Claudia Dreizler verhilft Landkarten, Vorhängen und Tischdecken zu einem zweiten Leben als Tasche oder Kissenbezug und verkauft die Sachen in ihrem Laden Tante Lene. Foto: Ines Rudel

Von der Landkarte zum Kulturbeutel, von der Jeans zur Babypumphose – Beim Upcycling-Markt am Sonntag zeigen Aussteller, wie sie ausgedienten Dingen neues Leben einhauchen.

Esslingen - „Ob das nun Upcycling heißt oder anders, ist mir völlig egal – ich habe schon immer aus alten Sachen etwas Neues gemacht“, bringt es Claudia Dreizler auf den Punkt. Die Kunsttherapeutin wirft Dinge ungern weg. Stattdessen überlegt sie lieber, wie sie Stoffe und anderes umfunktionieren, umarbeiten und zweckentfremden kann. Aus alt mach neu – dieses uralte Prinzip steckt hinter dem Begriff Upcycling. In Esslingen findet dazu am 23. April im Rahmen des Neckarwiesenfests ein erster Markt statt, bei dem sich rund 20 Aussteller mit ihren Produkten präsentieren. Dreizler ist eine von ihnen.

Aus alten Stoffen wie Wachstischdecken oder Vorhängen fertigt sie Kissenbezüge, Taschen und Rucksäcke an. Aus ausgedienten Schürzen macht sie Schlüsselanhänger. Ihre neuesten Produkte sind Taschen und Kulturbeutel aus alten Landkarten. „Die Karten stammen aus dem Fundus einer Schule und haben dort ausgedient. Das Material ist sehr stabil und wasserabweisend und eignet sich bestens für einen Kulturbeutel, den man mit ins Schwimmbad nehmen kann“, sagt Dreizler. Wenn sie nicht gerade an einem Markt teilnimmt, verkauft die 51-Jährige ihre Kreationen in ihrem Laden Tante Lene in Esslingen-Mettingen. „Mehr aus Spaß, weniger um damit Geld zu verdienen“, sagt sie.

Ein Zwischenschritt vor dem Wegwerfen

So geht es auch Mathias und Adrienne Forst aus Hochdorf. Die beiden fertigen seit 2011 unter dem Namen Rarbooks Notizbücher aus Altpapier und Altkartons an. „Wir haben uns überlegt, dass man das Papier noch einmal benutzen kann, bevor es endgültig recycelt wird“, erklärt Mathias Forst die Idee hinter seinen Notizbüchern. „Dasselbe Vorgehen steckt hinter vielen Upcycling-Produkten. Man überlegt sich, ob es nicht einen Zwischenschritt vor dem Wegwerfen geben kann. Da kommen ganz spannende Dinge heraus, und man kann so ein Produkt noch mal ein paar Jahre länger benutzen, bevor es endgültig weggeworfen wird“, sagt Forst.

Garance Sagit wirft zum Beispiel keine Kleidungstücke weg. Sie näht daraus lieber Kindermode. „Mir haben es Jeansstoffe angetan. Die sind fest und stabil auch wenn sie schon ein paar Jahre alt sind“, so die Modedesignerin. Aus abgetragenem Erwachsenenjeans näht die 30-jährige Esslingerin Pumphosen für Kleinkinder zwischen sechs und 18 Monaten. Zukaufen muss sie nur die Stoffe für die Bündchen. „Ich möchte etwas gegen die Wegwerfgesellschaft tun. Durch mein Modedesignstudium wurde ich auf den Überfluss – auch an Stoffen – aufmerksam und bin seitdem sensibilisiert für das Thema. Ich kaufe wenig neue Klamotten, lieber Second-Hand-Ware. Wenn es neu sein soll, dann muss es hochwertig sein, damit es lange hält“, sagt sie. Auf dem Upcycling-Markt sammelt sie erste Verkaufserfahrungen. Wenn es gut laufen sollte, will sie mit weiteren Entwürfen auch für Erwachsene nachlegen.

Termin: Der Upcycling-Markt findet im Rahmen des Neckarwiesenfestes am 23. April von 11-18 Uhr auf dem Gelände der Firma Scherrieble, Entennest 1, in Esslingen statt.

Hier geht es zu weiteren Labels aus der Region, die Mode und anderes durch Upcycling herstellen.