Ein Mitarbeiter von Lidl Italia soll bestochen worden sein. Foto: dpa

Wegen des Verdachts der Bestechung und Hehlerei wurden 15 Mitglieder eines Mafia-Clans festgenommen. Unter anderem soll ein Lidl-Mitarbeiter bestochen worden sein. Gegen Lidl Italia selbst gibt es keine Ermittlungen.

Rom/Mailand - Die Supermarktkette Lidl soll in Italien zum Platz für Mafiageschäfte geworden sein. 15 Personen sind am Montagmorgen verhaftet worden, wie die Staatsanwaltschaft in Mailand mitteilte. Sie sollen dem Mafia-Clan der Laudani in Catania angehören. Gegen die Firma Lidl Italia werde jedoch nicht ermittelt, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Ein Konzernsprecher von Lidl Italia sagte unserer Zeitung, dass das Unternehmen erst am Montag von den Ermittlungen der Antimafiabehörde informiert worden sei. Man unterstütze die Behörden bei den Untersuchungen, um schnell Klarheit in die Sache zu bringen.

Vielfältige Vorwürfe

Die Vorwürfe gegen die Festgenommenen sind vielfältig: Sie sollen falsche Rechnungen ausgestellt und die Mehrwertsteuer hinterzogen haben. Zudem wird ihnen Hehlerei und Bestechung vorgeworfen. Über selbst gegründete Firmen für Logistik und andere Dienstleistungen für Unternehmen, die auf einen Strohmann eingetragen waren, soll der Mafia-Clan einem Mitarbeiter von Lidl Italia regelmäßig Geld zugeschoben haben, damit dieser Aufträge an besagte Firmen vergibt. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der Clan mithilfe dieser Firmen in viele Bereiche der lombardischen Wirtschaft einschlichen hat. Vier der zehn Generaldirektionen von Lidl Italia sollen für weitere Untersuchungen unter die Verwaltung der Justiz gestellt worden sein.

Preise werden in den Hinterzimmern bestimmt

Die organisierte Kriminalität im Agrar- und Nahrungsmittelsektor ist im vergangenen Jahr sprunghaft gestiegen. Das Geschäftsvolumen sei um 30 Prozent gewachsen und betrage heute 21,8 Milliarden Euro im Jahr, wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa am Montag meldete. Die „Agrarmafia“ agiere in geheimen Hinterzimmern, in denen sie die Preise bestimmen würde. Zudem würden die Bürokratie und die langen Distributionswege die Transparenz der Geschäfte erschweren. Die Produkte würden oft Hunderte bis Tausende Kilometer transportiert, bevor sie beim Verbraucher ankommen, sagt Roberto Moncalvo, der Präsident des italienischen Landwirtschaftsverbandes Coldiretti. Er fordert deshalb stärkere Kontrollen in der Lebensmittelindustrie, vor allem im Bereich der Discounter.

Lidl hat in Italien in den vergangenen 25 Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt. Inzwischen gibt es etwa 600 Lidl-Filialen in 19 der 20 Regionen des Landes.