Dem Rathaus stehen noch viele erregte Diskussionen bevor. Foto: Pascal Thiel

Der Gemeinderat beschließt den Vorentwurf zum Flächennutzungsplan, der bis 2030 gültig sein soll. Noch sind viele Fragen offen.

Esslingen - Im Herbst 2018 soll der Flächennutzungsplan 2030 (FNP) für die Stadt Esslingen endgültig beschlossen werden. Am Montag hat der Gemeinderat grünes Licht für die Auslage des FNP-Vorentwurfs gegeben. An diesem Punkt war das Gremium bereits einmal vor mehr als vier Jahren, im November 2012. Doch wegen erheblicher Proteste aus der Bürgerschaft hatte die Verwaltung den Vorentwurf damals zurückgezogen und zunächst einen Bürgerbeteiligungsprozess eingeleitet.

Mit der Entscheidung vom Montag ist jetzt quasi der zweite Startschuss zur Stadtentwicklung gefallen. In den kommenden Monaten will die Verwaltung nun mit den Betroffenen, mit Bürgerausschüssen und Fachleuten die Vorlage erörtern – um daraus den dann schon erheblich konkreteren Entwurf eines Flächennutzungsplans zu entwickeln.

Schwerpunkt liegt auf der Innenverdichtung

Der Schwerpunkt soll, so sieht es der im vergangenen Sommer vorgestellte Vorentwurf vor, bis zum Jahr 2030 auf der Innenverdichtung liegen. Knapp vier Fünftel der bis dahin benötigten 3100 Wohnungen können – so die Planungen – auf Flächen mitten im Stadtgebiet verwirklicht werden. Unter anderem geht es um die Neue Weststadt, dem aktuell größten Wohnbauprojekt in Esslingen. Auch die Flandernhöhe soll nach dem Umzug der Hochschule in die Neue Weststadt intensiv bebaut werden. Weitere Potenziale zur Innenverdichtung sieht die Verwaltung an den S-Bahn-Haltestellen in Oberesslingen und Zell. Im Gegenzug sollen Grünflächen in der Stadt als wichtige Flächen für Erholung, Gewässerrenaturierung, ökologischen Ausgleich und zur Bewältigung der Folgen des Klimawandels entwickelt werden.

Allerdings sieht der Entwurf auch die Umwandlung von rund einem Dutzend Flächen am Stadtrand von Grünflächen in Bauland vor. Zwar sollen aus dem aktuell geltenden Flächennutzungsplan rund zehn Hektar herausgenommen werden. Im Gegenzug soll an deren Stelle 17 Hektar neues Bauland ausgewiesen werden.

Schon jetzt formt sich Widerstand

Dagegen formiert sich allerdings schon jetzt erneut Widerstand. In einer Stellungnahme zum Vorentwurf hat das „Aktionsbündnis lebenswertes Esslingen“ kritisiert, dass die Verwaltung den Fokus auf größere und zusammenhängende Flächen gelegt habe, statt die Potenziale in Randbereichen der bestehenden Bebauung zu nutzen. Damit werde der Flächenverbrauch bewusst in die freie Landschaft verlagert. Das sieht der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger natürlich ganz anders: „Mit dem Vorentwurf ist es gelungen, die Grundlage für eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung Esslingens auf den Eckpfeilern Ökonomie, Ökologie sowie Soziales und Bildung zu formulieren.“

Auch der Fraktionschef der SPD, Andreas Koch, stellte sich in der Gemeinderatssitzung hinter das Vorgehen der Stadtverwaltung. Seine Partei stehe aber „zu dem Versprechen, jede einzelne Fläche genau zu prüfen und erst danach den Daumen entweder zu heben oder zu senken.“ Klar ist allen Fraktionen, dass Esslingen mehr Wohnraum und zusätzliche Gewerbeflächen benötigt. Allerdings mahnten alle Fraktionen Sensibilität im Umgang mit besonderen Flächen wie Landschaftsschutzgebieten an.