An den Feinkosttheken herrscht in diesen Tagen Hochbetrieb Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Was ist der kulinarische Renner, wenn die Deutschen an Weihnachten essen gehen? Die Gans belegt mit 55,1 Prozent den Spitzenplatz. Auf Platz zwei stehen Wildgerichte (47,1), gefolgt von Rind (34,8) und Ente (31,6). Und was kommt an Heiligabend daheim auf den Tisch? Würstchen mit Kartoffelsalat, sagt jeder dritte Deutsche.

Stuttgart - Der Auch in diesem Jahr stehen Gans und Wild ganz oben auf der Speiseliste zu Weihnachten. Der Karpfen hat hingegen ausgedient. An der Fischtheke hat der Lachs die Nase vorn. „Karpfen verkaufen wir so gut wie gar nicht mehr“, sagt Fabian Puder vom Frische Paradies in Bad Cannstatt. Bereits seit einigen Jahren verzeichnet der Delikatessen-Großmarkt diesen Trend. „Zu Weihnachten möchten sich die Menschen gern etwas Besonderes leisten“, sagt Kamal Ismaiel. Seit 15 Jahren arbeitet er bei Feinkost Böhm und weiß aus Erfahrung, dass die Kunden an den Feiertagen eine Mischung aus Traditionellem und Ausgefallenem möchten.

Neben Delikatessen wie Trüffel oder Kaviar wandern auch feine Olivenöle und hochwertige Weine in den Einkaufswagen. „In diesem Jahr verkaufen wir eine unfassbare Menge an Whiskey und Gin“, berichtet Michael Becker von Galeria Gourmet. Vor allem Gin hat sich in den vergangenen Jahren wieder zum Trendgetränk entwickelt. „Es gibt Sorten, in denen bis zu 80 verschiedene Kräuter enthalten sind“, sagt Becker.

Das leibliche Wohl an Weihnachten lassen sich die Deutschen laut einer Studie des Handelsverbands Deutschland einiges kosten. Für Geschenke und Lebensmittel werden im Schnitt 447 Euro ausgegeben, Tendenz steigend. Das merken auch die Händler. Am vergangenen Samstag hat die heiße Phase vor dem Fest begonnen. Nicht nur die Kaufhäuser sind voll, auch in den Feinkostläden bilden sich vor den Frischetheken und Kassen lange Schlangen.

Auch wenn sich viele Menschen zu Weihnachten ein kleines bisschen Luxus gönnen, kaufen die Verbraucher aber nicht wahllos ein. Zwar wird beim Weihnachtseinkauf oftmals nicht mehr auf den Preis geachtet, dafür aber verstärkt auf die Qualität der Ware. „Die Leute legen bei Fisch und Fleisch Wert darauf, wie die Tiere gehalten wurden“, erzählt Becker. „Es gibt natürlich auch Leute, die an Weihnachten sparen möchten. Aber die meisten geben für gute Qualität gern mehr Geld aus als sonst“, berichtet Fabian Puder. Auch im Hinblick auf immer neue Lebensmittelskandale wird den Kunden die artgerechte Haltung der Tiere immer wichtiger. Auf die Herkunft der Produkte legen die Verbraucher hingegen weniger wert. Französische und italienische Weine oder Rinderfilet aus Argentinien verkaufen sich genau so gut wie regionale Produkte.

Damit für den Kunden das Weihnachtsessen bereits in der Besorgungsphase möglichst stressfrei bleibt, bieten viele Läden einen Bestellservice an. Dieser wird immer stärker genutzt und bietet den Händlern Planungssicherheit. Damit über die Feiertage keine frische Ware in den Kühlhäusern verdirbt, ordern sie bei ihren Lieferanten nur das, was die Kunden bestellt haben. Auch bei Feinkost Böhm können Einkaufslisten telefonisch durchgegeben werden. „Einer unserer Mitarbeiter erledigt dann den Einkauf im Laden. Der Kunde muss dann nur noch die fertig gepackten Einkaufstüten abholen und bezahlen“, erzählt Kamal Ismaiel. Auf Wunsch werden die Einkäufe nach Hause geliefert.

Gerade im Feinkostsegment scheint vor Weihnachten das Motto zu lauten: Es gibt nichts, was es nicht gibt. Wem der Bestellservice allein nicht reicht und sich auch das Kochen sparen möchte, wird im Kühlregal von Böhm fündig. Besonders beliebt ist die Kalbsjus. Für die eigene Zubereitung würde man über ein Dutzend Zutaten benötigen. Dazu kommt die lange Kochzeit. „Die Kalbsjus muss bis zu 19 Stunden kochen“, erläutert Ismaiel. Dieses „Rundum-Sorglos-Paket“, das die Feinkostläden ihren Kunden bietet, trägt vermutlich zur entspannten Shoppingatmosphäre bei. „Es ist wirklich kurios. Unsere Kunden sind sogar noch freundlicher als sonst“, erzählt Michael Becker. Aus Erfahrung weiß er jedoch, dass das in Supermärkten und Discountern anders ist. „Wir bieten den Kunden ein ganz anderes Einkaufserlebnis“, sagt er.

Und was ist der kulinarische Renner, wenn die Deutschen an Weihnachten auswärts essen gehen? Die Gans belegt mit 55,1 Prozent den Spitzenplatz. Das ergab eine Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Auf Platz zwei stehen Wildgerichte (47,1), gefolgt von Rind (34,8) und Ente (31,6). Und was kommt an Heiligabend daheim auf den Tisch? Würstchen mit Kartoffelsalat, sagt jeder dritte Deutsche. Auf Platz zwei folgt der Gänsebraten.