Butter liefert von Natur aus die Vitamine D, A, E und K. Margarine werden diese oft zugesetzt. Foto: dpa

Margarine lässt sich besser streichen, Butter punktet im Geschmack. Welcher Brotaufstrich der bessere ist – da scheiden sich die Geister. Die Stiftung Warentest hat 19 Margarinen getestet.

Stuttgart - Wollte man einen Menschen nur anhand einiger weniger Entweder-oder-Fragen charakterisieren, wären diese drei Fragen obligatorisch: Katze oder Hund? Mayo oder Ketchup? Butter oder Margarine? Die Wahl des Brotaufstrichs – so dachte man lange – sagt so manches über das Gesundheitsbewusstsein aus: Die Butter galt wegen ihrer tierischen Fette lange Zeit als ungesund. Das Cholesterin würde Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen. Heute ist sich die Wissenschaft da nicht mehr so sicher: Denn ein gesunder Mensch verwertet nur einen Bruchteil der Fette. Dennoch greifen viele weiterhin zur Margarine – auch wenn diese geschmacklich zumindest nicht an die Butter heran reicht. Doch welches Streichfett ist nun besser? Die Stiftung Warentest und Ernährungsexperten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) geben ihr Urteil ab:

Wie schneiden die getesteten Produkte ab?

Acht Margarinen haben die Prüfer mit der Gesamtnote „gut“ bewertet. Im Test waren insgesamt 19 Vollfettmargarinen und Streichfette mit Fettgehalten von 70 bis 80 Prozent, darunter drei Bioprodukte. Als Sieger ging die Deli Reform aus dem Haus Walter Rau Lebensmittelwerke (1,44 Euro je 500 Gramm) hervor: Die Margarine enthalte viele gesunde Fettsäuren und sei als einzige „sehr gut“ im Geschmack. Ebenfalls als „gut“ bewertet haben die Tester die günstigen Margarinen der Handelsketten Edeka, Aldi Nord, Aldi Süd, Kaufland, Netto Marken-Discount und Rewe (75 Cent je 500 Gramm). Auch die vegane Sojola (1,77 Euro je 500 Gramm) erhielt die Note „gut“.

Welche Schadstoffe sind enthalten?

Bei der Raffination der Margarine entstehen grundsätzlich Schadstoffe. Diese sogenannten Glycidyl-Fettsäureester können nach der Beurteilung von wissenschaftlichen Gremien wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) wahrscheinlich Krebs auslösen. Im Test kommen diese Schadstoffe in allen Margarinen in unterschiedlichen Mengen vor. Deutlich belastet waren die Produkte von Eden, Provamel und Sana. Das Streichfett Sonja (Vandemoortele) bekam aufgrund der besonders hohen Belastung die Gesamtnote „mangelhaft“.
„Da Butter ein naturbelassenes Produkt ist und nicht raffiniert wird, ist sie in diesem Punkt klar im Vorteil“, sagt der Projektleiter des Tests, der Lebensmittelchemiker Jochen Wettach. Dafür besteht die Gefahr, dass sich bei der Butter Keime ansiedeln. Bei einem Butter-Test im Jahr 2009 fanden die Warentester beispielsweise sogenannte coliforme Bakterien. Diese sind zwar nicht unbedingt gesundheitsgefährdend, weisen aber auf mangelnde Hygiene hin.
Margarine sollte möglichst keine gehärteten Fette enthalten, empfiehlt Peter Grimm von der Sektion Baden-Württemberg der DGE. Denn damit sind gesättigte Fettsäuren gemeint, die sich negativ auf den Cholesterinspiegel im Körper auswirken. Und diese werden schon zur Genüge mit tierischen Lebensmitteln wie beispielsweise Milchprodukte, Wurst oder Fleisch aufgenommen. Gesättigte Fettsäuren sind in Margarinen etwa in Form von tierischen oder festen Fetten wie Kokos- oder Palmfett enthalten. Pflanzenöle wie Raps-, Sonnenblumen- und Leinöl bringen hingegen viele ungesättigte Fettsäuren mit. „Personen mit hohem Cholesterinspiegel raten wir, Margarine mit vielen mehrfach ungesättigten Fettsäuren zu verzehren“, sagt Antje Gahl von der DGE.

Ist Butter das neue Superfood?

Bereits seit einigen Jahren wird Butter als sogenanntes Superfood gefeiert. Vor allem auf englischsprachigen Blogs wird Butter immer wieder in einem Zug mit Chia-Samen, Goji-Beeren und Quinoa genannt. Einen sogenannten „Bulletproof Coffee“ kann man mancherorts auch schon in Deutschland bestellen: Darin ist neben normalem Kaffee auch Butter und MCT-Öl enthalten. Mit seinen mittelkettigen Fettsäuren soll das Öl dazu beitragen, dass der Körper schneller Fett verbrennt. Ob das beim Genuss von „Bulletproof Coffee“ tatsächlich der Fall ist oder ob man sich eher in die eigene Tasche lügt und mehr Kalorien zu sich nimmt, als der Körper auf die Schnelle verbrennen kann, sei dahingestellt. Wissenschaftlich erwiesen ist: Butter liefert von Natur aus die Vitamine D, A, E und K. Margarine werden diese Vitamine oft zugesetzt.

Ist Margarine also doch gesünder als Butter?

Margarine basiert auf gesünderen Fetten als Butter. „Da sie pflanzliche Öle statt tierischer Fette enthält, ist das Fettsäurespektrum einer Margarine besser als das der Butter“, sagt der Ernährungsexperte Peter Grimm. „Andererseits ist Margarine ein verarbeitetes Produkt, Butter ein Naturprodukt.“ Was besser oder gesünder ist, könne man pauschal nicht sagen, sagt Grimm: „Die Entscheidung hängt vom individuellen Geschmack ab.“ Er selbst verwende selten Streichfett. „Ich esse höchstens einmal eine Butterbrezel – und da käme ich nicht auf die Idee, Margarine zu verwenden.“ Die DGE empfiehlt, generell sparsam mit jeglicher Form von Streichfett umzugehen, maximal 30 Gramm täglich zu verwenden. Kalorien sparen lässt sich mit Vollfettmargarine jedenfalls nicht: Mit einem Fettgehalt von mindestens 80 Prozent enthält sie genauso viele Kalorien wie Butter.