Zum 100. Jahrestag des Kriegsbeginns gibt es eine Fülle von Neuerscheinungen, etwa Christopher Clarks „Schlafwandler“ Foto: Verlag

Bücher und Museen: Was Sie zum 100. Jahrestag des Ersten Weltkriegs lesen und sehen sollten.

Neuerscheinungen Christopher Clark beschreibt in seinem Buch minutiös die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs, nimmt die entscheidenden Akteure unter die Lupe und zeigt, dass der Krieg alles andere als unvermeidlich war. Die These von der Hauptschuld Deutschlands am Ausbruch des Kriegs verweist Clark ins Reich der Fabel.

Christopher Clark: Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog. DVA München 2013, 39,99 Euro.

Einen Überblick über Deutschland im Ersten Weltkrieg haben der Stuttgarter Historiker Gerhard Hirschfeld und sein Düsseldorfer Kollege Gerd Krumeich vorgelegt, in dem sie anhand zahlreicher Briefe und Tagebücher die Zeit zwischen dem Attentat von Sarajewo und dem Versailler Vertrag nachzeichnen.

Gerhard Hirschfeld und Gerd Krumeich: Deutschland im Ersten Weltkrieg. S. Fischer Verlag 2013, 24,99 Euro.

Im Schatten des deutschen Zusammenbruchs verschwand auch eine Großmacht von der Landkarte, die Europas Geschicke jahrhundertelang beeinflusst hatte. Der Wiener Militärhistoriker Manfried Rauchensteiner zeigt, wie und warum die Donaumonarchie unterging, und weist nach, dass die Entscheidung für den Krieg gegen Serbien schon gefallen war, bevor der Blankoscheck aus Berlin kam. Packend geschrieben, obwohl das Ende bekannt ist.

Manfried Rauchensteiner: Der Erste Weltkrieg und der Untergang der Habsburgermonarchie. Böhlau 2013, 45 Euro.

„Wenn wir den Ersten Weltkrieg nicht verstehen, wird uns das ganze 20. Jahrhundert ein Rätsel bleiben“, sagt der Politikwissenschaftler Herfried Münkler und legt eine Gesamtdarstellung des Ersten Weltkriegs vor, in der das Geschehen von oben und unten beleuchtet wird, sprich vom Feldherrnhügel genauso wie aus dem Schützengraben. Dazu liefert Münkler erstaunliche Analogien zur Gegenwart.

Herfried Münkler: Der Große Krieg. Die Welt 1914–1918. Rowohlt 2013, 29,95 Euro.

Romane Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ gilt als der Antikriegsroman schlechthin. Dabei hielt Remarque sein Buch für unpolitisch, da er nur von einer Generation berichten wollte, „die vom Kriege zerstört wurde – auch wenn sie seinen Granaten entkam“, wie er im Vorwort schrieb. Ein Buch gegen den Krieg erschien ihm völlig überflüssig: „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“

Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln, Neuauflage 2013, 15 Euro.

In seinem Buch „In Stahlgewittern“ verarbeitete Ernst Jünger seine Erfahrungen an der Westfront und schilderte den Alltag im Graben in all seiner Brutalität. Zum 100. Jahrestag hat der Literaturprofessor Helmut Kiesel nun eine kritische Ausgabe herausgegeben, in der die unterschiedlichen Fassungen des Buchs verglichen werden.

Ernst Jünger: In Stahlgewittern, Hrsg. Helmut Kiesel. Klett Cotta 2013, 68 Euro.

Museen Das Deutsche Literaturarchiv in Marbach zeigt in einer Kooperation mit den Bodleian Libraries in Oxford und der Bibliothèque nationale et universitaire in Straßburg bis Ende März die Ausstellung „August 1914. Literatur und Krieg“. Zu sehen sind rund 200 Ausstellungsstücke, darunter die Tagebücher von Hermann Hesse und Arthur Schnitzler.

Das Haus der Geschichte in Stuttgart will von 4. April 2014 bis 1. März 2015 den Krieg erlebbar machen. Unter dem Titel „Fastnacht der Hölle – Der Erste Weltkrieg und die Sinne“ sollen Besucher anhand von Gerüchen, Objekten und Tondokumenten den Horror der Materialschlachten nachempfinden können.

Das Deutsche Historische Museum in Berlin stellt in der Ausstellung „1914–1918. Der Erste Weltkrieg“ anhand von 15 Orten wie Berlin, Brüssel oder Verdun den Verlauf und die Folgen des Kriegs dar. Zu sehen von 6. Juni bis 7. Dezember.

Eine grenzüberschreitende Ausstellungsreihe zum Ersten Weltkrieg plant das Netzwerk oberrheinischer Museen, zu dem 25 Häuser in Deutschland, Frankreich und der Schweiz gehören. Weitere Informationen im Internet unter www.netzwerk-museen.eu. (smr)