Sorgenkind: der Aufzug an Gleis 1 am Esslinger Bahnhof Foto: Horst Rudel

Die Aufzüge am Esslinger Bahnhof sind häufig defekt. Vor allem das Sorgenkind am Gleis 1 steht zum Ärger vieler Reisender häufig still. Die Deutsche Bahn verspricht, sie gegebenenfalls zu ersetzen.

Esslingen - Die junge Frau seufzt, als sie an der Treppe am Esslinger Bahnhof steht. Mit der rechten Hand hält sie einen Zwillingskinderwagen, in der linken einen großen Reisekoffer. Doch sie muss die Treppe hinab in die Unterführung nehmen, denn auf der Glastür des Aufzuges, der Bahnreisende hinabbringen soll, haftet ein runder Aufkleber. Auf dem dicken roten Balken prangt das Wort „Defekt“. Seit dem 18. August, also bereits seit einer Woche, ist das nun schon so. Wieder einmal.

Dabei ist das Sorgenkind erst kürzlich aufwendig repariert worden. Zuletzt hatte laut der Deutschen Bahn ein sogenannter Frequenzumformer den Geist aufgegeben und musste ausgetauscht werden. „Die Aufzüge an Gleis 1 und Gleis ⅞7/8 sind am Ende ihres Lebens angekommen“, sagt der Bahnsprecher Werner Graf. Mit ihren 15 Jahren zählen die Lifte zum alten Eisen und seien auch deutlich häufiger für Störungen anfällig. Doch das Alter ist nicht der einzige Grund für die ständigen Ausfälle.

Technische Probleme, Vandalismus und falsche Bedienung

„Generell haben wir eine Mischung aus technischen Problemen, Vandalismus und falscher Bedienungen“, gibt Graf zu bedenken. Zum einen seien die Schließsensoren aus Sicherheitsgründen sehr sensibel eingestellt, damit niemand eingeklemmt werde. „Wenn Leute reinspringen und die Hand für einen weiteren Gast in die Tür halten, schnappt die Tür hin und her. Dabei wird der Schließmechanismus überlastet“, erklärt Graf. Wenn die Tür dabei auch noch mit Kraft aufgedrückt würde, schalte die Türschließautomatik irgendwann ab. Und schon ist die Störung ist da.

Zum anderen würden bei älteren Modellen Ersatzteile häufig nicht mehr geliefert. „Wir haben kein Baumarkt-Regal, aus dem wir uns bedienen können. Und wir haben Probleme, an Ersatzteile für ältere Modelle ranzukommen“, sagt Graf.

Es soll nachgerüstet werden

Dass es so nicht weitergehen kann, dessen ist man sich auch bei der Bahn bewusst. „Wir haben aktuell ein Spezialunternehmen mit einer Bestandsaufnahme beauftragt“, sagt Graf. Dort, wo es nötig ist, will man nach der Prüfung des Berichts die Aufzüge innerhalb der kommenden zwei Jahre austauschen. „Das dauert so lange, weil zunächst ein Budget dafür bereit gestellt werden muss und wir den Auftrag dann öffentlich ausschreiben müssen“, betont er. Man sei dann gezwungen, den günstigsten Hersteller zu nehmen. Daraus erklärt sich auch die Vielzahl der Hersteller.

Eine Neuerung wird es allerdings bereits in kurzer Zeit geben. Bis Ende September soll jeder Bahnaufzug in Deutschland an ein elektrisches Meldesystem angeschlossen werden. „Anfang Oktober wird das bundesweit scharfgeschaltet“, verspricht Graf. Dann werden Störungen unmittelbar elektronisch übermittelt und ein entsprechender Reparaturauftrag geht an die Technik.

„Uns tut jeder Tag leid, an dem ein Rollstuhlfahrer oder eine Mutter an der Treppe steht“, betont Graf. Aber er könne derzeit nur darauf verweisen, dass man vor Reiseantritt auf der Homepage der Bahn oder der VVS nachschaut, wo es Mobilitätseinschränkungen gibt.