 9. Oktober festlegen muss. Folgt es dem Vorschlag der Verwaltung, wird zwischen der Küferstraße und der Kupfergasse ein Neubau realisiert.

Eine detaillierte Faktensammlung

Jetzt liegen zumindest schon einmal die Fakten zum Büchereineubau auf dem Tisch. Denn die Gemeinderatssitzung am Montag hat die Verwaltungsspitze genutzt, um die Vorlage zum Standort-Grundsatzbeschluss zu erläutern. Sehr detailliert haben die Fachleute in den vergangenen Wochen und Monaten alle verfügbaren Fakten zu den vier in der Öffentlichkeit diskutierten Varianten zusammengetragen. Zwei davon – ein Neubau zwischen der Kies- und der Küferstraße sowie der Umzug der Bücherei ins evangelische Gemeindehaus am Blarerplatz und die angrenzende Franziskanerkirche – haben dabei allerdings ohnehin keine Chance mehr, verwirklicht zu werden. Gegen die Kiesstraße spricht die Vielzahl der Besitzer, die ihre Häuser und Wohnungen verkaufen müssten, gegen das Gemeindehaus der immense Widerstand aus der Kultur-, vor allem aber der Chorszene gegen diese Überlegungen.

Übrig bleiben demnach die nun schon seit Jahrzehnten diskutierte Sanierung und Erweiterung der Stadtbücherei am bestehenden Standort im Bebenhäuser Pfleghof in der Heugasse – und der von der Stadt favorisierte Neubau an der Küferstraße. Für beide hat die Verwaltung zwei Varianten mit einer Büchereinutzfläche von 3000 und 3600 Quadratmetern erarbeitet. Die kleinere Lösung würde inklusive aller Nebenkosten – wie dem Grunderwerb an der Küferstraße oder der Suche nach einer Interimslösung für den bestehenden Standort – jeweils 18,4 Millionen Euro kosten. Die große Lösung würde an der Küferstraße 21,3 Millionen Euro verschlingen, in der Heugasse 300 000 Euro mehr.

Brandschutz, Barrierefreiheit und die Folgekosten

Zunächst hat die Stadt Anforderungen formuliert: moderne Bibliothekstandards müssen erfüllt werden, eine weitgehende Barrierefreiheit auch im Bereich der Bestandspräsentation gewährleistet werden. Die Vorgaben des Brandschutzes müssen ebenso beachtet werden wie die Notwendigkeit, neueste Technik und Energietechnik zu installieren, um die Folgekosten zu senken. Zudem müssten dringend Arbeitsplätze und Gruppenarbeitsräume geschaffen werden. Ziel ist es auch, einen Raum zu planen, der flexibel für unterschiedliche Veranstaltungen genutzt werden kann. Schließlich müsse die Fläche so groß sein, dass die Stadtbücherei flexibel gestaltbar und damit zukunftsfähig ist.

Entlang dieses Aufgabenkatalogs hat die Verwaltung acht Kriterien – vom Standort im Stadtgefüge über den Zuschnitt des Baukörpers und die Verfügbarkeit bis zu Synergien mit anderen Standorten und sonstigen Vor- und Nachteilen – erarbeitet.

Der Standort Heugasse sei eingeführt, liege aber in der nordöstlichen Altstadt, also nicht im Zentrum der Lauflagen. Die öffentliche Wahrnehmung sei deshalb eher durchschnittlich. Eine Bücherei in der Küferstraße wiederum würde eine Baulücke füllen und als Frequenzbringer die Ritter/Küferstraße stärken. Die Bücherei sei ein guter Beitrag zur Stabilisierung der Küferstraße. Einziger Nachteil: es gebe nur eine schmale Front hin zur Fußgängerzone.

Entscheidende Unterschiede gibt es laut der Stadtverwaltung beim Zuschnitt des Baukörpers und den sich daraus ergebenden Optionen für die Funktionalität. Im Bebenhäuser Pfleghof ist die Variabilität aufgrund der Vorgaben des Denkmalschutzes stark eingeschränkt. In der Küferstraße gebe es gute Voraussetzungen für eine funktionale Lösung, in der das gesamte Raumprogramm optimal untergebracht werden könne. Auch die Belichtungsmöglichkeiten seien gut. Synergien lassen sich in der Heugasse mit dem Stadtmuseum erzielen, in der Küferstraße wiederum könne die Musikschule, der Innenhof des ehemaligen Klosters und das evangelische Gemeindezentrum eingebunden werden. Als weiterer Nachteil der Heugasse werden die schwierige Kostenkalkulation angesichts der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes genannt.