Am 13. November 2009 wird bei einer Gedenkfeier beim Fort Douaumont zum ersten Mal die deutsche Flagge gehisst Foto: Mary Evans Picture Library

Granattrichter und Schützengräben, zerborstene Betonbunker und rostiger Stacheldraht, Gedenkstätten und Friedhöfe – an den ehemaligen Frontlinien und auf den Schlachtfeldern ist der Erste Weltkrieg bis heute gegenwärtig. Im Jubiläumsjahr 2014 werden hier besonders viele Besucher erwartet.

Granattrichter und Schützengräben, zerborstene Betonbunker und rostiger Stacheldraht, Gedenkstätten und Friedhöfe – an den ehemaligen Frontlinien und auf den Schlachtfeldern ist der Erste Weltkrieg bis heute gegenwärtig. Im Jubiläumsjahr 2014 werden hier besonders viele Besucher erwartet – auch aus Deutschland. Wir stellen ausgewählte Ziele vor.

Ypern

Ypern - Deutsche Truppen versuchten im Verlauf des Ersten Weltkriegs mehrmals, die Stadt Ypern in Belgien einzunehmen – wurden aber immer wieder zurückgeschlagen. Im April 1915 setzten deutsche Truppen hier zum ersten Mal Chlorgas ein. 1917 testeten sie in Ypern die tödliche Wirkung von Senfgas. „Yperit“ ist in Frankreich bis heute ein Synonym für Giftgas. Insgesamt verloren auf den Schlachtfeldern von Ypern rund 600 000 Menschen ihr Leben. Die berühmte mittelalterliche Tuchhalle von Ypern wurden vollständig zerstört.

Nach dem Krieg wurde Ypern teils originalgetreu wieder aufgebaut – auch die Tuchhalle, einer der größten profanen gotischen Gebäudekomplexe Europas, der zum Unesco-Welterbe gehört. In dem Gebäude ist das mehrfach ausgezeichnete Museum In Flanders Fields untergebracht – eine interaktive Ausstellung von Erlebnisberichten über das Schlachtfeld bei Ypern, täglich geöffnet, www.toerisme-ieper.be/de. In der Umgebung von Ypern befinden sich zahlreiche Soldatenfriedhöfe. Ypern selbst ist von einem gigantischen Höhlennetz durchzogen, das im Ersten Weltkrieg von Arbeitern angelegt und erst 2009 wiederentdeckt wurde.

Am Kriegerdenkmal Menenpoort („Gedenktor“) findet täglich um 20 Uhr eine Gedenkzeremonie für die Gefallenen des Commonwealth statt.

Verdun

Verdun

Verdun – Die Schlacht um Verdun dauerte vom Februar bis zum Dezember 1916. Mit massiven Angriffen auf den Angelpunkt der französischen Verteidigung wollten die deutschen Truppen andere Frontabschnitte entlasten. Der deutsche Generalstabschefs Erich von Falkenhayn beabsichtigte ein „Ausbluten“ der französischen Armee. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass die Festung Verdun schwerer einzunehmen war als gedacht. Im erbitterten Kampf brachten beide Seiten schwere Opfer. Man geht von 170 000 französischen und 150 000 deutschen Todesopfern aus. Verdun wurde so zum Sinnbild der Schrecken des modernen Krieges, in dem die Soldaten zu „Material“ degradiert werden.

Selbst 100 Jahre nach diesem blutigen Ereignis sind die Spuren der Schlacht noch deutlich zu sehen: Granattrichter und Gräben, moosbewachsene Ruinen, rostiger Stacheldraht, zerborstener Beton und unzählige Bunkerbauten. Die Nationale Gesellschaft zum Andenken an die Schlacht von Verdun hat gut beschilderte Wanderwege angelegt.

Wer die Schlachtfelder besichtigen will, sollte gutes Schuhwerk tragen, da das Gelände an vielen Stellen uneben und teils auch morastig ist. In den Resten des Fort Douaumont können Stollen und Kasematten, Flaktürme und Bunker besichtigt werden. Das Mémorial de Verdun ist Gedenkstätte und Museum.

