Allein im vergangenen Jahr verlor die Kirche etwa tausend Menschen im Dekanat Esslingen. Foto: Pascal Thiel

Das Dekanat Esslingen soll bis zum Jahr 2024 sechs Pfarrstellen streichen. Entlassungen soll es jedoch keine geben.

Esslingen - Die Nachrichten aus Stuttgart sind nicht gut für den Kirchenbezirk: Laut dem Pfarrfahrplan der Landeskirche muss das Dekanat Esslingen von seinen gegenwärtigen 29,75 Stellen bis zum Jahr 2024 sechs Stellen eingespart haben. Allerdings ist der Plan von der Landessynode noch nicht beschlossen, das wird sie erst Mitte März machen.

Kommt alles wie geplant, dann verringert sich der Personalbestand der Gottesmänner und -frauen im Dekanat um rund 17 Prozent. Und das, obwohl das Dekanat bereits im Jahr 2012 etwas mehr als drei Stellen eingespart hat. Besser sieht es im ganzen Landkreis Esslingen aus, mit den Dekanaten Bernhausen, Nürtingen, Kirchheim und Esslingen. Hier beträgt der Rückgang durchschnittlich etwa 14 Prozent.

Zugrunde liegt ein starker Rückgang der Gemeindeglieder. Allein im vergangenen Jahr verlor die Kirche etwa tausend Menschen im Dekanat Esslingen. Damit verringerte sich die Zahl der evangelischen Christen von 59 500 auf 58 500. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Älteren sterben, Jüngere kommen weniger nach. Die Kirche verliert langsam aber sicher den Halt in der Gesellschaft.

Auf 1400 Christen kommt ein Pfarrer

Nun muss das Dekanat mit dem Schwund zurechtkommen. Wie das genau aussieht, kann Weißenborn noch nicht sagen, die Gremien beraten noch darüber. Möglicherweise könnte es auch wieder Fusionen geben, zuletzt hatten sich die beiden Stadtkirchengemeinden zusammengeschlossen. Klar ist für die Kirche auch, dass niemand entlassen wird. Frei werdende Stellen werden also nicht neu besetzt.

Rein rechnerisch soll sich auch für die Seelsorge nichts verschlechtern. Denn der schwindenden Zahl der Pfarrer steht eine genauso schwindende Gemeinde gegenüber. Das heißt, es wird auch im Dekanat künftig auf etwa 1400 Christen ein Pfarrer kommen, der Hochzeiten hält und tauft, und ihnen ein Ansprechpartner ist bei Problemen mit Gott und der Welt.

Die Kirche steckt in einer Krise

Für den Dekan Bernd Weißenborn ist die Situation nicht einfach. „Wir müssen Loslassen lernen. Wir müssen uns fragen, wie gehen wir damit um und wie gehen wir miteinander um.“ Mit den Pfarrstellen stehen möglicherweise auch wieder Kirchen und kirchliche Gebäude auf der Kippe. Längst bekannt ist, dass die Frauenkirche in Esslingen kaum mehr eine Funktion hat, auch wenn sie die kunstgeschichtlich bedeutendste und auch wohl die schönste aller mittelalterlichen Kirchen in Esslingen ist. Hier hat das Dekanat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die Vorschläge machen soll, was aus dem Gotteshaus künftig wird.

Dass die evangelische Kirche insgesamt in einer Krise steckt, kann sicherlich niemand mehr wegdiskutieren. Doch Bernd Weißenborn signalisiert hier Zuversicht und ein unerschütterliches Gottvertrauen: „Die Kirche hat schon sehr viel durchgemacht und hat alles überstanden“.