Die Esslinger fürchten, weiteren Verkehr von den überlasteten Stuttgarter Autobahnen zu bekommen. Foto: dpa

Der Esslinger Gemeinderat lehnt den weiteren Ausbau der B 10 strikt ab. Der Hauptgrund ist vor allem der Lärmschutz

Esslingen - So richtig glaubt auch in Esslingen niemand daran, dass die B 10 zwischen Plochingen und der Abzweigung der B 14 in Richtung Waiblingen einmal sechsspurig ausgebaut wird. Aber dennoch ist diese Maßnahme auch im neuen Bundesverkehrswegeplan enthalten, und deswegen hat die Stadt Esslingen dazu ihre Stellungnahme abgegeben. Sie ist strikt gegen den Ausbau der B 10. Ihm sei auch keine weitere Körperschaft in der Region bekannt, die für den sechsspurigen Ausbau wäre, berichtete der Leiter des Stadtplanungsamtes Daniel Fluhrer in der Sitzung des Technischen Ausschusses am Mittwoch.

Zwei Gründe gibt es, die aus der Sicht der Stadverwaltung gegen einen Ausbau sprechen. Zum einen ist es die Zunahme des Verkehrs, zum anderen die Zunahme des Verkehrslärms. Die Stadt ist der Auffassung, mit einem sechsspurigen Ausbau der Bundesstraße 10 werde eine „höchst Attraktive“ Abkürzung zur A 81 geschaffen. Damit wäre das Fehlen eines leistungsstarken Nord-Ost-Rings um Stuttgart zwar ausgeglichen, würde aber einen Schlusspunkt unter die Diskussion setzen, mit dem Ergebnis, dass der Ringschluss für immer lückenhaft bliebe. Damit würde das Mittlere Neckartal einen großen Teil der Verkehrslast der Landeshauptstadt tragen. Die Stadt Esslingen fürchtet also, dass Stuttgart seine Verkehrsprobleme auf Esslinger Kosten lösen will.

Der weitere Ausbau hätte für Esslingen sehr negative Folgen, findet die Stadtverwaltung. Die B 10 führt durch einen hochverdichteten Siedlungs- und Wirtschaftsraum und in einem langen Streckenabschnitt durch das enge Neckartal. Damit werde nicht nur der Talboden verlärmt. In Mitleidenschaft gezogen werden auch die Talhänge, auf denen vor allem Wohnbebauung steht. Damit würde die Belastung der im Mittleren Neckarraum lebenden und arbeitenden Menschen noch weiter erhöht. Schon jetzt müssen rund 20 Prozent der Esslinger in Gebieten leben, in denen der Straßenlärm die Grenzwerte überschreitet. Esslingen sieht sich besonders betroffen, weil die Stadt ohnehin schon durch die B 10 der Länge nach durchschnitten ist. Eine sechsspurige B 10 würde noch eine viel größere Barriere darstellen.

Außerdem würden die Staus zunehmen. In der Stellungnahme heißt es: „Vor allem sinkt mit zusätzlichem Verkehr die heute schon kaum mehr gegeben verlässliche Erreichbarkeit im Berufsverkehr weiter ab, was die Zumutungen an die Wirtschaft und die Bevölkerung noch deutlicher erhöht.“ Fluhrer ist sich ziemlich sicher, dass ein sechsspuriger Verkehr vor allem in Richtung Stuttgart mit seinem hochbelasteten Pragsattel und der ebenso hoch belasteten Heilbronnerstraße, nicht mehr abwickelbar sei.

Auch konnte sich die Stadtverwaltung nicht den Hinweis verkneifen, dass sich die Stadt Stuttgart daran machen solle, das „strukturelle Defizit im Verkehrsnetz“ zu beheben, und damit ist die fehlende Nord-Ost-Verbindung gemeint.

„Wer Straßen säht, wird Verkehr ernten“, sagte dazu Helmut Müller-Werner (Grüne) und brachte damit die Sache auf den Punkt. Auch die übrigen Fraktionen schlossen sich der Stellungnahme der Stadt an. Die CDU regte an, das Thema Filderauffahrt von der B 10 über Hedelfingen zu prüfen, aber der Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht berichtete, die Stellungnahme sei bereits abgeschickt. Zusammen mit 39 000 anderen Stellungnahmen zum Bundesverkehrswegeplan liegt sie jetzt in Berlin und wartet auf eine Bearbeitung.