Neben der Wanderung lohnt besonders der Besuch des Beinhauses Ossuaire de Douaumont, in dem die Gebeine von schätzungsweise 130 000 französischen und deutschen Toten ruhen, die nicht mehr identifiziert werden konnten – ein ebenso schauerlicher wie bewegender Anblick. Vor dem Ossuaire liegt ein französischer Soldatenfriedhof. Rund um Verdun gibt es auch 29 deutsche Soldatenfriedhöfe, auf denen etwa 74 000 Tote bestattet wurden.

Verschiedene Reiseveranstalter bieten organisierte Touren nach Verdun an, z. B. Dehn Touristik in Neumünster, www.dehn-reisen.de.

Thiepval

Thiepval

Thiepval – In Großbritannien steht der Name Thiepval bis heute als Synonym für die Kata-strophe, in die englische und irische Einheiten in der Somme-Schlacht von 1916 gerieten. Denn der Weiler Thiepval in der französischen Region Picardie war der Brennpunkt der Somme-Schlacht im Jahr 1916, die als eine der blutigsten des Ersten Weltkriegs in die Geschichte einging – allein am ersten Tag wurden rund 60 000 britische Soldaten getötet oder verwundet. Thiepval wurde bei den mehrmonatigen Kämpfen komplett zerstört.

Das Thiepval-Denkmal ist die wichtigste britische Gedenkstätte in Frankreich und wird jährlich von über 160 000 Menschen besucht. Der 45 Meter hohe, auf 16 Pfeilern ruhende Bogen wurde von der britischen Regierung in Auftrag gegeben und 1932 errichtet. Er erinnert an Soldaten der britischen und südafrikanischen Armee-Einheiten, die im Ersten Weltkrieg in der Schlacht an der Somme gefallen sind und nicht mehr in einem eigenen Grab bestattet wurden – über 72 000 Namen sind eingemeißelt.

Alljährlich am 1. Juli (Beginn der Schlacht) und 11. November (Veterans Day) werden gemeinsame britisch-französische Gedenkzeremonien abgehalten. Seit 2004 gibt es auch ein Informationszentrum über die Somme-Schlacht (täglich geöffnet).

Monte Piana, Col di Lana

Monte Piana, Col di Lana – Von 1915 bis 1918 tobte in den Dolomiten ein äußerst zermürbender Stellungskrieg. Im Gebirgskrieg starb nur ein Teil der Soldaten durch feindlichen Beschuss. Viele mehr kamen durch Alpinunfälle, Lawinenabgänge, Felsstürze ums Leben, denn die Kriegsparteien nutzten die Naturgewalten für ihre Zwecke und lösten durch Beschuss absichtlich Schnee- und Steinlawinen aus. Andere verhungerten oder erfroren. Besonders hart umkämpft war der Monte Piana (2324 m) in den Sextener Dolomiten, der Monte Sief und der benachbarte Col di Lana (deutsch: Buchenstein), der bis heute wegen der hohen Verluste Blutberg genannt wird.

Im Gipfelbereich des Monte Piana zeugen bis heute Stellungsanlagen, Schützengräben und Stollen von dem Gemetzel. Diese können auf einem Historischen Rundweg und in einem Freilichtmuseum besichtigt werden. Wer nicht auf den Gipfel wandern kann oder will, kann einen Jeep-Shuttle benutzen. Er verkehrt von Juni bis Oktober täglich ca. alle 20 Minuten zwischen dem Lago di Misurina und der Bosi-Hütte. In der Nähe der Hütte befindet sich eine Kapelle, die den Gefallenen vom Monte Piana gewidmet ist.

Auch auf dem Gipfel des Col di Lana befindet sich heute eine Kapelle zum Andenken an die im Krieg gefallenen Soldaten. Außerdem sind verfallene Schützen- und Laufgräben und einige Barackenreste erhalten, und es gibt ein kleines Museum.

