Der bekannteste Fastenprediger wird Winfried Kretschmann sein.Der bekannteste Fastenprediger wird Winfried Kretschmann sein. Foto: Horst Rudel/Archiv

Für eine Fastenpredigtreihe im Münster St. Paul hat der Pfarrer Stefan Möhler namhafte Redner gewonnen. Unter anderm spricht der Ministerpräsident Winfried Kretschmann über die Ökumene aus Sicht eines Christen und Politikers.

Esslingen - Vor 50 Jahren wäre das noch undenkbar gewesen“, ist sich der Pfarrer Stefan Möhler von der Katholischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen sicher, und er meint damit die Beteiligung der Katholiken am evangelischen Gedenken zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation. Denn in Esslingen wird es an den Sonntagen zwischen dem 5. März und dem 2. April eine Fastenpredigtreihe mit fünf Vorträgen geben, „die die Reformation und ihre Auswirkungen aus der katholischen Perspektive betrachten“, erklärt Möhler. Unter anderem hat er den Ministerpräsidenten und bekennenden Katholiken Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Grüne) als Redner gewonnen. Er wird am Sonntag, 2. April, von 17 Uhr an im Esslinger Münster St. Paul zum Thema „Einheit in Vielfalt? Anmerkungen zur Ökumene aus Sicht eines Christen und Politikers“ sprechen.

Ein Zeichen der Verbundenheit

Unter anderem zeige der katholische Beitrag, dass die 500 Jahre zurückliegende Spaltung in verschiedene Konfessionen für beide großen Kirchen ein wichtiger Anlass sei, „dieses Ereignis in Verbundenheit zu begehen und so ein Zeichen der Versöhnung unter den Christen zu setzen“. In Esslingen sei das nicht außergewöhnlich, sagt Stefan Möhler, denn schließlich besitze „das ökumenische Miteinander“ in dieser Stadt Tradition. Deshalb kommt es nicht von ungefähr, dass die Fastenpredigtreihe unter dem Titel „500 Jahre Reformation – Kontroversen und Versöhnung und die Ökumene heute“ firmiert.

Denn die Veranstaltung solle auch ein Zeichen dafür setzen, „dass wir heute vielmehr das Verbindende sehen“, sagt Stefan Möhler. Das Gedenkjahr biete zudem die Gelegenheit, den jeweils eigenen Blick darauf zu richten, was geschehen ist, nachdem Martin Luther im Jahr 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen hat. Welche Früchte hat das Ereignis für beide Konfessionen gebracht? Was gibt es zu feiern oder auch zu bedauern? Das seien Fragen, die durchaus erörtert werden könnten.

Bei der Veranstaltungsreihe handele es sich zwar um eine katholische Aktion, sagt Pfarrer Möhler, aber sie sei mit den evangelischen Kollegen abgesprochen worden. Nachdem sich die Idee verfestigt hatte, sei er mit seinem Anliegen auf mögliche Prediger zugegangen. Und er habe namhafte Referenten gefunden: „Im evangelischen Esslingen eine katholische Fastenpredigtreihe anzubieten, das hat sie wohl gereizt.“

Fünf namhafte Referenten

Und zur Zusage bewogen. Stefan Möhler freut sich in jedem Fall, dass er neben Kretschmann den Leiter der Südwestrundfunk-Redaktion Religion, Kirche und Gesellschaft, Jörg Vins, sowie den Domkapitular des Bistums Hildesheim, Christian Hennecke, und den Tübinger Dogmatikprofessor Bernd Jochen Hilberath als Fastenprediger gewinnen konnte. Auch Möhler selbst hält im Rahmen der Reihe einen Vortrag zur Ökumene in Esslingen. Die Themen der Prediger seien „im kommunikativen Prozess“ erarbeitet worden.

Katholische Anmerkungen zum Reformationsgedenken

Jörg Vins
Der Leiter der Südwestrundfunk-Redaktion Religion, Kirche und Gesellschaft, Jörg Vins spricht am 5. März zum Thema „Kirchenspaltung und die Glaubwürdigkeit der Christen in der Öffentlichkeit“.

Christian Hennecke
Der zweite Prediger, Christian Hennecke, ist seit 2015 Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bistum Hildesheim. Hennecke war dort acht Jahre lang für die Priesterausbildung zuständig und ist Autor zahlreicher Bücher. Er spricht am 12. März im Münster St. Paul zu dem Thema: „Was wird aus dem Christentum – Können wir aktuellen Herausforderungen noch getrennt begegnen?“

Bernd Jochen Hilberath
Für die Fastenpredigt am 19. März konnte Bernd Jochen Hilberath gewonnen werden. Er ist Professor für Dogmatische Theologie und Dogmengeschichte an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Zudem ist er an dieser Hochschule der Direktor des Instituts für Ökumenische Forschung. Seiner Meinung nach ist Luthers „Anfrage“ zum Kirchenverständnis auch heute noch von Bedeutung. Deshalb würde er Martin Luther zum Kirchenlehrer erheben. Hilberath spricht in seinem Vortrag zum Thema „Ewiglich geschieden . . .? Zur Frage des gemeinsamen Abendmahles“.

Stefan Möhler
Der katholische Esslinger Pfarrer beschreibt am 26. März in seiner Predigt „500 Jahre danach: Ökumene in Esslingen – Traum oder Alptraum?“ das Verhältnis von evangelischen und katholischen Christen.

Winfried Kretschmann
Den Abschluss bildet am 2. April die Rede „Einheit in Vielfalt? – Anmerkungen zur Ökumene aus Sicht eines Christen und Politikers“ von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

Termine
Alle Fastenpredigten werden an den jeweiligen Sonntagen in der Fastenzeit von 17 Uhr an im Esslinger Münster St. Paul gehalten.