Zuletzt stammten gut 26 Prozent des deutschen Stroms aus Öko-Quellen Kohlekraft dagegen ist in Mitteldeutschland weit verbreitet Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik – Bis 2022 steigt Deutschland aus der Atomkraft aus, und bis 2050 soll sich das Land zu mindestens 80 Prozent durch erneuerbare Energien wie Solar-, Wasser- oder Windkraft versorgen.

Stuttgart - Beim Umstieg ist Deutschland in den vergangenen 15 Jahren schon einen deutlichen Schritt nach vorne gekommen. Zuletzt stammten gut 26 Prozent des deutschen Stroms aus Öko-Quellen. Einen Großteil davon produzieren rund 25 000 Windräder in der Republik. In den Bundesländern ist die Lage aber recht uneinheitlich. Ein Überblick.

Sonderfall Berlin und Brandenburg

In manchen Bundesländern erschweren Geheimhaltungsvorschriften der statistischen Landesämter eine exakte Betrachtung des Energiemixes. Insbesondere ist das in Berlin und Brandenburg der Fall.

Die Küstenländer

Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern oder Schleswig-Holstein sind (neben Thüringen) die deutschen Ökoenergie-Champions. Ein Beispiel: 2014 sind rund ein Drittel aller Windenergieanlagen in den beiden nördlichsten Bundesländern errichtet worden. Mit rund fünf Gigawatt Leistung – das entspricht der Kraft von fünf Kernkraftwerken – ballen sich die deutschen Winderzeugungsanlagen entlang den deutschen Küsten. Solarenergie ist diesseits der Deiche dagegen nur wenig vertreten. Der Grund: Die Sonne scheint im Norden deutlich kürzer als in Süddeutschland. Kohle bleibt aber ein wichtiges Standbein der Energieversorgung im Norden.

Mitteldeutschland

Die deutschen Kohlereviere ziehen sich wie ein Band durch Mitteldeutschland. Während Steinkohle hauptsächlich im Saarland und im Ruhrgebiet vorkommt, liegen die großen Braunkohlevorkommen westlich Kölns, südlich von Leipzig, in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Dort spielt Kohle als Energieträger, rein historisch bedingt, eine entscheidende Rolle, was sich bis heute fortschreibt. Allerdings haben einige dieser Länder – etwa Sachsen-Anhalt oder Brandenburg – die Zeichen der Zeit früh erkannt und stark auf Windenergie gesetzt.

Baden-Württemberg

Baden-Württemberg hat sich ambitionierte Ziele beim Umstieg auf erneuerbare Energien gesetzt, hat aber einen entscheidenden Nachteil dabei: Nach dem Aus von zwei von vier Kernkraftwerken im Jahr 2011 fehlt dem südwestlichsten Bundesland eine enorm große Menge Strom. Diese allein durch Zuwächse bei erneuerbaren Energien zu ersetzen, gelingt noch nicht. Viel Energie muss stattdessen importiert werden. Insbesondere beim Ausbau der Windkraft hinkt das Land hinterher. Das wird auch so bleiben. Nach 94 Genehmigungen für neue Anlagen im Jahr 2014 wurden 2015 – Stand Ende Juli – erst 15 Genehmigungen ausgesprochen.

Die Alpenländer

Unter den Alpenländern ist Österreich der Öko-Energie-Champion. Rund 80 Prozent seiner Energieerzeugung basieren auf nachhaltigen Rohstoffen. Etwa 30 Prozent der Energie erzeugen Wasserkraftwerke, die Stauseen und Kavernen in den Alpen anzapfen. Die Schweiz kommt auf einen Wasserkraftanteil von knapp 60 Prozent. Rund die Hälfte davon stammt aus Pumpspeicherwerken, denen auch in Deutschland im Kontext der Energiewende als Speicher große Bedeutung zukommt. Beide Länder – Österreich und die Schweiz – exportieren traditionell Strom nach Deutschland. Rund ein Drittel ihrer Energie erzeugt die Schweiz nach wie vor in Atomkraftwerken.

Bayern

Bayern ist als einziger Alpenanrainer traditionell Wasserkraftland. Im letzten Jahrzehnt hatte das Land auch einen starken Ausbau der Bioenergie und Fotovoltaik zu verzeichnen. Alles zusammen führt zu einer weit überdurchschnittlichen Ökostrom-Produktion im Freistaat. Die besten Zeiten für Bayern sind allerdings vorbei. Windräder zu bauen wird in Zukunft aufgrund strenger Abstandsregeln nahezu unmöglich, und bei Biogas und Solarstrom ist die Förderung derart geschrumpft, dass der Markt zusammengebrochen ist. Auch Bayern muss daher noch Ökostrom aus dem Norden importieren.