Uli Kopp würde das Vier Peh gerne so lange offen halten, bis die alte Pädagogische Fachhochschule in der Flandernstraße abgerissen wird. Foto: Horst Rudel

Aller Voraussicht nach schließt das Vier Peh zum Jahresende, denn der Pachtvertrag läuft aus.

Esslingen - Eine große Zukunft hätte das Vier Peh in der Flandernstraße sowieso nicht mehr gehabt. Spätestens, wenn die alte Pädagogische Hochschule nebenan abgerissen wird, und das dürfte etwa um das Jahr 2024 herum sein, wird das gesamte Gelände überplant und frisch bebaut. Damit ist der legendäre erste Biergarten in Esslingen, der sagenumwobene Jugendtreff der 70er-, 80er- und 90er-Jahre und der aktuell einzige soziokulturelle Treff im Norden Esslingens Geschichte.

Bis zu diesem Jahr 2024 würde Uli Kopp, die rührige Pächterin des Vier Peh, das Haus noch halten. „Wir würden gerne mit der Fachhochschule sterben“, sagt sie. Doch die Voraussetzungen dafür sind denkbar schlecht. Schuld daran sind die ziemlich komplizierten Eigentumsverhältnisse. Der Parkplatz gehört dem Land, das Grundstück, auf dem das Vier Peh steht, und auch das Gebäude gehören der Stadt. Die hat es in Erbbaurecht an die Dinkelacker AG weitergegeben. Die Aktiengesellschaft wiederum hat das Vier Peh an die Dinkelacker-Brauerei verpachtet hat. Das Problem nun ist, dass der Vertrag zwischen der Stadt und der Dinkelacker AG zum Jahresende ausläuft. Dinkelacker muss, so steht es im Vertrag, das Gebäude am Ende des Jahres abreißen und das Grundstück unbebaut an die Stadt zurückgeben.

Das bedeutet, so erklärt Uli Kopp, dass derjenige, der das Haus weiter betreiben wolle, auf den Abbruchkosten sitzen bleiben könne. Im Moment müsse diese noch die Dinkelacker AG übernehmen. Der Geschäftsführer der Dinkelacker-Brauerei ist Bernhard Schwarz. Auch er kennt die Kultkneipe bestens und weiß auch, dass Vier Peh die Abkürzung von „Pavlos pädagogischer Pils Pinte“ ist – benannt nach dem Mann, der einst Bier gezapft hat, als in dem Haus noch die Mensa der pädagogischen Hochschule untergebracht war.

Wenn es nach ihm ginge, würde er das Haus so lange wie nur irgend möglich offen halten, um den Kulturbetrieb dort zu ermöglichen und das zu tun, was nun mal zum Kerngeschäft einer Brauerei gehört: nämlich Getränke zu verkaufen. Er sagt auch zu, er würde Uli Kopp und das Vier Peh unterstützen, wo immer möglich. Ebenso unterstützen will das Vier Peh der Landtagsvizepräsident Wolfgang Drexler (SPD), der sich für die Kultkneipe im Jahr 2012 schon einmal einsetzte, als sie nach einem Pächterwechsel geschlossen war.

Das Vier Peh hat sich immer als alternativer, wenig kommerzieller Standort verstanden. Seitdem Uli Kopp das Vier Peh 2012 übernommen hat, hat sie etwa 300 Konzerte veranstaltet, was zwar die Kultur belebte, aber auch ihre Rendite schmälerte. Sie fühlte sich auch in der Verantwortung, einen Treff im Esslinger Norden aufrecht zu erhalten. Denn tatsächlich kann das jugendliche Ausgehpublikum rund um die ehemalige PH sonst nirgends hin.

Eine weitere Erschwernis liegt darin, dass das Gebäude – genauso wie die Bausubstanz der ehemaligen PH – am Ende seiner Lebensdauer ist und umfassend saniert werden müsste. Vor allem die Toiletten und die Küchen müssten modernisiert werden, berichtet Roland Karpentier, der Pressesprecher der Stadt Esslingen. Das teuerste sind aber die Lärmschutzmaßnahmen, die getroffen werden müssten, wegen der Nachbarn, die sich öfter beschweren. Das kann Kopp zwar nicht nachvollziehen, weil sie sagt, der Hauptlärm würde vom Parkplatz kommen, aber mit Lärmschutz könne das Vier Peh weiter betrieben werden.

Genaue Summen sind hier jedoch nicht zu erfahren. Die Stadt spricht aber auf Nachfrage von erheblichen Investitionskosten. Bei der kurz- bis mittelfristigen Perspektive, die das Vier Peh nur noch hat, dürften sich diese Investitionen für die Brauerei kaum lohnen. Weil das Haus nie groß auf Gewinn ausgelegt war, hat es auch keine Rücklagen, aus denen man die Kosten bestreiten könnte. Irgendwo anders das Vier Peh weiterzuführen, mag sich Uli Kopp nicht vorstellen: „Das läuft einfach nicht“, sagt sie.

Wenn das Haus weg ist, bleibt das Gelände nicht ungenutzt. Die Stadt hat dem Landratsamt eine Fläche nahe des Vier Peh für Unterkünfte angeboten. Nach Auskunft des Landratsamtes sollen die Unterkünfte im zweiten Quartal 2017 fertig sein.