Die erneuerbaren Energien sind derzeit in der Politik eine Großbaustelle – aber nicht alle sind davon überzeugt, dass die gegenwärtigen Arbeiten das Projekt voranbringen. Foto: dpa

Der Umbau des Energiesystems wird immer teurer. Nun will der Bund den Ausbau erneuerbarer Energien deckeln. Ein Schritt in die falsche Richtung, meint der Energiekonzern EnBW.

Stuttgart - Im Jahr 2000 bezahlten die Stromverbraucher 0,19 Cent pro Kilowattstunde Umlage für erneuerbare Energien. In diesem Jahr sind es bereits 6,354 Cent – ein Anstieg um 3250 Prozent. Nun steuert der Bund um und deckelt den Ausbau. Nach Ansicht des Energiekonzerns EnBW könnte sich damit aber das Problem eher noch vergrößern.

Den Herstellern von Windkraft- und Fotovoltaikanlagen drohe nun ein „ruinöser Wettbewerb“, sagte der für Neubauprojekte bei der Stromerzeugung verantwortliche Manager Dirk Güsewell unserer Zeitung. Ein Ausscheiden von Herstellern aber beeinträchtige den Wettbewerb; zudem könne das Interesse dieser Unternehmen leiden, in kostensenkende Technologien zu investieren.

Die Pläne der Regierung bedeuteten, dass das Tempo des Ausbaus in den Jahren bis 2025 um mehr als die Hälfte sinke. Das Schrumpfen des Marktes könne eine „sich selbst erfüllende Prophezeiung“ auslösen: „Wegen der hohen Kosten wird der Ausbau gebremst, und wegen des gebremsten Ausbaus sinken die Produktionskosten nicht.“ Viel wichtiger sei es, stattdessen den Ausbau des Netzes zu beschleunigen, das nicht mit dem Wachstum erneuerbarer Energien mithält und so teure Engpässe verursache.

Unterdessen führt die Ankündigung der EnBW, sich aus dem Geschäft mit Großkunden zurückzuziehen, in der Belegschaft zu Unverständnis. Man sei „massiv enttäuscht“, dass die Betriebsräte im Vorfeld der Entscheidung nicht eingebunden worden seien, heißt es in einem unserer Zeitung vorliegenden Schreiben der Gewerkschaft Verdi. Zwar sei Wandel in der Energiebranche unumgänglich, allerdings sei die Informationspolitik der EnBW „falsch“ und „nicht korrekt“ gewesen.