Es ist eine indische Tradition, Freunde zum Empfang in edles Tuch zu hüllen: Der Oberbürgermeister Jürgen Zieger (links) und sein Amtskollege P. Rajkumar aus Coimbatore scheinen Gefallen an dem Ritual zu finden. Foto: Michael Steinert

Die Städtepartnerschaft zwischen Esslingen und dem indischen Coimbatore ist die erste ihrer Art. Nach einem nahezu sechs Jahre dauernden Genehmigungsprozess ist am Freitag im Alten Rathaus in Esslingen die Partnerschaftsurkunde unterschrieben worden.

Esslingen - Machmal dauern Beziehungen lange an, ehe sie endgültig besiegelt werden. Das trifft auch auf die Partnerschaft Esslingens mit der südindischen Stadt Coimbatore zu. Erste Kontakte waren bereits vor acht Jahren geknüpft worden, doch mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am Freitagnachmittag im Alten Rathaus in Esslingen hat die Freundschaft jetzt einen offiziellen und verbindlichen Charakter erhalten. Und einen historischen dazu, denn es ist die erste Partnerschaft zwischen einer deutschen und einer indischen Stadt, die auf dieser vertraglichen Basis vereinbart wurde. Nie zuvor hatte die indische Regierung eine offizielle Städtepartnerschaft genehmigt.

Der Esslinger Oberbürgermeister Jürgen Zieger und sein indischer Amtskollege P. Rajkumar, der Verwaltungschef der Millionen-Stadt im Bundesstaat Tamil Nadu, haben die Urkunde im Rahmen einer Feierstunde unterzeichnet. „Ziel dieser Partnerschaft ist es, auf der Basis des gegenseitigen Respekts das Kennenlernen der Menschen beider Städte zu unterstützen und den Wissens- und Erfahrungsaustausch auf beiden Seiten zu praktizieren“, erklärte Zieger. Unter anderem existieren bereits Kontakte und Austausche zwischen den Hochschulen und verschiedenen Schulen. Anlässlich der Vertragsunterzeichung ist eine Delegation aus Coimbatore angereist, die die frischgebackene Partnerstadt in einem einwöchigen Aufenthalt näher kennen lernt.

Partnerschaft zum idealen Zeitpunkt

Energiefragen und Folgen des Klimawandels machten „an den Grenzen unserer Nationen nicht halt“, sagte Zieger, „wir müssen die Antworten für unseren Planeten Erde gemeinsam finden.“ In diesem Zusammenhang komme die Städtepartnerschaft zu einem idealen Zeitpunkt. Denn Coimbatore rücke im Rahmen der Smart Cities Initiative des indischen Premierministers Modi in den Fokus deutsch-indischer Zusammenarbeit. In diesem Kontext unterstützt Deutschland insbesondere Projekte in drei indischen Städten – eine davon ist Coimbatore. Jürgen Zieger zufolge dürfte dies für die Partnerschaft von Bedeutung sein und interessante Chancen im Bereich der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit bieten.

Eher zufällig waren die schwäbische und die indische Stadt miteinander in Berührung gekommen. Die ersten Kontakte waren durch die Familie Stoll aus Esslingen entstanden, die seit 76 Jahren eine Freundschaft mit der Familie Gopal in Coimbatore pflegt. Daraus entstanden schließlich Austausche und Begegnungen auf offizieller, institutioneller und wirtschaftlicher Ebene – und der beiderseitige Wille, eine verbindliche Städtepartnerschaft einzugehen.

Generalkonsulat schaltet sich ein

Bis es nun so weit kommen konnte, zogen freilich nahezu sechs Jahre ins Land, denn Städtepartnerschaften sind in Indien nicht sehr verbreitet und bedürfen ausnahmslos der Genehmigung durch die entsprechenden nationalen und regionalen Regierungsstellen. Nach langen Verhandlungen und nachdem sich auch das deutsche Generalkonsulat im indischen Chennai eingeschaltet hatte, erhielt Coimbatore endlich grünes Licht. Die freundschaftlichen Verbindungen sind jetzt durch die Unterzeichnung einer Vereinbarung zu einer durch die indische Regierung anerkannten offiziellen Städtepartnerschaft geworden – die erste ihrer Art.