Stadtlegende Big Tom 2013 auf einem Werbeplakat für den Wasen Foto: ubo

Stadtlegende Big Tom hat’s vorgemacht: Zur späten Stunde lässt er die Hose runter. Am Freitag wird in der Schräglage die erste Nacktparty gefeiert. Doch kommen genügend, die sich ausziehen? Die Skepsis ist groß.

Stuttgart - – Wer Big Tom nur mit Hosen kennt, geht aus Clubs zu früh nach Hause. Big Tom Yardley ist als Stuttgarts bekanntester Nackter zu einer Stadtlegende geworden. Wenn es spät ist, trägt der Mann, der in den 1950ern in Bad Cannstatt geboren ist und einst bei einer Versicherung gearbeitet hat, bei Partys und an der Theke nur noch Ketten und seine dunkel getönte Brille. „Mal was anderes“, so kommentiert Big Tom das, was im Club Schräglage an der Hirschstraße an diesem Freitag, 23 Uhr, zum ersten Mal steigt: eine Nacktparty für Schwaben, die sparen wollen.

Wer seine Klamotten an der Kasse ablegt, darf umsonst rein. Alle anderen zahlen acht Euro Eintritt. Wer jetzt an wilde Orgien und hemmungslosen Sex denkt, liegt völlig daneben. Bei dieser Veranstaltungsreihe, die sich die Berliner Filmproduktionsfirma Easy Doesit ausgedacht hat, handelt es sich um Experimente in Selbsterfahrung und sozialer Interaktion – oder um Provokation und Spaß. Anstarren und Körperkontakt sind unerwünscht. Wer fummelt, fliegt raus.

Mit einigen DJs und Künstlern reisen die Berliner durchs Land und nennen das Ganze die „Nackt–freier-Eintritt-Tour“. Auf ihrer Facebook-Seite sieht man einzelne Partygäste, die unbekleidet unter Tänzern in die Kamera grinsen und ihre Blöße mit Schildern bedecken, auf denen unter anderem „Nackt – freier Eintritt“ steht. Etliche Fotos, so ist zu lesen, seien vom sozialen Netzwerk zensiert und entfernt worden.

Und was geht in Stuttgart? Mit wie vielen Nackten rechnet das Team der Schräglage, das den Berlinern seinen Club in der Nacht zum Samstag überlässt? „Mit Null“, lautet die Antwort. Stuttgart, so die Einschätzung, ist kein gutes Pflaster dafür. In Stuttgart gibt es Mineralbäder und viele Saunen – darüber hinaus reicht die Nacktheit nicht weit.

Stadtlegende Big Tom schaut vielleicht bei der ersten Nacktparty in der Schräglage vorbei, um zu erfahren, wie die Jungen drauf sind. Bei ihm kam bisher keiner auf die Idee, Exhibitionismus zu vermuten. Big Tom machte sich selbst zur Kunstfigur. Warum er seit Jahrzehnten die Hosen runter lässt, hat nur einen Grund, wie er sagt: „In den Clubs ist es immer so heiß. Wären dort die Klimaanlagen besser, hätte ich mich niemals ausgezogen.“