Windenergie - CDU-Landräte halten das offenbar auch für zukunftsträchtig Foto: dpa

Jahrelang verdiente der Zweckverband OEW gut an den Großkraftwerken des Energiekonzerns EnBW. Das hat sich geändert. Daher steigt man nun in ein neues Geschäft ein: Die Windenergie.

Stuttgart - Die angespannte Lage bei Deutschlands drittgrößtem Energieversorger EnBW bekommen nun auch seine Hauptaktionäre zu spüren. Die Dividenden, die der Energieversorger an die Anteilseigner alljährlich weiterreicht, beginnen zu versiegen.

Der Vorsitzende des kommunalen Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW), Heinz Seiffert, sagte den Stuttgarter Nachrichten, er rechne damit, dass die Ausschüttung der OEW an die Mitglieds-Landkreise ab 2016 auf null zurückgehen. „Dann wird nichts mehr ausgeschüttet“, sagte Seiffert. „Unsere Anteilseigner müssen bei den Dividenden mit einer gewissen Durststrecke rechnen.“

Die OEW hält genau wie das Land Baden-Württemberg 46,75 Prozent an dem Karlsruher Energieversorger EnBW. Die Beteiligung, die in Lauf der Jahre kontinuierlich aufgestockt wurde, sicherte der OEW lange Jahre kontinuierlich hohe Kapitalrückflüsse. Damit ist jetzt offenbar Schluss.

Während die EnBW-Beteiligung den neun OEW-Mitgliedslandkreisen in den Jahren 2010 und 2011 noch einen Geldregen von jeweils 60 Millionen Euro jährlich beschert habe, sänken die Beträge nun. 2014 werden es laut Seiffert nur noch 25 Millionen Euro sein. Im kommenden Jahr werde der Betrag auf rund zehn Millionen Euro zusammenschrumpfen, sagte Seiffert.

Damit verliert der Verband immer mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Die Rückflüsse aus den Gewinnen der EnBW investiert die OEW nämlich traditionell in die Förderung von Kunst in Kultur im Land. Jahrelang kaufte man Werke hiesiger Künstler auf und stellte sie Museen und Sammlungen in der Region zur Verfügung. Ebenso flossen die OEW-Millionen in Projekte zur Erhaltung und Förderung von landestypischer Musik und Architektur. Die Spielräume werden nun aber enger.

Dennoch will sich die OEW aus dem Kultursponsoring nicht zurückziehen. Man werde auch in Zukunft Geld verdienen und weiter in der Förderung von Kunst und Kultur im Land aktiv sein, sagte Seiffert.

Um dies sicherzustellen, geht der von CDU-Landräten dominierte Verband aber neue Wege – und steigt ins Geschäft mit erneuerbaren Energien ein. „Die OEW hat von der EnBW für 30 Millionen Euro Anteile an deren Windpark-Gesellschaft erworben“, sagte Seiffert unserer Zeitung. Die EnBW bestätigte den Einstieg. „Wir müssen uns neuen Geschäftsfeldern öffnen“, sagte Seiffert. Außerdem sei man in die neu gegründete Breitbandgesellschaft der EnBW namens Netcom-BW eingestiegen, sagte der CDU-Landrat im Alb-Donau.Kreis. Beide Bereiche gelten als zukunftsträchtig. Die Renditen, etwa im Geschäft mit Windenergie, sind staatlich reguliert und im derzeitigen Umfeld vergleichsweise hoch.

Vor allem der Einstieg der OEW in den Windenergiemarkt stellt allerdings eine Überraschung dar, da diese Art der Energieerzeugung jahrelang von dem Verband gegenüber Kernkraft oder fossilen Energieträgern nicht eben favorisiert wurde. Besonders mit Kohle- und Gasmeilern lässt sich im Moment aber kein Geld mehr verdienen. Die Preise für Strom aus diesen Anlagen sind seit der Reaktorkatastrophe von Fukuschima im Jahr 2011 drastisch eingebrochen – ein Problem, mit dem vor allem die EnBW massiv kämpft.

Auf einer Kreisräteversammlung in Friedrichshafen am 24. Oktober will die OEW mehrere Hundert Kreisräte über Details des neuen Kurses informieren.