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Esslinger Wohnungsbau will historisches Fabrikgebäude erhalten - Angebot auch an Studenten.

Esslingen - In der alten Feuerwache sind die Pläne für eine Markthalle gescheitert. Jetzt soll es in Esslingen doch noch eine solche Einrichtung geben: Die Metzgerei Häfele aus Winnenden im Rems-Murr-Kreis will auf dem ehemaligen Hengstenberg-Gelände regionale Produkte anbieten.

Werner Häfele, Chef der Metzgerei mit 15 Verkaufsstellen und sechs Verkaufsfahrzeugen, gerät bereits ins Schwärmen. Vier große Themenbereiche will er in dem alten Klinkerbau auf 750 Quadratmetern schaffen: "In jeder Ecke einen." Das Gebäude ist langgestreckt, die langen Seiten seien Richtung Rossneckar und zu den Weinbergen ausgerichtet. "Rechts am Eingang wird es eine Bäckerei geben, links Obst und Gemüse aus Esslingen und Umgebung." Hinten links will Häfele selbst die Metzgerei einrichten, hinten rechts die Ecke gehört Feinkost und Antipasti. "Zu jedem dieser Bereiche wird es aber auch einen größeren Gastrobereich geben", sagt Häfele und verweist auf die langen Öffnungszeiten von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends an sechs Wochentagen. Allein im Außenbereich mit Terrasse stellt sich der Metzgermeister 50 bis 100 Sitzplätze vor, im Bereich des Rossneckars und an der sogenannten Piazza beim Studentenwohnheim, das dort ebenfalls gebaut wird. Die Fläche im Zentrum der Halle zwischen den Ecken will Häfele auch nutzen für saisonale Angebote - Spargel etwa oder Erdbeeren.

"Das muss eine Esslinger Markthalle werden."

Noch nicht eingeweiht hat Häfele die Familie Hengstenberg in seine Idee, einen Hengstenberg-Flagship-Store (Vorzeigeladen) einzurichten. "Das wäre doch toll, am ehemaligen Stammsitz der Firma offene Produkte in einem besonderen Ambiente anzubieten." Und auch die Sektkellerei Kessler hätte er gerne an Bord: "Das muss eine Esslinger Markthalle werden." In Winnenden jedenfalls, wo Häfele schon eine etwa halb so große Markthalle betreibt, "läuft es richtig gut".

Weihnachten 2013 will Häfele in Esslingen die Pforten öffnen. OB Jürgen Zieger ist begeistert. Aus seiner Sicht ist das Angebot bestens geeignet, die Nahversorgung für die Weststadt zu übernehmen. Dass die Marktstände anderen Betrieben Konkurrenz machen könnten, sieht Häfele nicht: Er selbst betreibt auch im Einkaufszentrum Das ES eine Filiale: "Dort rechne ich mit keinem Euro Umsatz weniger." Eher schon könnten die Gastrobetriebe im Dick die Konkurrenz an der Mettinger Straße spüren. Wenn erst einmal der geplante Steg über den Rossneckar gebaut ist, sind das Hengstenberg-Gelände und das Dick nur wenige Fußwegminuten voneinander getrennt.

Zu den Nutzern der Markthalle sollen auch die Studenten gehören, die zum Wintersemester 2013 ins neue Wohnheim auf dem Hengstenberg-Areal einziehen. Eigentümer des gesamten Geländes ist die Esslinger Wohnungsbau (EWB), die zurzeit kräftig wirbelt, für die insgesamt 1,7 Hektar schnell Investoren zu finden. Denn die Stadt entwickelt parallel dazu auch das alte Güterbahngelände und wird dort in Kürze ebenfalls aktiv um Investoren werben.

Hengstenberg bekannter als Esslingen

Der Geschäftsführer der EWB, Hagen Schröter, ist jedenfalls sehr zufrieden mit dem Projekt Markthalle: "Das richtige Angebot an dieser Stelle." Die EWB wolle die Hengstenberg-Villa mit der alten Fabrikhalle als identitätsstiftend erhalten. Die Marke Hengstenberg sei in Deutschland schließlich bekannter als die Stadt Esslingen. "Es ist uns ein Anliegen, dass die Abrissbirne hier haltmacht." Diese Art der Industriearchitektur sei Ende des 19. Jahrhunderts aus England herübergeschwappt.

Und nicht nur Häfele, auch Schröter gerät ins Schwärmen: Im Obergeschoss denkt er an eine Brauereigaststätte. Es gebe da auch einen hohen Raum über zwei Etagen - passend für große Braukessel. Man kläre derzeit mit Häfele die Detailfragen und komme sicher zusammen, ist Schröter überzeugt.

Mit dem Bau der Tiefgarage unter dem Studentenwohnheim will die EWB in wenigen Wochen beginnen. Die Plätze stehen dann auch den Besuchern der Markthalle zur Verfügung.