Gegen die Baupolitik der Stadt Esslingen regt sich Widerstand. Foto: Pascal Thiel

Rund 250 Menschen protestieren mit der symbolischen Umarmung einer Wiese gegen die Greut-Pläne. Ein Verein wehrt sich gegen die Bebauung des Gebiets, das unter anderem für die Frischluftzufuhr der Innenstadt von großer Bedeutung sei.

Esslingen - Es regt sich Widerstand gegen die Baupolitik der Stadt Esslingen. Aus Sicht des Vereins „Rettet das Greut“ gibt es gute Gründe, von einer Bebauung der 1,6 Hektar großen Fläche zwischen Hohenkreuz und Serach auch in Zukunft abzusehen. An den fünf Stationen Kaltluftentstehung und Frischluftstrom, Bevölkerungssituation und Wohnraumplanung, Bioklima, Biotopverbund und Umweltplan, Artenschutz, Verkehr und Lärmbelastung haben die Mitglieder am Samstag erklärt, warum sie eine Bebauung ablehnen.

Das zentrale Gegenargument sei die zu befürchtende Verschlechterung der Frischluftzufuhr für die Esslinger Innenstadt, wie der Vereinsvorsitzende Reiner Dietrich sagt. „Das ist ein Thema, das die ganze Stadt betrifft“, stellt er klar. Über das Greut verlaufe entlang des Geiselbachs eine der zwei großen Frischluftschneisen in Richtung Zentrum. Die andere führe von Oberesslingen durch das Hainbachtal in die Innenstadt. Eine Bebauung des Greuts mit 106 Wohneinheiten für 318 Menschen verschlechtere die Situation insbesondere während der heißen Sommermonate.

Neue Gutachten werden erstellt

Im Dezember hatte der Gemeinderat beschlossen, aufgrund eines steigenden Bedarfs an Wohnraum rasch Flächen für den Wohnungsbau zu aktivieren. Dass das Greut nun erneut in den Fokus der Stadtplaner rückt, hängt damit zusammen, dass für das Greut seit 1984 ein gültiger Flächennutzungsplan besteht. Eine Bebauung wäre damit schneller möglich als in einem Gebiet, für welches erst ein neuer Flächennutzungsplan aufgestellt werden müsste. Allerdings sollte das Greut 1988 schon einmal bebaut werden. Damals sollte dort ein Alten- und Pflegeheim entstehen. Aus diesen Plänen wurde nichts, weil Gutachter ökologische Bedenken angemeldet hatten.

Diese Bedenken sind aus Sicht von Dietrich und seinen Mitstreitern heute so aktuell wie einst. „Jetzt geht der Spaß von vorne los“, sagt der Vereinsvorsitzende dazu, dass nun neue Gutachten von der Stadt in Auftrag gegeben wurden. Der Verein habe ebenfalls einen Gutachter bestellt. Seitens der Stadt heißt es, heutige Untersuchungsmethoden seien genauer als in den 1980er-Jahren.

Neben der gefährdeten Ökologie weist der Verein auf weitere Probleme hin, die eine Bebauung mit sich bringe. So sei die Krummenackerstraße schon heute überlastet. „Abends und morgens staut sich der Verkehr bis in die Stadt“, klagt Dietrich. Und die Feinstaubproblematik sei in Esslingen ähnlich wie in Stuttgart. Die Bebauung des Greuts würde die Werte durch mehr Verkehr und weniger Frischluft weiter in die Höhe treiben, fürchtet Dietrich.

Viele schützenswerte Tiere

Dass die Stadt dringend so viel neuen Wohnraum braucht, bezweifelt der Verein zudem. „Der Bedarf scheint nicht so groß zu sein, wie es die Stadt suggeriert“, sagt Dietrich. Dabei stützt er sich auf die Zahlen des Statistischen Landesamtes. Demnach benötige die Stadt, so die Einschätzung des Vereins, in den kommenden Jahren lediglich 100 neue Wohnungen pro Jahr. Derzeit befänden sich aber bereits viele Bauvorhaben in der Umsetzung, darunter auch Großprojekt mit mehreren hundert neuen Wohnungen – etwa in der neuen Weststadt oder in der Flandernstraße.

Als weitere Argumente gegen eine Bebauung wurden am Samstag vor und nach einer symbolischen Wiesen-Umarmung durch rund 250 Menschen im Greut artenschutzrechtliche Gründe genannt. Von der Zauneidechse über das Große Mausohr bis hin zum Wendehals lebten dort viele geschützte Tiere. Eine Umsiedelung sei sehr teuer – sollte sie überhaupt möglich sein.