Weitere Infos zum Monte Piana: www.montepiana.com/indexger.htm. Für Skitourengänger bietet der Alta Badia Tourismusverband die Gebirgsjäger-Skitour, www.altabadia.org/de.

Isonzo

Isonzo

Isonzo – Nach dem Kriegseintritt Italiens entwickelte sich das Grenzgebiet am Fluss Isonzo zum Hauptkampffeld an der südlichen Front. Das Gebiet liegt größtenteils im heutigen Slowenien. Insgesamt kam es dort zu zwölf Schlachten zwischen Juni 1915 und Oktober 1917. Die Zahl der Todesopfer wird auf eine halbe Million geschätzt. Deshalb wird dieser Kriegsschauplatz auch das Verdun der Alpen genannt.

Von den zwölf Schlachten am Isonzo sind bis heute zahlreiche von den Soldaten in den Fels gesprengte Kavernen, Bunker und Versorgungsschächte erhalten geblieben. Einige der damaligen Verteidigungsanlagen wurden als Anschauungsobjekte restauriert, so sind vor allem die Anlagen am kleinen Pal und am Cellon sehenswert. Am Cellon griffen die Italiener den Nachschubweg der Österreicher mit Artillerie an. Deshalb bauten hier österreichische Pioniereinheiten einen fast senkrecht emporsteigenden und mit Holztreppen versehenen Nachschubschacht im Berg, den sogenannten Cellonstollen. Stirnlampe, Klettersteigausrüstung, Steinschlaghelm sind erforderlich. Für Kinder und Ungeübte ist ein kurzes Sicherungsseil empfehlenswert. Eine genaue Beschreibung der Tour unter www.bergsteigen.com. Geführte Touren bietet z. B. www.go-vertical.at. Im karstigen Kampfgebiet gibt es Stellen, wo man auch heute noch Knochen, verrostete Gürtelschnallen, Bajonette oder Stacheldraht finden kann.

Seit 1990 erinnert im slowenischen Kobarid ein inzwischen mehrfach ausgezeichnetes Museum an die Isonzoschlachten. Weitere Informationen: www.kobariski-muzej.si/deu.

Gallipoli

Gallipoli

Gallipoli – Die Schlacht von Gallipoli wurde während des Ersten Weltkriegs auf der türkischen Halbinsel Gallipoli ausgetragen. Die Entente-Mächte wollten die Halbinsel besetzen und sie als Ausgangsbasis für die Eroberung der osmanischen Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) nutzen, scheiterten jedoch an den Verteidigern. Insgesamt verloren dabei Schätzungen zufolge 350 000 Soldaten ihr Leben.

Die Schlachtfelder von Gallipoli mit den Schützengräben und Bunkern sind heute ein Besuchermagnet auf der Halbinsel. Vor allem australische und neuseeländische Touristen besuchen den Ort, an dem ihre Vorfahren kämpften und starben. Besichtigt werden kann auch die Bucht, in der die Truppen des ANZAC (Australian and New Zealand Army Corps) gelandet sind. Besonders viel los ist jedes Jahr am 25. April, dem ANZAC-Day, wenn offiziell an die gefallenen Soldaten erinnert wird. Rund um das Schlachtfeld liegen einige Denkmäler, die zu Ehren der Gefallenen errichtet wurden. Im Kabatepe-Museum sind Waffen, Uniformen, Briefe und Fotografien zu sehen, aber auch Kurioses wie der Schädel eines türkischen Soldaten, der durch einen Kopfschuss fiel, oder der Zahn eines Hamsters, den ein Soldat offenbar als Haustier bei sich hatte.

Besuche auf den Schlachtfeldern von Gallipoli kann man als Bestandteil von Türkei-Rundreisen bei verschiedenen Reiseveranstaltern buchen z. B. www.goxplore.de oder www.getyourguide