Porsche will das Mobilitäs- und Erlebniszentrum im Neckarpark im Dreieck von Mercedes-, Daimlerstraße und dem Veielbrunnenweg ansiedeln. Foto: dapd

Auch Planetarium soll neuen Platz im neuen Sciencecenter des Sportwagenbauers finden.

Stuttgart - Das im Neckarpark an der Mercedesstraße geplante Mobilitäts- und Erlebniszentrum von Porsche biegt auf die Zielgerade. Im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach präsentierten drei Ausstellungsmacher zusammen mit Architekten je 50 Minuten lang ihre Konzepte. Es sei „noch alles offen“, hieß es offiziell bei Porsche. Eine Entscheidung sei nicht gefallen, sie sei dem Vorstand vorbehalten. Der will dem Vernehmen nach Gas geben, in den nächsten zwei Wochen beschließen und Aufträge vergeben.

Also darf man über eine Vorentscheidung sprechen, zumal die Porsche-Vorstände Thomas Eding (stellvertretender Vorsitzender), Bernhard Maier (Vertrieb, Marketing) und Uwe-Karsten Städter (Beschaffung) sich wie die Stadträte verschiedener Fraktionen für die Architektur des Stuttgarter Büros Wulf und Partner (es hat die Messe gebaut) begeisterten. Diese gibt den Vorschlägen des Stuttgarter Kommunikationsgestalters Johannes Milla (Milla & Partner) und eines weiteren Büros einen zeitlosen Rahmen. Wulf und Milla kamen auch den Preis- und Leistungsvorgaben am nächsten. Andere Büros wie HG Merz und Lava überschritten den Rahmen um bis zu 75 Prozent, präsentierten bis zu 43 Meter hohe Ausstellungstürme (Büros Brückner und Sobek) oder Kugelgebäude (HG Merz).

Das Mobilitäs- und Erlebniszentrum soll im Neckarpark im Dreieck von Mercedes-, Daimlerstraße und dem Veielbrunnenweg entstehen. Das Baufeld gehört den Stuttgarter Straßenbahnen (SSB), es würde in Erbpacht vergeben werden. Das neue Gebäude würde sich zu der Grünanlage Veielbrunnen öffnen, die versteckt liegende Brunnenstube aufgewertet werden.

Auch Planetarium soll Heimat finden

Im Konzept weiter vorgesehen ist, dass an der Mercedesstraße zur Feuerwache hin auch das städtische Planetarium eine neue Heimat findet. SSB-Gebäude auf dieser Fläche sind noch vermietet. Erlebniszentrum und Planetarium könnten Aufenthaltsflächen und Technik trotz klarer räumlicher Trennung der jeweiligen Einrichtung gemeinsam nutzen.

Das Mobilitäts- und Erlebniszentrum mit 7800 Quadratmeter Fläche und Baukosten von 26,8 Millionen Euro soll jährlich von bis zu 400.000 Besuchern bevölkert werden. Vor allem Jugendliche und Schüler, denen hier aktuelles Wissen über technische Zusammenhänge zum Teil spielerisch vermittelt werden soll, sind die Zielgruppe. Ob Porsche die Einrichtung allein betreibt, kooperiert oder den Betrieb an einen Spezialisten vergibt, ist noch zu klären. Für die Erstausstattung muss der Konzern zehn bis zwölf Millionen Euro einplanen, die dauerhafte Finanzierung ist noch nicht spruchreif.

Zwei Bauabschnitte machbar

Mit der Entscheidung von Porsche rückt zwangsläufig auch diejenige für die Zukunft des städtischen Planetariums näher. Noch vor den Pfingstferien will OB Wolfgang Schuster den Stadträten darlegen, wie teuer der Umzug des Sternentempels aus dem Schlossgarten nach Bad Cannstatt käme. Bisher war von sechs Millionen Euro die Rede, ohne jede Ausstattung. Im Doppelhaushalt wurde dafür kein Geld eingestellt. Im Gemeinderat wird erwartet, dass der OB die Mittel aus Fondsanlagen der Stuttgarter Versorgungs- und Verkehrs GmbH (SVV) schöpft. Das ist die Dachgesellschaft, die mit der Rendite aus Geldanlagen den jährlichen SSB-Verlust von rund 20 Millionen Euro ausgleicht.

Schuster wirbt schon lange für den Neubau des Planetariums, auch weil die Stuttgart-21-Baustelle der Bildungseinrichtung über Jahre so nahe rücken wird, dass ein geordneter Betrieb gefährdet scheint. Im ersten Bauschritt will die Bahn direkt neben dem Planetarium ein rund 20 Meter tiefes Loch graben, von dem aus ein neuer Abwasserkanal in Angriff genommen werden soll. Mit dem Griff in die SVV-Kasse könnten Mobilitäts-Erlebniszentrum und Planetarium gleichzeitig gebaut werden. Zur Not wären aber nach den Plänen des Büros Wulf auch zwei Bauabschnitte machbar.