Fettes Essen kann Sodbrennen hervorrufen. Foto: VIG.co-Fotolia

Sodbrennen ist zur Volkskrankheit geworden. Die Beschwerden kann man aber in den Griff bekommen, sagen Mediziner.

Aachen - Im Mund ein fahler, saurer Geschmack, und die Speiseröhre tut weh. Es brennt schon fast. Die Diagnose lautet nicht selten Sodbrennen. „Ein Grund für die Zunahme des Sodbrennens ist die mangelnde Bewegung der Patienten und die sitzende Tätigkeit. Dadurch wird der Druck auf den Magen erhöht und es entsteht mehr Reflux“, sagt Christian Trautwein, Gastroenterologe an der Uniklinik Aachen, Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Auch Übergewicht ist ein Problem.

Übergewicht ist ein Problem

Über die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist übergewichtig, wie die Zahlen der Deutschen Adipositas-Gesellschaft zeigen. „Bei Übergewicht steigt der Druck im Magen – in der Folge kann saurer Mageninhalt leichter in die Speiseröhre gelangen“, sagt er. Ärzte sprechen von Sodbrennen, wenn die Magensäure in den Mund gelangt und man den sauren Geschmack wahrnimmt. Ausgelöst wird das Sodbrennen durch den Reflux. „Dabei gelangt die Magensäure in die Speiseröhre und steigt auf. Ein erstes Anzeichen für Beschwerden kann Heiserkeit sein. „Viele Patienten gehen zunächst erst mal zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt. An Reflux denken viele nicht“, sagt Trautwein. Weitere Symptome können Magenschmerzen und Verdauungsprobleme sein. Einige Menschen haben auch einen verstärkten Appetit, weil sie merken, dass die Beschwerden nach dem Essen besser werden. Die Magensäure wird durch die Nahrung verdünnt und reizt dann weniger.

Ausgelöst wird Sodbrennen durch verschiedene Genussmittel: „Rauchen und Alkoholkonsum sind nicht gut für den Magen“, sagt Trautwein. Beides aktiviert die Säurebildung. Aber auch Stress und Sorgen schlagen vielen Menschen auf den Magen. Andere reagieren auf Süßigkeiten, Kaffee, Zitrusfrüchte oder fettes Essen. „Eine sinnvolle Lösung ist es, die Lebensgewohnheiten umzustellen“, sagt er - Gewicht reduzieren, mehr Bewegung und der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten.

Wer Sodbrennen hat, sollte aufs Rauchen verzichten

Ein wesentlicher Pluspunkt im Kampf gegen das Sodbrennen ist Zigarettenverzicht. Denn Nikotin schwächt die Schließmuskelfunktion der Speiseröhre, die zudem von den Teerstoffen des Zigarettenqualms gereizt wird. Laut einer holländischen Studie steigert ein Rauchstopp die Chance auf einen Rückgang der Refluxsymptome aufs Doppelte. Der Verzicht auf Kaffee bringt hingegen laut einer schwedischen Untersuchung gar nichts, der beliebte Muntermacher baut sogar – vermutlich aufgrund seiner Gerbstoffe – einen gewissen Schutz vor Sodbrennen auf.

Auch Medikamente können dem Magen schaden und Sodbrennen hervorrufen. Das sind Medikamente zur Behandlung von Bluthochdruck, koronaren Herzerkrankungen, Asthma, Harninkontinenz, Östrogenpräparate und Psychopharmaka mit angstlösender Wirkung. „Aber auch Medikamente, die einen regelmäßigen Einsatz finden und freiverkäuflich sind, können dem Magen schaden und den Reflux fördern“, sagt Trautwein. Aspirin ist bekannt dafür, den Magen zu reizen, Magengeschwüre- und Blutungen hervorzurufen. „Bei Patienten über 65 Jahren sollte daran gedacht werden, dass der Magen vermehrt anfällig für Schmerzmittel ist und daher bei längerer Einnahme ein zusätzlicher Magenschutz sinnvoll ist.“

Schmerzmittel können dem Magen schaden

Auch die Schmerzmittel Ibuprofen und Diclofenac fördern das Sodbrennen. Trautwein empfiehlt, Schmerzmittel nicht auf leeren Magen einzunehmen, da dann die Magenschleimhaut anfälliger ist. „Vor allem bei ältere Patienten sollten Schmerzmittel nicht zu lange ohne Magenschutz eingenommen werden“, sagt er.

Gegen das Sodbrennen greifen viele auch auf Medikamente zurück. In der Apotheke sind, rezeptfrei, die sogenannten Protonenpumpenhemmer erhältlich. Sie blockieren ein Enzym, das die für die Bildung von Salzsäure benötigten Wasserstoffprotonen in den Magen pumpt. In der Folge geht dort der Säuregehalt nach unten, so dass sich nicht nur die Schleimhaut erholen kann, sondern auch weniger Rückflussdruck in Richtung Speiseröhre entsteht. Dazu muss aber das Medikament korrekt eingenommen werden. „Für eine kurzzeitige Therapie ist das Medikament eine gute Wahl“, sagt Trautwein. Wer aber jahrzehntelang die Tabletten einnehme, müsse mit Nebenwirkungen rechnen – vor allem im Knochenbau. Denn damit der Körper Kalziumkarbonat, umgangssprachlich Kalk genannt, aufspalten kann, benötigt er Magensäure. Acht Millionen Menschen in Deutschland nehmen regelmäßig Mittel gegen Sodbrennen. „Bei langjähriger Einnahme von Protonenpumpenhemmer kann es vermehrt zur Osteoporose kommen“, sagt Trautwein“, sagt Trautwein. Und die Wirksamkeit der Protonenpumpenhemmer wird durch eine dänische Studie infrage gestellt:

Besser als Medikamente zu nehmen, ist es die Gewohnheiten zu ändern

Forscher beobachteten die Effekte der Pumpenhemmer auf fast 10 000 Patienten, die am Barrett-Ösophagus litten – einer Verkürzung der Speiseröhre, die als typische Folge von chronischem Reflux gilt und im Speiseröhrenkrebs enden kann. Durch die Medikamente sollte dieser Prozess eigentlich verhindert oder zumindest verzögert werden, doch in der Studie zeigten sie sich als wirkungslos. „Wir konnten keinen Tumorschutzeffekt feststellen“, sagt Studienleiter Frederik Hvid-Jensen vom Aarhus University Hospital in Dänemark. Im Gegenteil: Wer die Pumpenhemmer einnahm, zeigte sogar besonders viele Dysplasien, also Vorstufen zum Krebs.

Damit der Schutz vor Krebs eintreten kann, muss das Medikament korrekt eingenommen werden, und da sieht Martin Storr von der Ludwig-Maximilian-Universität in München große Defizite. Er geht davon aus, dass sich „bestenfalls 50 Prozent der Patienten“ an die Vorgaben des Arztes und der Packungsbeilagen halten. Die besagen, dass man die Tabletten unzerteilt und 30 Minuten vor dem Essen einnimmt. Weil bei der Einnahme der Medikamente Fehler passieren, raten Ärzte, den Lebensstil zu ändern. Das ist zwar schwerer als der Gang in die Apotheke, aber das Brennen hört sicherlich auf.